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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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zuschob.
    Jason ging dahin, wo Hoom mit seinen Verbänden auf dem Behelfsbett lag.
    »Hast du Aven getötet, Hoom?« fragte Jason laut.
    Hoom schloß die Augen und antwortete deutlich. »Ja.«
    Jason kniete sich neben ihn, und viele, die nichts erkennen konnten, drängten nach vorn, um zu sehen, was Jason tun würde. Aber Jason berührte nur den Verband an Hooms Stirn und schaute ganz tief in ihn hinein, als ob er seine Gedanken lesen konnte. Dilna löste sich von ihren Wachen und ging zu Jason. »Es stimmt nicht«, sagte sie. »Hoom wollte seinen Vater nicht töten. Er hat nur versucht, die Chronik zu verbrennen.«
    Jason stand auf und schaute zur Menge hinüber. »Die Chronik verbrennen. Und warum wollte Hoom die Chronik verbrennen?«
    Wieder Schweigen. Aber jetzt sprang Wix auf und rief wütend: »Sie haben unsere Schiffe verbrannt. Deshalb! Sie sind schnell bei der Hand, dir zu erzählen, daß Hoom seinen Vater getötet hat, aber sie erzählen dir nicht so schnell, daß sie unsere Schiffe verbrannt haben! Sie haben uns von unserer Stadt auf der anderen Seite des Flusses ferngehalten! All unsere Felder sind verfault, unsere Ernte ist verkommen. Und alles, weil sie unsere Schiffe verbrannt haben!«
    Jason nickte, und Wix schwieg und setzte sich. »Die Schiffe verbrannt«, sagte Jason. »Und warum haben sie die Schiffe verbrannt?« Diesmal kamen die Antworten rasch. »Sie wollten die Stadt spalten! Sie wollten dem Aufseher nicht gehorchen! Sie haben gesagt, sie würden ihre eigenen Gesetze machen! Sie haben sich nicht nach der Mehrheit gerichtet!«
    Jason hob die Hände, und es trat wieder Stille ein. Er hob die Stimme und sagte: »Sie wollten sich nicht nach der Mehrheit richten. Sie wollten dem Aufseher nicht gehorchen. Und deshalb habt ihr sie daran gehindert, ihre Felder und ihre Herden zu versorgen. Deshalb habt ihr Hoom daran gehindert, von seinen Bäumen zu ernten.«
    Laute des Erstaunens waren aus der Menge zu hören, denn niemand konnte Jason von Hooms Bäumen erzählt haben. Er wußte es. Er wußte schon alles.
    »Und warum wollten sie sich nicht von dem Aufseher regieren lassen?«
    Antworten wurden ihm zugerufen, aber immer wieder hörte man einen Namen. Stipock.
    »Stipock!« schrie Jason. »Stipock!«
    Und Stipock trat aus der Menge vor und ging zu Jason, vor dem er stehenblieb. »Stipock«, sagte Jason. »Es scheint alles an Ihnen hängenzubleiben.«
    »Das habe ich nie gewollt«, sagte Stipock. »Ich habe nie gewollt, daß es so endet.«
    »Was wollten Sie dann?«
    »Ich wollte ihnen die Demokratie geben.«
    Jason lächelte böse. »Das haben Sie nicht getan. Sie haben ihnen Anarchie gegeben.«
    Tief hatte sich in Stipocks Gesicht Bedauern eingegraben. »Glauben Sie, das wüßte ich nicht?«
    Jason ließ ihn stehen, wandte sich der Menge zu und rief: »Wer sollte dafür bestraft werden?«
    Er bekam keine Antwort.
    »Das meine ich auch.« Jason sah sie wütend an. »Es wäre nicht gerecht, jemanden zu bestrafen, ohne alle zu bestrafen. Denn ihr seid alle schuld an dem Mord an Aven! Jeder einzelne von euch!«
    »Ich nicht«, rief eine Frau und sprang auf. »Ich habe an dem Kampf nicht teilgenommen!«
    »Nicht?« fragte Jason scharf. »Hast du versucht, ihn zu verhindern?«
    Mit hochrotem Gesicht setzte sich die Frau wieder.
    »Geht alle nach Hause. Tut eure Arbeit. Und gebt den Leuten, deren Häuser jenseits des Flusses liegen, Werkzeuge, damit sie sich Boote bauen und nach Hause fahren können. Ich werde zu gegebener Zeit mit euch allen reden. Geht nach Hause!«
    Und kläglich zerstreute sich die Menge, und bedrückt gingen sie in Gruppen nach Hause, und sie schämten sich. Jason wußte es. Jason hatte es gesehen. Und Jason war nicht erfreut.
    Jason hatte sogar geweint.

    Der Schnee lag auf den Feldern und auf den Bäumen, als in Himmelsstadt die Neuigkeit umging: »Jason ist fertig.« Und er hatte tatsächlich mit jedem gesprochen und jedes Haus besucht. Und jetzt ging er an das Ufer des Flusses und watete zu dem großen Boot hinaus, das dort auf ihn wartete. Wix streckte die Hand aus und half ihm an Bord, wo zehn Leute von Stipocks Bucht an den Rudern saßen.
    Während die Mannschaft vom Ufer wegruderte, sagte Wix:
    »Ich wünschte, du hättest die Boote mit Segeln sehen können, aber der Wind kommt jetzt aus Norden.«
    »Ich habe sie mit Segeln gesehen«, sagte Jason. Wix fragte sich, wann und wo. Und Jason beantwortete seine unausgesprochene Frage: »Ich habe sie in deinen Augen gesehen,

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