Heißer Schlaf
Dilna und die anderen konnten sie nicht aufhalten, aber die Arbeit war fast getan. Wix und Billin schleuderten ihre Fackeln in den Raum – die von Wix blieb brennend auf dem Fußboden liegen, aber Billins Fackel landete auf einem Regal und setzte sofort das Papier in Brand. Dann gab es auf dem Treppenabsatz ein Handgemenge, als Wix, Billin und Hoom die älteren Männer daran hinderten, den Raum zu betreten, um das Feuer zu löschen.
Aven stürzte sich brüllend auf seinen Sohn und schleuderte ihn zur Seite, als er in die brennende Bibliothek eindrang. Als er vorbei war, ließ Hoom den Axtstiel auf den Kopf seines Vaters niedersausen, so daß er bewußtlos zusammensank. In diesem Augenblick schrie Wix: »Wir müssen hier raus, verdammt!« und boxte sich den Weg zur Treppe frei.
Die anderen versuchten, ihm zu folgen. Einer von ihnen lag bewußtlos auf dem Fußboden. Dilna, die in dem Durcheinander in eine Ecke abgedrängt worden war, versuchte, ihn wach zu bekommen, aber er regte sich nicht, und sie stand auf, um zur Treppe zu rennen. Als sie das tat, schoß ein Feuersturm aus der Bibliothek heraus und drohte, die ganze Treppe in Brand zu setzen. Dann ging das Feuer ein wenig zurück, aber Flammen tanzten am Geländer entlang. Als Dilna sich zur Treppe durchkämpfte, sah sie einen leblosen Körper in der Bibliothek liegen, den Flammen einhüllten. Die Füße waren schon verkohlt. Sie kreischte auf und hielt Hoom fest, der schon auf dem Weg nach unten war. »Dein Vater!« schrie sie ihm ins Ohr. »Dein Vater!«
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm alles, und auch er schrie auf und rannte die Treppe wieder hoch. »Vater!« brüllte er, ein ohrenbetäubender Schrei. »Vater!« Aber die Flammen zwangen ihn zum Rückzug. Einige Männer auf der Treppe erkannten die Situation – drei Männer lagen bewußtlos auf der Treppe. Die anderen kämpften sich gegen die Hitze wieder nach oben, zogen sie heraus und schleiften sie die Treppe hinunter. Aber Hoom stand immer noch da, und die Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er schien die Hitze gar nicht wahrzunehmen und schrie immer wieder: »Vater! Vater!« Als sie ihn endlich nach unten zerrten, war sein Gesicht schwarz vom Rauch, und seine Kleidung war vorn angesengt. Dilna, die unten an der Treppe festgehalten wurde, sah seine qualmende Kleidung und sein geschwärztes Gesicht und fiel in Ohnmacht.
An Jasons Tag versammelten sie sich in Erstfeld, aber diesmal gab es kein Geplauder und keine freudige Erwartung. Diejenigen, die in jener Nacht Fackeln getragen hatten, waren von Männern umringt, und ihre Hände waren gebunden. Nur Hoom trug keine Fesseln. Er war immer noch so schwer verletzt, daß man ihm ein behelfsmäßiges Bett aufgestellt hatte. Die anderen Flüchtlinge aus Stipocks Bucht standen abseits. Sie wurden nicht bewacht, aber sie wußten nicht, wohin sie gehen und was sie tun sollten. Jason wurde erwartet; und selbst diejenigen, die über ihn gespottet hatten, fürchteten sich jetzt vor seiner Ankunft.
Die Sonne war durch den Schaft des Sternenschiffs verdeckt. Die Seite öffnete sich, und der Schaft senkte sich herab. Dilna erinnerte sich an den Tag vor vier Jahren, als sie kaum dreizehn war und mit ihrer Mutter zusammen Jason kommen gesehen hatte. Er hatte den hundertelften der Eisleute mitgebracht. Stipock. Und voll Erbitterung wünschte Dilna jetzt, er wäre nie gekommen.
Jasons Füße betraten den Boden und er ging auf Noyock zu, der ihn erwartete. Jason streckte die Arme aus, um den Aufseher zu umarmen, aber Noyock hielt sich nur die Hände vors Gesicht und weinte.
Jason blieb direkt vor Noyock stehen und starrte ihn aus seinen blauen Augen an. Sie schienen stundenlang so stehenzubleiben, obwohl die Sonne immer noch nicht hinter dem Sternenturm hervorgekommen war, als Jason die Pose beendete und Noyock umarmte. Die Leute schauten zu, und leise teilte es einer dem anderen mit. »Jason weint«, flüsterten sie.
»Er weiß es«, sagten andere. »Er weiß es schon, ohne daß ein Wort gesprochen wurde.«
Jason flüsterte Noyock etwas ins Ohr und ging davon. Noyock schluchzte nicht mehr, aber seine Wangen waren tränenfeucht. Jason ging auf die wartende Menge zu. »Wo ist Aven?« rief er.
Er bekam keine Antwort. Nur Flüstern in der Menge.
»Wer hat Aven vor mir versteckt?«
Und dann kamen einige Antworten. »Hoom hat ihn getötet!« sagte jemand. »Er ist bei einem Feuer umgekommen«, sagte ein anderer. Aber immer wieder gab es die Antwort, die Hoom die Schuld
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