Heißer Schlaf
Stipock stieg als letzter ein, und die Tür schloß sich hinter ihm, obwohl niemand sie berührt hatte. Und sobald Stipock saß, hob sich das Fahrzeug sanft vom Boden ab, und als das Land unter ihnen zurückblieb, wurde vielen von ihnen schwindlig, und einige mußten sich übergeben.
»Wohin fliegen wir?« fragte jemand Stipock, und Stipock drehte sich um und redete die ganze Gruppe an. »Wir fliegen«, sagte er, »in eine sehr unwirtliche Gegend. Dort gibt es nicht viele Stellen, an denen man Felder bewirtschaften kann. Aber es gibt Dinge, die wertvoller sind als fruchtbarer Boden.«
Dilna beugte sich zu Hoom hinüber und sagte leise: »Man könnte fast glauben, daß Stipock mit uns schon von Anfang an dort hingehen wollte.« Hooms Antwort war ein schwaches Lächeln. Er sagte nicht viel, obwohl seine Brandwunden von dem Feuer in Noyocks Haus praktisch schon verheilt waren.
Sie überflogen einen endlosen Wald, und als er dann doch zu Ende war, lag nichts als ein ausgedehntes Blau mit weißen Streifen unter ihnen. »Das Meer«, erklärte Stipock. »Viele Kilometer Wasser in alle Richtungen. Es ist, als ob es kein Ende nehmen will.«
Aber es nahm doch ein Ende, und unter ihnen tauchten Felsen und Sand auf, tiefe Canyons und zerklüftete Berge, Plateaus und gelegentlich auch ein paar grüne Flächen. Aus der Luft konnte man unmöglich Einzelheiten erkennen, aber, obwohl sie noch nie eine Wüste gesehen hatten, war es allen klar, daß das Land unter ihnen tot war.
Es war für Dilna beängstigend, solche riesigen Flächen zu sehen, auf denen nichts wuchs. Es wirkte unendlich trocken, und sie mußte krampfhaft schlucken. Hooms Hand legte sich auf ihre, und er zog sie an sich. Er legte den Arm um sie und hielt sie fest.
»Hoom«, flüsterte sie, »ich habe noch nie einen anderen geliebt als dich.«
»Und ich vertraue dir bei meinem Leben«, antwortete er; und Dilna fragte sich, ob er ihr eine genauso große Lüge erzählt hatte wie sie ihm.
Jason setzte sie bei einer Baumgruppe ab, in deren Nähe ein schmaler Wasserlauf vorbeifloß, aber der Boden unter ihren Füßen war Sand, und die Luft war heiß und trocken. Sie wanderten unschlüssig umher, bis Jason ihnen ein paar Worte sagte, ihnen Glück wünschte und sie ermahnte, Stipock zu gehorchen; dann kletterte der Raumschiffpilot in das fliegende Schiff zurück, und die Tür schloß sich hinter ihm.
»Aufgepaßt, Leute«, sagte Stipock. »Wir machen uns jetzt auf den Weg. Zu den Bäumen hinüber. Wir werden dem Wasserlauf folgen. Es scheint so warm zu sein, daß wir uns für die Nacht keine Hütten zu bauen brauchen – eine Chance zu faulenzen!« Stipock lachte, aber keiner lachte mit. Der sandige Boden sah nicht aus, als sei er leicht zu kultivieren. Von den Felsen tropfte Wasser, aber wo es floß, war es mit einer feinen Staubschicht bedeckt.
Sie schulterten ihr Gepäck und folgten Stipock zu den hohen, trostlos aussehenden Bäumen. Dilna und Hoom waren unter den letzten, und als Dilna sich umschaute, sah sie unter dem fliegenden Schiff Staub aufsteigen.
Sie blieb stehen und sah, wie es sich in die Luft erhob und nach Norden über die sandige Ebene davonflog. Warte, wollte sie ihm am liebsten zurufen. Warte auf mich!
Statt dessen nahm sie ihr Gepäck und lächelte Hoom an, der auf sie wartete. »Na«, sagte sie, »das macht mehr Spaß als ein gebrochenes Bein.« Er lachte, und sie beeilten sich, die andern einzuholen.
13
In seiner Eile, mit der guten Nachricht zurückzukommen, glitt Billin an einem Abhang mit Schiefergestein aus und schnitt sich übel die Hand auf. Natürlich fluchte er; natürlich schrie er; und dann riß er einen Fetzen Stoff aus seinem heilen Ärmel (dem linken), verband sich die blutende Wunde und ging weiter.
Er trug noch immer sein Bündel, obwohl er seit gestern keine Verpflegung mehr hatte – gutes Tuch war heutzutage viel zu knapp. In den heißen grauen Herbsttagen gleich nach ihrer Ankunft hatten sie alle Kleidung weggeworfen, die sie nur irgendwie entbehren konnten. Heute wußten sie es besser. Die Sommersonne brannte, und Kleidung war der einzige Schutz.
Die Bäume standen nicht mehr so dicht und waren kleiner. Der fette Lehmboden in den Bergen war von sandigem Boden abgelöst worden, der locker war und auf dem man schlecht gehen konnte. Er war fast da und folgte jetzt dem schmalen Rinnsal, das Stipocks Stadt am Leben hielt.
Es war später Nachmittag, als Billin endlich den Bewässerungsgraben und den Ableitungsdamm
Weitere Kostenlose Bücher