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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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– man vergißt nicht seine ganze Erziehung, nur weil man sich über einen versuchten Mord ärgert.
    »Wenigstens bis jetzt. Mit dem neuen Antrieb für eine Geschwindigkeit von elf Lichtjahren, mein junger Freund, werden wir bald weit über sie hinausgelangt sein, und bevor sie den Antrieb stehlen und nachbauen können, werden wir schon fest etabliert sein. Das wird das Problem der Einkreisung ein für allemal aus der Welt schaffen. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Dann spielen Sie also die Nationalhymne, und verleihen Sie mir einen Orden, Mr. Doon. Lassen Sie mich nicht bei lebendigem Leibe von kleinen Tieren fressen. Das erscheint mir nicht als angemessene Belohnung.«
    »Ärgert dich das immer noch? Du mußt doch gemerkt haben, daß es sich um einen Test handelte.«
    »Wollten Sie testen, wie gut ich schmecke? Oder wie lange ich unter Wasser die Luft anhalten kann?«
    »Ich wollte nur testen, ob dein hoher und kreativer Verstand dich in einer Situation äußerster Anspannung am Leben halten würde. Du hast überlebt.«
    »Und wenn ich den Test nicht bestanden hätte?«
    »Dann wärest du tot. Ich war bereit, meine ganze Wachperiode für diesen einen Test zu riskieren.«
    »Eine ganze Wachperiode. Während ich nur den Rest meines Lebens riskierte.«
    »Du bist auf ärgerliche Weise egoistisch, Jas. Was würde sich in der Welt ändern, wenn du jetzt tot umfielst? Ein ganz geringfügig reduzierter täglicher Nahrungsmittelverbrauch für Capitol. In diesem Universum zählst du nicht einmal so viel wie Pferdemist – du erinnerst dich doch daran, was Pferde sind? Ganz gleich, wie intelligent du bist, mein Junge, für das Universum bist du wertlos und unwichtig, bis du eine Position erlangst, in der du etwas bewirken kannst.«
    Doon stellte sich hinter Jas und schob den Rollstuhl abrupt zur Tür.
    »Ich habe die ersten dreißig Jahre meines Lebens damit verbracht, Jason, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin. Dreißig Jahre lang habe ich manipuliert und intrigiert und Opfer gebracht – ich habe fünf Gelegenheiten, Somec zu nehmen, nicht wahrgenommen, bis ich endlich wußte, daß ich die Organisation hatte, die ich brauchte. Ich mußte ein physisches Alter von dreißig Jahren erreichen, um in meine jetzige Position zu kommen.«
    »Stellvertretender Kolonialminister.«
    »Das war ich schon mit zweiundzwanzig. Die restliche Zeit verbrachte ich damit, Kontrolle über die Computer zu erlangen, Mamis Kleine Jungs für meine Zwecke zu gewinnen und mir auf allen bürokratischen Ebenen Männer und Frauen zu sichern, die meinen Anweisungen folgten. Und das alles mußte unter strengster Geheimhaltung geschehen, damit nicht etwa jemand, während ich unter Somec schlief, den Stecker herauszog.«
    Jas fing unfreiwillig an zu lachen, als er den archaischen Ausdruck »den Stecker herauszog« hörte, aber dann riß er sich zusammen und lächelte nur. »Ein Größenwahnsinniger von letzter Effizienz«, sagte er.
    »Natürlich. Größenwahnsinnige sind ganz einfach Leute, die wissen, daß sie das Universum besser als Gott regieren können oder als der gegenwärtige Gouverneur.«
    »Sie haben ausgezeichnet gearbeitet«, sagte Jas. »Alle sind glücklich.«
    »Was, zum Teufel, interessiert es mich, ob jemand glücklich ist?« fragte Doon. »Am allerwenigsten interessiert es mich, ob du es bist. Durch Vererbung ist dir ein volles Blatt zugefallen, mein Junge. Du wirst die Karten ausspielen, bis du gewinnst oder pleite gehst. Du gehörst zu meiner Sammlung, und wenn du tust, was dir gesagt wird, wirst du eines Tages eine Stellung erreichen, wo du für die Menschheit etwas bewirken kannst. Wenn du aber beschließen solltest, auf eigene Faust etwas zu unternehmen, würdest du nicht mehr unter meinem Schutz stehen. Tu das, und wenn Radamand Worthing dich nicht erwischt, dann wird es Hartman Tork tun.«
    Rasch schob Doon den Stuhl durch den Korridor. Und während Doons letzte Äußerung noch in der Luft hing, wurde Jas plötzlich entsetzlich schwindlig. Der Stuhl bewegte sich nicht mehr vorwärts, er stürzte den Korridor hinab, und er konnte ihn nicht aufhalten. Er hatte keine Angst davor, am Ende aufzuschlagen – es war der Vorgang des Fallens selbst und seine Unfähigkeit, etwas dagegen zu unternehmen, die ihn die Hände ausstrecken und brüllen ließ: »Anhalten! Anhalten!«
    Und Doon schob den Stuhl nicht mehr weiter. Im Korridor entstand eine plötzliche Stille. Den Rhythmus von Doons hastenden Schritten plötzlich nicht mehr zu

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