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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dennoch völlig unschöpferisch«, sagte Doon. »Aber Leute, die brillant und kreativ sind, rufen immer die Abneigung der lediglich Intelligenten hervor, denen, sagen wir mal, Originalität fehlt. Deine Chance, im Schulsystem von Capitol auf solche wenig originellen Personen zu stoßen, liegt bei 8000 zu eins – so ist Kreativität ziemlich leicht zu ermitteln. Der beste Test, den ich kenne.«
    »Hatten Sie denn in meinem Fall ungünstige Beurteilungen von zwei Lehrern?«
    »Du bist mir auf dieser Liste deshalb aufgefallen, Jas, weil du noch keinen Lehrer gehabt hast, der dich nicht ungünstig beurteilt hätte, obwohl dein PQ bei 3,9 steht, was zwar neurotisch, aber gewiß nicht asozial ist. Warum die Beurteilungen? Aus ihnen konnte ich schließen, daß du außergewöhnlich kreativ bist. So ließ ich dich im Computer speichern und beschaffte mir alle Daten. Natürlich reine Routine. Das war vor fünf Jahren. Von damals bis jetzt habe ich unter Somec geschlafen. Normalerweise schlafe ich zwanzig Jahre …«, und das bedeutete, wie Jas wußte, daß er mehr Somec-Schlaf bekam, als außerhalb der Streitkräfte legal war, »aber deinetwegen bin ich schon vor drei Wochen aufgewacht.«
    »Ich wollte Sie nicht wecken. Das nächste Mal werde ich leiser sein.«
    »Ich hatte den Computer so eingestellt, daß er mich weckte, sobald eine bestimmte Widersprüchlichkeit auftauchte. Und diese Widersprüchlichkeit war das Ergebnis deines Tests in Astrodynamik.«
    »Ich wünschte, ich wäre mit der Arbeit durchgefallen.«
    »Unsinn. Ich meine nicht den ersten Test in Astrodynamik. Das war Routine. Dadurch wurdest du lediglich als Telepath entlarvt, und der Computer hätte sich damit begnügt, deinen Tod zu veranlassen. Zum Glück für mich und das Reich – und natürlich für dich selbst – hast du überlebt. Du hast lange genug gelebt, um auch den zweiten Test zu absolvieren.«
    Jas erinnerte sich daran, welche Mühe er mit der Beantwortung dieser Testfragen gehabt hatte. »Ich habe den Test nicht bestanden, indem ich die Gedanken anderer Leute gelesen habe, Doon.«
    »Ich weiß. Wessen Gedanken hättest du auch lesen wollen? Es gibt kein Gehirn – und auch keinen Computer – im ganzen Reich, aus dem du die Antworten bekommen hättest. Du hast zwar eine Testfrage nicht beantwortet, aber der Test enthielt drei Fragen, auf die wir keine Antwort wußten.«
    Doon machte eine Pause. Jas wurde langsam klar, was das bedeutete.
    »Sie meinen also, ich hätte der Entwicklung vorgegriffen …«
    »Ich meine, daß du ein einigermaßen gescheiter junger Mann bist, der Aussichten auf eine erfolgreiche Karriere auf dem Gebiet der Astrodynamik hat. Meine Ingenieure versichern mir, daß es jetzt möglich ist, Schiffe zu konstruieren, die nicht mit lächerlicher dreifacher Lichtgeschwindigkeit reisen, wie sie unsere Fahrzeuge heute aufbringen, sondern mit beeindruckender elffacher. Nichts, mein junger Freund, bewegt sich mit elffacher Lichtgeschwindigkeit. Und du hast die Vorstellungen der Physiker von Masse irgendwie verdreht, obwohl sie mir den Unterschied nicht erklären können, denn ich habe wenig mathematisches Verständnis. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, was das alles für das Reich bedeutet.«
    »Ich vermute, die Post kommt schneller an.«
    »Du bist heute ein wenig vorlaut«, sagte Doon.
    »Ich rufe immer die Abneigung der lediglich Intelligenten hervor«, gab Jas zurück.
    »Vielleicht erinnerst du dich daran, daß ich dich töten lassen könnte, wenn ich es wollte.«
    »Und Sie erinnern sich vielleicht daran, daß ich schon mit dem Schlimmsten konfrontiert war, das Sie mir antun können. Töten Sie mich, wenn Sie wollen. Mir macht es nichts aus.«
    Doon drückte wieder ein paar Knöpfe an dem Computer, und in den Raum über einem großen Tisch in der Mitte des Zimmers wurde eine Sternenkarte projiziert. Die Sterne standen dicht an dicht. Ein weiterer Code wurde eingegeben, und die meisten von ihnen verschwanden. Jetzt waren nur noch blaßblaue und hellrote Sterne übrig. »Wir«, sagte Doon, »und sie.«
    »Wir sind von ihnen umgeben«, sagte Jas überrascht.
    »Kolonien überall um uns herum. Du hast recht. Wir sind von ihnen eingeschlossen. Und so ungern wir es auch öffentlich zugeben, in diesem Krieg geht es nur um die Kolonien. Wer Raum hat, sich auszudehnen, wird am Ende siegen, wer eingeschlossen ist, wird verlieren.«
    »Dann hat Mami ja Pech gehabt«, sagte Jas, obwohl eine so unpatriotische Haltung selbst ihn störte

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