Heißer Schlaf
waren. Wir sterben ganz einfach.«
»Ist das ein Trost?« fragte Noyock, der es sich nicht verkneifen konnte, darin Ironie zu sehen. Jazz lachte leise. »Sie sollen das Maul halten«, kläffte Arran.
»Sie haben etwas Unmögliches von mir verlangt. Als ich es ablehnte, haßten Sie mich.«
»Lesen Sie in unseren Gedanken«, sagte Arran. »Dann wissen Sie wie sehr.«
»Es war ein Fehler«, sagte Jason, »diese Interviews zu geben. Falsche Hoffnungen sind schlimmer als gar keine. Es tut mir leid.« Er ging zur Tür, öffnete sie und sagte zu den Beamten, die draußen die Kolonisten überwachten, die um ihre Vergangenheit bitten wollten: »Sie können alle gehen. Heute keine weiteren Interviews. Es tut mir leid.« Die Leute murrten, schrien verzweifelt auf und stießen Beschimpfungen aus, aber sie erhoben sich aus ihren Stühlen und gingen.
Jazz kam zurück und schloß die Tür. »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal. Er hörte Arran und Hop denken. »Das hilft uns auch gerade«, und dann dachten sie: »Aber was soll er machen?«
Laut sagte Arran: »Wir sitzen also in der Falle, nicht wahr?«
»Wer ist übrigens dieser Abner Doon?« fragte Hop.
»Ganz einfach ein Mann, der Menschen sammelt«, antwortete Jazz. »Heute wurden Hunderte gesammelt. Dich hat er schon vor Jahrhunderten seiner Sammlung einverleibt. Er hatte festgestellt, daß du brillant bist. Und du lebtest, bis du sechzehn Jahre alt warst, als prominentester Angehöriger der prominentesten Bande in den unteren Korridoren. Du bist zum Überleben geschaffen. Also hat er dich gesammelt, und seitdem bist du mein Agent.«
»Ein Puppenspieler«, sagte Arran bitter. »Und was macht er mit seiner Sammlung?«
»Er hat eine Vision«, sagte Jazz. »Er erkannte schon in seiner Kindheit, daß sich für die menschliche Rasse nichts Wichtiges mehr ereignet hat, seit Somec uns lehrte, den Tod zu fürchten und die Jahrhunderte zu verschlafen. Er und diejenigen unter uns, die seine Vision begriffen haben – wir sind dabei, die Schläfer zu wecken. Somec zu vernichten. Die Menschen ihre siebzig Jahre leben zu lassen, damit sich die menschliche Rasse vielleicht wieder auf ihre Bestimmung besinnt.«
»Somec vernichten!« sagte Arran spöttisch. »Glauben Sie, daß die Schläfer sich jemals davon trennen werden?«
»Nein. Aber wir wissen, daß diejenigen, denen man es vorenthält, eines Tages darauf bestehen werden, und wenn sie es dann nicht bekommen, werden sie alle töten, die es benutzen.«
»Wahnsinn«, sagte Arran.
»Und deshalb habt ihr tausend der besten Leute Capitols so manipuliert, daß ihr sie in den Raum hinausschicken könnt, wo sie verrotten werden«, sagte Hop.
»Manipuliert? Wer wird nicht manipuliert? Selbst Sie, Arran – Sie haben Farl Baak manipuliert. Und von wem wurden Sie manipuliert? Ein Mensch, der von ganzem Herzen an Doons Vision glaubt, der bereit ist, in die Kolonien zu gehen und dafür auf seine letzte Wachperiode zu verzichten …«
»Fritz Kapock«, flüsterte sie.
»Sehen Sie?« sagte Jazz. »Wir alle wissen, wer uns manipuliert, wenn wir nur bereit sind zuzugeben, daß wir nicht wirklich frei sind.«
»Aber Fritz ist ein so guter, ehrlicher Mensch …«
»Das sind wir alle«, sagte Jazz. »Selbst ich.«
Dann verließen sie ihn und wurden von den Wachen direkt in den Schlafraum geführt, damit sie keine anderen Kolonisten treffen und ihnen erzählen konnten, was sie erfahren hatten. Im Schlafraum wurde der Wärter jedoch an das Telefon gerufen, und als er zurückkam, führte er Hop und Arran vom Somec-Tisch weg und setzte sie in die Stühle bei den Aufzeichnungsgeräten für Gehirninhalte und setzte ihnen die Schlafhelme auf. »Was hat das zu bedeuten?« fragte Hop, obwohl er es genau wußte. »Das hat mir Captain Worthing befohlen«, sagte der Wärter, und Hop und Arran weinten vor Freude, als sie sich zurücklehnten und ihre Erinnerungen an das flirrende Band abgaben. Und als die Helme abgenommen wurden und sie zu den Somec-Betten geführt wurden, umarmten sie sich und weinten wieder und lächelten und lachten und bedankten sich immer wieder bei dem Wärter, der nickte und versprach, ihren Dank an Captain Worthing weiterzugeben. Und dann wurden sie eingeschläfert und in ihre Särge gelegt, und der Wärter brachte die Bänder ins Schiff und gab sie dem Piloten, der sich ebenfalls bedankte und ihm die vereinbarte Summe auszahlte.
Die Kolonisten reisten natürlich nackt, und zwar in Spezialboxen, die an das
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