Heißer Schlaf
können.«
»Wenn du willst – weißt du, wir …« Hop gab es auf, nach Worten zu suchen, versuchte nicht mehr, seine Worte mit seinen Gedanken zu koordinieren, die Jazz ja ohnehin lesen konnte. »Verdammt, Jason, du weißt was ich sagen will. Erspar’ mir die Mühe.«
»Ihr beide habt beschlossen, euch zu lieben«, sagte Jazz, »und in einer plötzlichen Anwandlung von Familiensinn wollt ihr, daß ich eure Erinnerungen aufzeichne, damit ihr es später noch wißt.«
»So ist es«, sagte Arran, aber Hop wandte sich mit rotem Gesicht ab. »Hop«, sagte sie, »was ist denn los?«
»Er kann uns hören, verdammt. Er hört jedes Wort, das wir denken. Er ist Telepath!«
Halb lachend drehte Arran sich zu Jazz um und sah dessen strahlendes Lächeln. Sie wirbelte herum und sah Hop an. »Wie konntest du das wissen?« fragte sie.
»Er hat meine Gedanken gelesen, seit wir hier sind. Und auch schon seit einem Dutzend Wachperioden – es paßt alles gut zusammen …«
»Ein Telepath!« sagte Arran und lachte nervös. »Sie lesen meine …«
»Ja«, antwortete Jason ruhig. »Wenn ich will. Wenn Sie das von mir gewußt hätten, wäre Ihnen auch klar gewesen, daß die Sonde bei mir nicht funktioniert. Ich bin es gewöhnt, daß die Gedankenmuster anderer Leute meine überlagern. Unter der Sonde wäre ich fast eingeschlafen.«
Arran tastete nach dem Stuhl. Setzte sich. Jetzt hörte er, daß sie versuchte, nichts mehr zu denken, was Jazz nicht hören sollte.
»Wissen Sie«, sagte er, »je mehr Sie an das denken, was ich nicht wissen soll, um so besser kann ich es hören.«
Es hatte nur dreißig Sekunden gedauert, und nach diesem Kommentar brach bei ihr fast Hysterie aus. »Hop!« schrie sie. »Er soll aufhören! Er soll aus meinen Gedanken verschwinden!« Sie fing an zu weinen. Hop zitterte selbst, aber er wußte, wie sie sich fühlte, wie unsicher es sie machte, keine Geheimnisse mehr zu haben.
»Jazz, bitte.«
»Ich höre im Augenblick nicht hin, wenn das deine Sorgen sind«, sagte Jazz. »Aber ich glaube, du verstehst, warum ich dir bis zu diesem Erwachen nie erzählt habe, daß ich Telepath bin. Es macht andere Leute sehr nervös. Es läßt in ihnen sogar den Wunsch entstehen, mich umzubringen.«
»Ich will Sie nicht umbringen«, sagte Arran, die ihre Stimme jetzt besser unter Kontrolle hatte. »Ich will nur hier raus.«
»Tut mir leid, Arran«, sagte Jazz. »Sie werden nicht mehr zu den anderen gehen. Wenn die wüßten, daß ich Telepath bin, würden sie sich weigern, Somec zu nehmen.«
»Wir versprechen, es ihnen nicht zu erzählen«, sagte sie, aber dann sah sie Jazz fest in die Augen. »Sie haben uns schon geantwortet, nicht wahr?«
»Wie meinst du das?« fragte Hop.
»Sie stinkendes Telepathenschwein!« schrie sie. »Warum haben Sie uns das gesagt!«
Hop stand auf und legte den Arm um sie. »Arran, damit hilfst du uns nicht –«
»Sie hat recht, Hop«, sagte Jazz und blieb ganz ruhig. »Wenn es auch nur die geringste Chance gäbe, daß Abner Doon euch eine Gedächtnisaufzeichnung zugesteht, Hop, hätte ich euch nie gesagt, daß ich Telepath bin.«
»Nun, da wir es also wissen …«
»Tut mir leid. Vielleicht verliebt ihr euch noch einmal ineinander, wenn du das meinst.«
Jetzt war es an Hop, wütend zu werden. »Jazz! Mein Freund!« zischte er. »Mir geht es nicht darum, verliebt zu sein. Ich will die letzten achtundvierzig Stunden! Ich will diese verdammten fürchterlichen Dinge, die wir gemeinsam durchgemacht haben. Du hast nicht das Recht, mir das zu nehmen!«
»Es tut mir leid«, sagte Jazz. »Aber es läßt sich nicht ändern.«
Hop versuchte noch, etwas anderes zu schreien, aber er konnte die Worte nicht artikulieren. Er brüllte nur vor Wut und Kummer, als er um den Tisch rannte und auf Jazz einschlug, wie er in den tiefsten Slums von Capitol auf Mitglieder konkurrierender Banden eingeschlagen hatte. Man muß die Augen, die Kehle oder die Hoden treffen, sagten ihm seine Reflexe. Das kannst du mir nicht antun, sagte sein Verstand. Weine, sagten die Tränen in seinen Augen, und Jazz wurde leicht mit ihm fertig und setzte ihn in einen Stuhl, wo er begann, wie ein Kind zu weinen, bevor er noch wußte, was geschah.
Jetzt war es an Arran, tröstend den Arm um ihn zu legen, und sie flüsterte ihm leise zu: »Hop, wir müssen das als unseren Tod betrachten. Wir werden ermordet, und an unserer Stelle werden sie eine andere Person auferstehen lassen, die Person, die wir zu Beginn dieser Wachperioden
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