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Heißer Trip ins Glueck

Heißer Trip ins Glueck

Titel: Heißer Trip ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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vorbeiflitzten.
    „Rabauken”, murmelte Jacob und schüttelte den Kopf. Er stellte ihr das Glas hin und legte den in Papier eingepackten Strohhalm daneben. Dann stellte er sein Bierglas ab und legte eine Plastikkarte mit der Nummer ihrer Bestellung daneben.
    „Ach, lass sie doch. Die müssen so sein.” Clair lachte, riss das eine Ende von der Papierhülle des Strohhalms ab und pustete ihm das längere andere Ende ins Gesicht. Es traf genau seine Nase. „Magst du keine Kinder?”
    Jacob knüllte das Geschoss zu einer kleinen Kugel zusammen und schnippte es zurück.
    „Natürlich mag ich Kinder. Ich war doch selbst einmal so ein kleiner Wilder.”
    Sie stützte das Kinn auf die Hand und sah ihn einen Moment lang wie prüfend an. „Und dieser kleine Rabauke hat Hemingway gelesen und kann im Handumdrehen die Wurzel aus zweitausendfünfhundert ziehen?”
    „Weil er einen Bewährungshelfer hatte, der auf eine solide Allgemeinbildung Wert legte.”
    „Bewährungshelfer? Heißt das, du warst im Gefängnis?” Clair war sichtlich schockiert.
    Sie hat keinen Schimmer, wie es im wirklichen Leben zugeht, dachte er. Wie wenig sie doch noch über ihn wusste. Jacob fragte sich, was sie wohl zu seiner Vergangenheit sagen würde, wenn sie davon erfuhr. Zwischen den Slums von New Jersey, in denen er aufgewachsen war, und ihrem gepflegten Elternhaus in South Carolina lagen Welten. Dort, wo er herkam, zählte nur der Kampf ums Überleben. Er hatte schon als Kind Dinge gesehen, die sie sich nicht einmal träumen lassen würde.
    „Im Jugendknast, um genau zu sein.” Er hatte das Klirren der Schlüssel, die hallenden Schritte der Wärter, wenn sie ihre Runden machten, und das Zuschlagen der Gittertüren noch im Ohr.
    Die Panik davor, eingesperrt zu sein, war er nie losgeworden. „Ich war damals vierzehn.”
    „Vierzehn? Da warst du ja noch ein Kind.”
    „In unserer Gegend war man mit vierzehn kein Kind mehr.” Jacob blickte zu den Jungen hinüber, die ihn fast über den Haufen gerannt hätten. Sie saßen bei ihren Eltern am Tisch, an dem der Vater gerade eine riesige Pizza aufteilte. Er musste im Stillen lächeln. Daran konnte er sich auch noch erinnern - an die Angst, das kleinere Stück zu bekommen. „Und dem Mann, dem ich das Auto geklaut hatte, war es auch ziemlich egal, wie alt ich war”, fuhr er fort.
    „Jacob, das sind Jugendsünden. Du hast doch selbst erzählt, dass deine Mutter deinen Bruder und dich im Stich gelassen hatte und dass dein Vater Alkoholiker war. So etwas muss ein Gericht doch berücksichtigen.”
    „Das hat der Richter auch gemacht. Er steckte meinen Bruder ins Waisenhaus und mich nach Newark in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche”, berichtete Jacob.
    „Man hat euch auseinander gerissen? Das ist doch grausam.” Aus Clairs Augen flammte helle Empörung.
    „Es hat sich trotzdem herausgestellt, dass es damals unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich das Beste war. Evan, mein Bruder war damals erst elf. Er hat ziemlich bald ein Zuhause in einer ordentlichen Familie gefunden. Und ich selbst hatte eine zweite Chance.”
    „Wieso das?”
    „Ich hatte Zeit nachzudenken, und mir wurde einiges klar. Vor allem, dass ich nicht so enden wollte wie die älteren Jungs in meiner Straße und ganz bestimmt nicht so wie mein Vater. Ich hab später meinen Abschluss auf der High School gemacht und danach für einen Mann gearbeitet, der Kredite für Kautionen an Leute vermittelte, die gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wur den. Das brachte es mit sich, dass man den einen oder anderen Kunden wieder aufspüren musste, und dabei stellte sich heraus, dass ich Talent dazu habe. Zwei Jahre später hatte ich dann meine Lizenz als Privatdetektiv und eröffnete mein Büro in New Jersey.”
    „Und was ist aus deinem Bruder geworden?”
    „Er hat studiert - an der Universität von Texas.” Jacob starrte in sein Bier. „Wir haben beide unsere Vergangenheit begraben.”
    Merkwürdig, dachte Clair, ich will meine Herkunft endlich kennen lernen, und Jacob möchte seine vergessen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er sich einen Job ausgesucht hat, bei dem er ständig unterwegs ist - damit er nicht anfängt, darüber nachzudenken.
    „Und was macht dein Bruder jetzt?” fragte sie.
    „Er hat eine Baufirma in der Nähe von Fort West in einer kleinen Stadt, die Kettle Creek heißt.” Er schüttelte den Kopf. „Schon merkwürdig. Er hat einen akademischen Grad und schwingt die Maurerkelle.” Der

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