Heißer Trip ins Glueck
Ort in Louisiana an, der bezeichnenderweise Lucky hieß, und fanden ein Motel mit Namen „Forty Winks”. Unterwegs hatte Clair Jacob immer wieder gebeten anzuhalten, mal um einen Kirchturm am Wegesrand, mal das Wrack eines einsam auf dem Acker stehenden, mit wilden Ranken überwucherten Treckers zu fotografieren. Jacob war von diesen Unterbrechungen der Fahrt nicht gerade begeistert gewesen.
Ansonsten hatte die Fahrt ihr Zeit gegeben, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie ertappte sich dabei, wie sie darüber nachsann, ob es denkbar wäre, dass sie für Jacob mehr war als ein kleines, nettes Abenteuer. Was empfand er für sie? War es Eifersucht gewesen, als er hinausgerannt war, als er merkte, dass der Anruf von Oliver kam?
Auf dem letzten Stück ihres Wegs hatten sich dicke, schwarze Wolken aufgetürmt, so dass es schon lange vor Sonnenuntergang fast dunkel geworden war. Die Luft war noch immer heiß, und man konnte beinahe spüren, wie sehr sie sich elektrisch aufgeladen hatte.
Als sie auf dem Parkplatz des Motels anhielten, konnte man ganz in der Ferne den Donner grollen hören. Ein Schauer durchfuhr Clair. Sie stieg mit Jacob aus dem Wagen und folgte ihm in die Rezeption. Drinnen saß hinter dem Schalter eine dicke ältere Frau, die mit Goldketten behangen war und eine große Brille trug. Auf ihrem Schoß schnurrte eine ebenso dicke, getigerte Katze, die ihnen müde zublinzelte, als Jacob und sie hereinkamen. Die Frau saß in einem Sessel vor einem kleinen Farbfernseher. Es lief gerade eine von den Quiz-Shows, in denen die Fragen in rasender Geschwindigkeit auf die Kandidaten einprasseln.
„Welches Prosastück von Hemingway beginnt mit den Worten ,Dann war das schlechte Wetter da’?”
,„Paris - ein Fest fürs Leben’”, murmelte Jacob, bevor der Kandidat im Fernsehen geantwortet hatte. Es war wie ein Reflex. Die Antwort kam automatisch, ohne dass Jacob nachdenken musste, anscheinend sogar, ohne dass es ihm bewusst wurde. Aber sie stimmte.
Clair warf ihm einen erstaunten Blick von der Seite zu.
Ehe sich die Empfangsdame aus ihrem Sessel bequemte, ging das Frage-und Antwortspiel weiter. „Welcher Planet unseres Sonnensystems hat die geringste stoffliche Dichte?”
„Saturn”, kam es von Jacob, während er seine Brieftasche hervorholte. Wieder war er schneller als der Fernsehkandidat, und wieder hatte er Recht.
„Wie lautet die Quadratwurzel aus zweitausendfünfhundert?”
„Fünfzig.” Auch der dritte Punkt wäre an Jacob gegangen. Clair kam aus dem Staunen nicht heraus. Die füllige Dame hatte sich inzwischen, nachdem sie umständlich die Katze verscheucht hatte, aus dem Sessel gewuchtet und kam schlurfend und halb verschlafen näher.
„Entschuldigung, muss wohl ein wenig eingenickt sein”, erklärte sie, während sie die Brille zurechtrückte. Sie trug ein Namensschild, auf dem „Dorothy” stand. „Was kann ich für Sie beide tun? “
„Wir hätten gern ein Zimmer für die Nacht mit einem möglichst großen Doppelbett”, sagte Jacob.
Ein Zimmer? Das haben wir aber nicht abgesprochen, schoss es Clair durch den Kopf. Sie hatte bisher noch nie mit einem Mann ein gemeinsames Hotelzimmer bezogen. Trotzdem kam es ihr jetzt mit Jacob wie das Natürlichste von der Welt vor.
„Willkommen im ,Forty Winks’. Wohin sind Sie und Ihre Gattin denn unterwegs?” fragte Dorothy, während sie Jacobs Kreditkarte entgegennahm.
Clair wartete gespannt, ob Jacob sie korrigieren würde.
„Nach Wolf River”, antwortete der seelenruhig.
„Ach, guck mal an.” Die Frau gab ihm die Karte zurück und Jacob zeichnete gegen. „Ich habe einen Cousin in Wolf River.”
„Tatsächlich?” entfuhr es Clair. „Dann waren Sie schon mal dort?”
„Oh, früher häufig. Wir haben die Sommerferien oft auf der Farm meines Onkels verbracht. Die liegt etwas außerhalb. Das ist freilich schon fünfzig Jahre her. Aber ich fahr auch jetzt noch manchmal meinen Cousin besuchen, Boyd Smith. Er lebt jetzt in der Stadt mit seiner Frau Angela. Aber die Stadt ist kaum noch wieder zu erkennen. Sie ist in den letzten Jahren sehr gewachsen.”
„Clair”, Jacob tippte ihr leicht auf die Schulter, „du solltest vielleicht jetzt noch nicht…”
Clair ignorierte seinen Einwand. „Haben Sie jemals etwas von einer Familie Blackhawk gehört?”
„Die Blackhawks? Natürlich. Jeder in Wolf River kennt sie. Ihnen gehörte früher einmal mehr als die Hälfte des Landes süd lich der Stadt.”
„Früher?”
„Ja. Zu
Weitere Kostenlose Bücher