Heißer Zauber einer Nacht
ohne erwischt zu werden.«
Georgie entschied sich abermals, ihre Schwester darauf hinzuweisen, dass es sich nicht gehörte, jemanden zu belauschen, und fragte: »Und wie?«
»Ich kann es dir zeigen«, sagte Kit, und ihre Stimme klang aufgeregt.
Georgie schüttelte den Kopf. »O nein, untersteh dich. Du musst mit Chloe hier bleiben.«
Kit verschränkte die Arme vor der Brust. »Na prima. Aber ich protestiere dagegen, dass du all die aufregenden Sachen machen darfst, nur weil du älter bist.«
Georgie warf einen Blick auf ihre Schwester. Sie sah Kits gerötete Wangen und ihr zerzaustes Haar. »Ich wette, du hast heute genug Aufregung für eine Nacht gehabt.«
Kit wurde verlegen. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Natürlich nicht«, sagte Georgie, nahm ihren Umhang und zog ihn über. »Nun, sag mir, wie dies gelingen kann.«
Sich äußerlich noch immer beleidigt gebend, teilte Kit ihr das Geheimnis mit. »Wenn du dich hinter die Tür des Lagerraums direkt unter der Kabine des Captains setzt, kannst du fast alles hören, was dort oben gesagt wird.«
»Ich will gar nicht fragen, woher du das weißt«, sagte Georgie. »Du bleibst hier. Und absolut keinen Besucher.«
Kit errötete tief, was Georgie verriet, dass ihre Schwester bereits an diese Möglichkeit gedacht hatte.
Georgie verließ ihre Kabine. Auf dem Schiff war keinerlei Aktivität. Die gesamte Crew war unten eingesperrt, und nur eine Notmannschaft von der Gallia bemannte die Sybaris . So war es ungewöhnlich still.
Es missfiel Georgie, dieses Risiko einzugehen, doch sie wusste, dass sie Colin nur helfen und vielleicht sein Vertrauen wiedergewinnen konnte, wenn sie so viel wie möglich über diesen Mandeville herausfand.
Ohne Zwischenfall gelangte sie in den Lagerraum. Sie fand den Ersatzschlüssel, den Captain Taft gut versteckt an einen verbogenen Nagel an einen der Deckenbalken gehängt hatte. Georgie schloss die Tür zur Nebenkammer auf, zündete ihre Lampe an und tastete sich zu der Ecke, von der Kit gesprochen hatte.
Fast sofort hörte sie Bertrand und Mandeville über ihr sprechen.
»Überprüft ihre Geschichte, sofort wenn Ihr an Land seid«, sagte Mandeville gerade.
»Und wenn sie nicht stimmt?«, fragte Bertrand.
»Dann schafft Euch sie, die Zofe und das Gör vom Hals.«
Die tödliche Ruhe dieser Äußerung ließ Georgie erschauern. Sie zog den Umhang fester um ihre Schultern, wie um sich gegen seine teuflische Absicht zu schützen.
»Ich traue dieser Frau nicht, Bertrand«, sagte Mandeville. »Da ist etwas Vertrautes an ihr, was ich nicht einordnen kann, und das macht mich unruhig, denn ich lasse nie Zeugen zurück. Niemals.« Es folgte ein Schweigen, das offenbar als Warnung für Bertrand gedacht war.
»Selbstverständlich, Monsieur. Selbstverständlich«, beteuerte Bertrand.
»Ja, sorgt dafür«, fuhr Mandeville fort. »Da die Dokumente nicht gefunden wurden, muss ich in aller Eile nach London zurück, um mein Geschäft zu Ende zu bringen. Versagt mir nicht bei dieser Sache, Bertrand. Findet heraus, wer die Frau ist, und wenn sie nicht die Witwe dieses Verwalters ist, wie sie behauptet, eliminiert Ihr sie. Das Schicksal Frankreichs hängt von Euch ab.«
»Es ist in guten Händen, Monsieur«, sagte Bertrand. »Ich werde Euch nicht enttäuschen. Für Frankreich. Wir beide dienen denselben Zielen, nicht wahr?«
Georgie entgingen weder Bertrands übertrieben schmeichlerischer Tonfall noch seine Unterwürfigkeit gegenüber diesem geheimnisvollen und gefährlichen Mann.
»Sorgt dafür, dass es so ist«, sagte Mandeville, bevor Georgie hörte, wie er mit festen Schritten die Kabine durchquerte. Die Tür wurde geöffnet und geschlossen, und dann herrschte Stille. Mandevilles Worte hallten noch in ihren Ohren nach.
Ich lasse nie Zeugen zurück.
Mandeville überquerte das Deck der Sybaris . Er war wütend, weil der unfähige Bertrand das Entern von Danvers' Schiff verpfuscht hatte. Der Idiot hatte zu lange gebraucht, um an Bord zu gehen, und jetzt musste man die Konsequenzen tragen. Mandeville war nicht bereit, mit zu den Schuldigen dieser Panne zu zählen.
Die gefährliche Entwicklung dieser Mission hatte ihn zwar nervös gemacht, doch er war entschlossen, kaltblütig zu bleiben. So nahe ans Verderben war er nur einmal zuvor gekommen, und er hatte seinen Gegner ausgetrickst. Er würde es wieder schaffen.
Dennoch war er dazu verflucht, mit diesen verdammten Papieren zu leben. Sie waren an Bord dieses Schiffes, oder sie waren es
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