Heißer Zauber einer Nacht
Halunke. Wo, zum Teufel, hast du dich versteckt?«
»In einem Geheimversteck, zusammen mit vielen Fässchen Brandy.«
»Brandy?«, regte Livett sich auf. »Wir haben ein Geheimversteck mit Brandy? Captain, das habt Ihr mir verschwiegen!«
»Der Brandy hat nichts zu sagen, Livett«, sagte Colin . Er spähte durch das Gitter. »Wie hast du dieses Versteck gefunden?«
»Georgie ließ mich von Kit dort hinbringen, als die Franzosen an Bord kamen - damit man mich nicht schnappt.«
»Kit?«
»Georgies Schwester«, erklärte Rafe. »Ihr richtiger Name ist Kathleen, Kathleen Escott. Aber sie wird Kit genannt. Sie ist vierzehn.«
Colin unterdrückte ein Stöhnen. Es war schon schlimm genug, dass sein Binder zu abenteuerlustig war. Aber jetzt entdeckte er auch noch die Frauen. »Und weiß sie, dass du erst zwölf bist?«
Rafe schüttelte den Kopf und grinste. »Ich habe ihr gesagt, ich sei fünfzehn.«
»Wenn ich hier rauskomme, werde ich dafür sorgen, dass sie die Wahrheit erfährt«, sagte Colin . Er hätte auf Georgie hören und diese Romanze im Keim ersticken sollen.
Wenn das keine Ironie war! Vor ein paar Stunden noch hätte er die Sybaris verwettet, weil er dachte, sie sei eine französische Spionin, jetzt riskierte sie ihr Leben, um seinen Bruder zu retten.
Er wusste nicht mehr, was er denken sollte, aber es tröstete ihn, dass sein Bruder sich Georgie ebenso wenig unterwarf wie ihm. Was, zum Teufel, dachte sich Rafe dabei, auf einem Schiff herumzuschleichen, das unter Kontrolle der Franzosen war?
»Warum versteckst du dich nicht weiterhin?« Colin beobachtete den schlafenden Wächter. »Wenn sie dich schnappen, werden sie dich kaum zu uns hier einsperren. Höchstwahrscheinlich werden sie dich einfach erschießen und über Bord werfen!«
Rafe runzelte die Stirn. »Aber sie haben mich noch nicht geschnappt.« Er warf sich in die Brust. »Ich dachte, du wärst froh, mich dort draußen zu haben. Ich bin gekommen, um dich zu retten.«
Colin war kaum beeindruckt. »Und wie stellst du dir das vor?«
Rafe blickte sich um.
»Das Türschloss ist solide«, sagte Colin. »Nicht einmal Pymm kann es knacken.«
»Ich könnte die Tür mit einer Axt einschlagen«, meinte Rafe.
Colin nickte zu dem schlafenden Wächter hin. »Meinst du nicht, dass ihn das au f wecken würde?«
Rafe furchte von neuem die Stirn, diesmal mehr aus Ärger darüber, dass ihm die Ideen ausgingen. »Ich nehme an, du musst einfach auf Georgie warten.« Er wirkte äußerst sauer, weil er ihre Rettung einem Mädchen überlassen musste.
Colin versuchte, ihn ein wenig zu trösten. »Ich bezweifle, dass Georgie mehr Erfolg haben wird.«
Rafe schüttelte den Kopf. »Kit sagt, sie wird dich im Nu hier herausholen. Sie und Georgie kennen sich so gut auf dem Schiff aus, dass sie eine große Chance sehen, die Franzosen von der Sybaris zu vertreiben.«
»Warum, meinst du, dass sie die Sybaris so gut kennen?«, fragte Colin, der schon mehrmals den Verdacht gehabt hatte, dass die Schwestern sich nicht zum ersten Mal an Bord dieses Schiffes aufhielten.
»Ihre Pflegemutter war Mrs Taft, die Frau von Captain Taft. Ich nehme an, er war der Vorbesitzer dieses Schiffes.«
Colin verkniff sich, einen Fluch auszustoßen, denn Rafes Enthüllung erklärte, weshalb Georgie von dem Geheimfach in seiner Kabine gewusst hatte.
»Mrs Taft nahm die Escotts bei sich auf, nachdem deren Eltern starben und ...«, sagte Rafe.
Pymm rappelte sich vom Boden auf, wo er gedöst hatte. Er schob sich an Colin vorbei und spähte aufgeregt durch das Gitter. »Escott? Sagtest du Escott, Junge?«
Plötzlich bewegte sich der Wächter im Schlaf, und sie erstarrten. Dann begann der Mann wieder zu schnarchen, erst ganz leise, schließlich richtig.
Pymm atmete tief durch und wiederholte seine Frage, dieses Mal ganz ruhig. »Hast du Escott gesagt?«
»Ja. Georgiana und Kathleen Escott.«
Pymm trat von der Tür zurück. Sein Gesicht war weiß, und er zitterte. »Escott. Das kann nicht wahr sein! Es kann einfach nicht sein!« Er wankte zurück und schüttelte den Kopf. »Escott! Hätte ich das nicht wissen können?« Er ging wieder zu dem Gitter, streckte die Hand durch die Stäbe und packte Rafe am Kragen. »Sag mir, was hat sie geplant?«
Bevor der Junge antworten konnte, packte Colin Pymm an der Schulter und riss ihn von Rafe fort. »Was ist los, Pymm? Wer, zum Teufel, sind sie? Französische Agenten?«
»Französische? Pah. Sie sind Escotts«, sagte er so ehrfürchtig, dass man
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