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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Boyle
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zumindest gewesen. Wie auch immer, ihm blieb keine Zeit mehr. Nach seiner Erfahrung waren Dokumente entweder leicht verfügbar oder so gut versteckt, dass sie bei keiner noch so intensiven Suche gefunden werden konnten. Anscheinend war Letzteres der Fall. Und solange die Sybaris von den Franzosen gehalten wurde, würden ihre Geheimnisse in den Balken und Planken verloren sein.
    Und dann war da das Rätsel Madame Saint-Antoine. Sie war zwar eine charmante Dame, doch er argwöhnte, dass ihre Geschichte ebenso eine Farce war wie Betrands Behauptungen, wagemutig zu sein. Es gefiel ihm nicht, sie zurückzulassen, doch er konnte sich nicht die Zeit nehmen, sie persönlich in einen französischen Hafen zu bringen, um den Wahrheitsgehalt ihrer Vergangenheit zu überprüfen.
    Leider musste er sich wieder einmal auf Bertrand verlassen. Bei diesem Gedanken schauderte es ihn.
    Einer seiner Männer trat vor. »Zurück zu Eurem Schiff, Mylord?«
    »Ja. Und beeilt euch.«
    Als die anderen das Beiboot vorbereiteten, ging Mandeville gedankenverloren auf Deck auf und ab, bis er mit dem Stiefel gegen etwas trat. Er blickte hinab und entdeckte eine Art Skizzenblock.
    Neugierig hob er ihn auf und blätterte darin. Er hoffte irgendeinen Hinweis auf das Geheimnis der Sybaris zu finden. Stattdessen sah er Madame Saint-Antoines hübsches Gesicht.
    Nur ein Zeichenblock, dachte er, und blätterte die Zeichnungen von Ruinen, Kirchen und anderen Kulturstätten durch. Interessante Arbeiten, dachte er. Offenbar von jemandem mit geschickter Hand gefertigt. Eine Zeichnung fiel ihm besonders ins Auge, denn die Person, die darauf zu erkennen war, hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Madame Saint-Antoine.
    Diese Zeichnung konnte später vielleicht nützlich sein.
    Er riss die Seite vom Block ab und schob sie in die Tasche seines Umhangs. Den Skizzenblock warf er über Bord, weil er keine weitere Verwendung dafür hatte.
    Als er zu seinem Schiff hinübergerudert wurde, zog er die Zeichnung hervor und betrachtete sie immer wieder.
    Das Gesicht wirkte so vertraut, doch er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wo er es schon einmal gesehen hatte. Es war, als ob ihn die Vergangenheit einholte, um ihm zu sagen, dass er einen entscheidenden Fehler beging.
    Aber wie war das möglich? Er ließ niemals Zeugen zurück.
     
    Eine Zeit lang wagte Georgie nicht, sich in ihrem Versteck zu bewegen. Sie zog die Knie an die Brust, und ihre Gedanken kreisten immer wieder um das, was sie belauscht hatte.
    Ich lasse nie Zeugen zurück. Ich lasse nie Zeugen zurück.
    Die Worte, wie das erste Raunen des Windes vor einem Gewittersturm, steigerten sich zu einem Schwindel erregenden Wirbel. Und plötzlich verschmolzen ihre jahrelangen Albträume zu einer einzigen Erinnerung - die sie niemals hatte zusammenfügen können. Vergangenheit und Gegenwart tauchten deutlich vor ihr auf.
    Sie setzte sich kerzengerade auf, und ihr Puls begann zu rasen.
    Guter Gott, sie kannte Mandeville!
    Und sie wusste, warum sie Angst haben sollte. Todesangst.

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    Kapitel 13
     
    Standring Abbey Devon, England 1788
    » Brigitte, ich muss zu ihr gehen.« Franklin Escotts Stimme hallte durch das Haus. »Sie erwartet mich heute Nacht. Ich will nichts mehr über diese Sache hören.«
    »Aber in Pymms Brief steht, dass du auf ihre Ankunft warten sollst.« Georgies Mutter stellte den festen Entschluss ihres Vaters in Frage. »Er warnt dich vor...«, begann sie, bevor ihr Ehemann ihr das Wort abschnitt.
    »Pymm ist übervorsichtig. Und wenn ich heute Nacht nicht hingehe, wird Ihre Ladyschaft auffliegen. Und dann wird nichts ihr Leben retten.«
    Georgie saß auf der Treppe vor der Bibliothek und belauschte den Streit ihrer Eltern. Obwohl sie in gedämpftem Tonfall sprachen, hatte es drängend und verzweifelt geklungen und den Frieden der Nacht gestört. Georgie war aus ihrem Bett gestiegen und zur Bibliothek geschlichen, um zu lauschen.
    Sie wusste, dass sie das nicht tun durfte, doch die Neugier war zu groß. Es war unwahrscheinlich, dass sie erwischt wurde, denn allen Bediensteten war für die Nacht freigegeben worden; das hatte sie früher erfahren, als sie ein Gespräch zwischen ihrem Kindermädchen Ninny und dem Koch mitbekommen hatte. Und Ninny war die Letzte, die ihr Fehlen bemerken würde, denn sie schlief schon längst. Die kleine Kathleen lag in ihrem Bettchen neben ihr und schlummerte ebenfalls.
    Georgie brauchte also nicht zu befürchten, erwischt zu werden, es sei denn, ihre

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