Heißer Zauber einer Nacht
Eltern kamen plötzlich aus der Bibliothek, doch nach dem Klang ihrer Stimmen zu schließen, waren sie nur auf ihr Streitgespräch konzentriert.
»Franklin, dies könnte eine Falle sein. Pymm schreibt, dass Seine Lordschaft seit kurzem misstrauisch ist. Wenn er herausfindet, dass seine Frau ihn verraten will - und mit deiner Hilfe -, wird ihn nichts aufhalten, sie zu vernichten. Dazu den Beweis, den wir so lange gesucht haben. Und dich wird er ebenfalls töten.«
»Brigitte, deine Sorgen sind unnötig. Du weißt, dass ich ein viel besserer Schütze bin als dieser Mann. Das habe ich bewiesen, als ich mich mit ihm deinetwegen duelliert habe.«
Papa hatte sich für Mama duelliert? Georgie umfasste ihre an die Brust gezogenen Knie fester, von Stolz erfüllt. Ihre Mama brauchte sich keine Sorgen zu machen. Papa war nicht nur der beste Schütze, sondern auch ein ausgezeichneter Fechter. Niemand konnte ihn besiegen. Niemand.
Die Worte ihrer Mutter säten jedoch Zweifel in Georgies Überzeugungen.
»Franklin, dieses Duell hat vor fünfzehn Jahren stattgefunden. Ihr seid keine kleinen Jungen mehr, die sich in dummen Spielchen messen. Der Einsatz ist jetzt viel höher.«
»Und deshalb, meine Liebste, muss ich heute Nacht hingehen. Der Einsatz ist zu hoch. Nicht nur für Ihre Ladyschaft, sondern auch für England.«
Es war die Art, wie ihr Papa England sagte, die Georgie erschauern ließ.
Die Stimme ihres Vaters wurde weicher. »Brigitte, wenn du diesen Mann geheiratet hättest, wärst du es, die heute Nacht alles aufs Spiel setzt. Du wärst es, die von ihrem Kind fortgeht und ihr Leben riskiert, um zu tun, was du für das Richtige hältst.« Es folgte ein Moment des Schweigens, und dann sprach ihr Papa weiter. »Sieh mich nicht so an, meine liebste, eigensinnige Gigi, du weißt, dass du ebenso handeln würdest. Und du weißt, dass ich deshalb hingehen und ihr helfen muss.«
»Dann lass mich mitkommen«, sagte Georgies Mutter. »Ihre Ladyschaft wird ein mitfühlendes Ohr brauchen, eine andere Frau, die ihr beisteht.«
Ihr Vater lachte. »Du kannst mich nicht täuschen. Ich sehe es dir an. Dein Gesicht ist gerötet, und dein Herz ist voller Erwartung.«
»Ich halte es für unfair, dass ich mich aus dem Dienst für das Außenministerium zurückziehen musste, als die Mädchen geboren wurden.«
Wieder lachte ihr Vater. »Wenn du dich nur zurückziehen würdest. Nein, meine Liebe, ich brauche dich hier. Um auf Pymm zu warten.«
Ihre Mutter seufzte.
»Was soll ich denn machen?«, fragte ihr Vater. »Ninny aufwecken und sie bitten, wach zu bleiben um einen Agenten des Außenministeriums zu erwarten?«
Darüber lachten die Eltern gemeinsam.
Georgie überlegte, ob sie zu ihren Eltern gehen und ihnen sagen sollte, dass sie diesen Mr Pymm erwarten würde, dass man ihr eine solch wichtige Aufgabe anvertrauen konnte. Doch sie wusste, wenn sie entdeckten, dass sie wach und nicht im Bett war, ganz zu schweigen davon, dass sie gelauscht hatte, würde sie wahrscheinlich den ganzen nächsten Tag im Kinderzimmer eingesperrt bleiben und das Sticken üben müssen.
Allein bei dem Gedanken schauderte es ihr.
»Nimm die Lampe mit«, sagte ihre Mutter. »Heute erhellt kein Mond die Nacht. Und es ist kalt, knöpf also bitte deinen Mantel zu.«
»Hör auf, mich zu bemuttern«, sagte ihr Vater in diesem Tonfall, den Georgie liebte, denn er klang so sanft und beruhigend. »Ich brauche nur bis zur Jagdhütte und zurück zu gehen. Ich kehre bald genug heim.«
Georgie wich in die Schatten zurück. Sie dachte, ihr Vater würde das Haus durch die vordere Tür verlassen, doch stattdessen hörte sie das Fenster der Bibliothek quietschen und die Mahnung ihrer Mutter, dass er sich nicht die Hose an den Rosen vor dem Fenster aufreißen sollte.
Was konnte so wichtig sein, dass ihr Vater das Haus mitten in der Nacht und durch das Fenster der Bibliothek verließ?
Georgie wusste, dass es nur eine Möglichkeit für sie gab, das herauszufinden: Ihm zu folgen.
Mama sollte zu Hause bleiben und auf diesen Mr Pymm warten, doch für Georgie gab es keine solche Beschränkung.
Sie huschte leise die Treppe hinauf zurück in ihr Zimmer, zog ihre Schuhe unter dem Bett hervor und nahm ihren Umhang vom Haken neben der Tür.
Sie zog ihre Schuhe an und warf noch einen Blick zu Ninny, um sich zu vergewissern, dass sie noch schlief. Ihre Nachtmütze war über ein Auge gerutscht, und sie schnarchte laut.
Ninny würde nicht erwachen, bevor der alte Hahn im
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