Heißer Zauber einer Nacht
deinem Club empfangen werde.«
Ein Grinsen breitete sich auf Temples Gesicht aus. »Bestimmt nicht! Aber vergiss meinen Club. Ich habe etwas Besseres im Sinn. Hast du jemals von dem Hurenball gehört?« Als Colin den Kopf schüttelte, wurde das Grinsen seines Cousins noch breiter. »Das dachte ich mir. Zu viel Zeit auf See und nicht genug gutes Leben hier in der Stadt. Der sogenannte Hurenball ist genau das Richtige, um ein gebrochenes Herz zu kurieren.«
Colin war nicht in der Lage, die Verfassung seines Herzens zu kommentieren. Besonders da er es kaum als »gebrochen« beschreiben konnte.
In Wirklichkeit, hatte ihm Lady Diana einen Gefallen getan, indem sie ihm den Laufpass gegeben hatte. Sie hatte ihn freigegeben. So freigegeben wie Nelson, als er ihn aus der Marine ausgestoßen hatte.
So sagte er stattdessen: »Ein Ball? Ich bin kaum in der Stimmung zum Tanzen und mich mit Debütantinnen abzugeben.«
»Wer hat etwas vom Tanzen gesagt?«, erwiderte Temple und lachte schallend.
Colin hätte wissen sollen, dass jede Veranstaltung, die ihm von seinem liederlichen Cousin empfohlen wurde, alles andere als anständig war.
Der Hurenball war keine Ausnahme.
Der Saal war überfüllt mit den höchstbezahlten Mätressen, Kurtisanen und Damen von zweifelhaftem Ruf. Und inmitten dieses halbseidenen Milieus scharwenzelte die Creme de la Creme der lüsternsten Männer der Gesellschaft - alle begierig auf der Suche nach einer neuen Eroberung.
Wenn es einen Ort gab, an dem Colin an seinem neuen Ruf als verkommener Herumtreiber arbeiten konnte, hatte er den richtigen Platz und die beste Gesellschaft gefunden.
Weil der Ball so berüchtigt war und sich die verrufene Gesellschaft dort versammelt hatte, fielen nur wenige Gäste auf. Als aber Colin und Temple eintrafen, wurde es schlagartig still im Saal. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, und Geraune setzte ein.
Vom Kriegsgericht verurteilt.
Schrecklich reich .. .jedenfalls vorher.
Sollte vor der Admiralität hängen.
Verdammter Feigling. Nicht zu glauben, dass er sich in die Öffentlichkeit wagt.
Colin ignorierte die Bemerkungen. Angesichts Lady Dianas Empfang hatte er wohl nichts anderes erwarten können. Die meisten Männer in der Menge, besonders diejenigen in Uniform, schnitten ihn. Die Mehrheit der
Frauen betrachtete ihn mit mäßigem Interesse. In ihrer Söldnermentalität bedauerten sie mehr seine finanzielle Misere als seinen gesellschaftlichen Ruin.
»Siehst du«, sagte Temple und winkte einigen Damen zu, als wären sie alte Freundinnen. Schließlich winkte eine ältere Frau zurück. Sie war weit über ihre erste Blütezeit hinweg, vermutlich über ihre zweite und dritte auch schon. »Da ist jemand, der nichts von deiner Schande gehört hat. Oder deinem Geldmangel.«
»Temple, ich möchte nicht...« Colin wandte sich zum Gehen, doch sein Cousin hielt ihn an der Schulter fest.
»O nein, du gehst nicht«, sagte er. »Du hast es versprochen. Ein Drink. Und ich will, dass du dein Wort hältst.«
Colin ließ seinen Blick über das Gewimmel schweifen. An einem Tisch auf der anderen Seite des Saales schienen Getränke ausgeschenkt zu werden. »Ich bezweifle, dass die Erfrischungen der Grund sind, weshalb jemand herkommt. Außerdem wird es eine Stunde, vielleicht mehr, dauern, um bis zu einem Drink vorzudringen.«
»Hast du das auch schon bemerkt?«, sagte Temple, hob sein Lorgnon an die Augen und schätzte selbst die Distanz zum Tisch mit den Getränken. »Aber weißt du, das ist das Schöne daran, den Drink dort zu holen. Zusätzlich zu einem Glas des schwächsten Punchs der Stadt, könntest du auf dem Weg dorthin eine Frau finden, die dir auf den ersten Blick das Herz stiehlt.«
»Sei nicht lächer li ch«, sagte Colin. »Hast du vergessen, dass ich eine Ehefrau möchte? Eine anständige Dame guter Herkunft. Keine von diesen Nachtfaltern.«
»Wenn du das wünschst, hättest du Lady Diana von Anfang an meiden sollen«, meinte Temple nachdenklich. »Solche Manieren! Ich habe schon immer den Verdacht gehabt, dass sie unter all dieser Spitze die böse Zunge einer Xanthippe hat. Keine kann so schicklich sein, wie Lady Diana vorgibt.«
Colin ignorierte die Worte seines Cousins und fuhr fort: »Wenn du Großvaters Titel bekommst, wirst du Verständnis für die Verpflichtungen der Familie und die Notwendigkeit einer Ehe bekommen.«
Temple betrachtete ihn skeptisch, als würde diese Art Verantwortung niemals auf seinen Schultern lasten.
Aber Colin
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