Heißes Eis
fassen kann, schallt ein Tango durch die Lautsprecher und die ersten Paare formieren sich. Ben tritt mir gegenüber, ergreift meine rechte Hand, umfasst meine Hüfte und zieht mich eng an seinen Körper.
Durch die plötzliche Nähe stockt mir sofort der Atem und mein Puls schnellt in ungeahnte Höhen.
So eng zu tanzen wäre aber nicht nötig gewesen, Ben!
Ich vermeide es, ihn anzusehen, um ihm den Aufruhr meiner Gefühle nicht in meinem Gesicht zu präsentieren. Ich bin so überrumpelt und überwältigt von Bens Nähe, dass ich ihm komplett das Ruder beim Tanzen überlasse, sprich, er führt und ich mache alles wie automatisch mit. Eigentlich soll es so ja auch sein, dass der Mann führt, aber generell bin ich beim Tanzen schon etwas aktiver. Dennoch bin ich froh darüber, dass Ben führt, weil Tango nicht gerade zu den leichtesten Tänzen gehört und mich Ben so fest an sich drückt und mit sich zieht, dass ich gar keine falschen Schritte machen kann. Bis heute wusste ich gar nicht, dass ich so gut Tango tanze! Ich bin so mit Ben und mir beschäftigt, dass ich versäume, auf die anderen Paare zu achten – wir sollen ja noch Punkte vergeben. Ach, egal, ich gebe einfach allen die höchste Punktzahl, damit wir in jedem Fall zurück liegen.
Der Tango ist zu Ende und jetzt spielt ein langsamer Blues. Das Licht wird herab gedimmt und erst da bemerke ich die Kerzen in den Nischen des Raumes, die Nina und Julia offensichtlich während des Tangos angezündet haben. Ben bleibt mit mir stehen. Die Hand, die die meine hält, führt sie elektrisierend langsam zu sich nach oben, so dass sie in seinem Nacken zum Liegen kommt. Dann umschlingt mich Ben mit beiden Armen und beginnt sich langsam und geschmeidig mit mir zur Musik zu wiegen. Heiße Glut sammelt sich in meiner Mitte und durchflutet meinen gesamten Leib. Die Hände, die auf dem dünnen Stoff meines Kleides ruhen, streichen sinnlich langsam über meinen Rücken.
Zur Hölle, was macht er da mit mir!
«Ben!», flüstere ich gequält, weil mir das alles viel mehr gefällt, als es sollte, als es darf!
Zur Antwort bekomme ich nicht mehr als ein «Mmh?»
Wenn Tine uns so sehen könnte, brächte sie uns um und Tom ließe uns an den Füßen kopfüber aus dem Fenster baumeln!
«Ben, das geht nicht!», flüstere ich.
«Nein, das geht absolut nicht!», flüstert er zurück und schmiegt völlig ungeachtet dieser Worte seine Wange an meine. Ich fühle die rauen Bartstoppeln, atme sein Aftershave und nehme den maskulinen Duft von Ben ganz in mich auf. Vollkommen entrückt schließe ich die Augen und lasse mich in meinem Meer an Gefühlen treiben. Und der Zensor in meinem Hirn ist wohl gerade in diesem Meer ertrunken. Ich spüre, wie jede Zelle meines Körpers sinnliche Tänze vollführt bei der Berührung des Mannes, den ich umschlinge. Bens Hände wandern tiefer, streichen sinnlich über meinen Po und schmiegen diesen fester zu sich heran.
Es ist ein Kichern, das mich wieder jäh in die Realität zurückholt. Als sich meine Lider heben und ich mich umsehe, treffen mich die belustigten Blicke der anderen Paare. Die Musik hat bereits aufgehört, aber weder Ben noch ich hatten es bemerkt. Ich schiebe Ben von mir fort und suche verzweifelt nach einem Weg die Aufmerksamkeit wieder von uns wegzulenken. Zum Glück ergreift Nina das Wort.
«Da alle Paare übereinstimmend Sanne und Ben die volle Punktzahl für den Tanz gegeben haben, steht somit das Siegespaar des heutigen Tages bereits fest.»
Verdammt! Was habe ich getan! Wie konnte ich mich nur so gehen lassen?
«Und das ist euer Preis! Ein Maxibecher mit der Spezialität des Hauses: 'Heißes Eis' – Vanilleeis mit echter Bourbon-Vanille, heißer Himbeersoße und Sahne. Man kennt die Spezialität auch unter dem Namen 'Heiße Liebe'. Dann dürft ihr beide jetzt dort drüben an der Paar-Bar Platz nehmen.»
Na, Prima, da habe ich so groß darauf bestanden, dass wir kein Paar sind und dann gewinnen wir am Ende auch noch den Preis! Ich zögere, doch Ben nimmt mich an die Hand und zieht ich zu einer Nische, die von Palmen in Töpfen umgeben ist. Im Zentrum steht ein kleiner hoher Tisch mit zwei Barhockern. Ringsum hängen von Kerzen beleuchtete Laternen.
Alle Anwesenden beobachten uns, wie wir uns auf die Barhocker setzen. Ich fühle mich wie ein Zootier und grinse dämlich. Zum Glück wandert nun die Aufmerksamkeit der Zuschauer zur Tür, wo ein Kellner gerade unseren Preis hereinträgt – so viel Eis essen wir in drei Leben
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