Heißes Eisen
klar das Antlitz der nächsten Mode: Revolution. »Übrigens, haben Sie auch einen Namen? Einen richtigen Namen?«
All diese isten würden sich als Fanatiker gelangweilte, arme, reiche Mädchen rekrutieren.
»Kandissa.«
»Wirklich? Sie benutzen Ihren richtigen Namen?«
»Paßt doch gut. Keiner hat ihn je benutzt, bis auf meinen Bruder. Er ist letztes Jahr im Cantard gefallen. Er war Hauptmann bei der Kavallerie.«
»Tut mir leid.«
»Mir auch, Garrett.«
»Wie?«
»Sie haben doch sicher auch jemanden dort verloren.«
Jetzt begriff ich es. »Ja. Das ist nicht gerade eine besonders einzigartige Erfahrung, nicht wahr? Wie nennen die meisten Menschen Sie?«
»Mickey.«
»Mickey? Wie kommt man von Kandissa auf Mickey?«
Sie lachte. Ihr Lachen war wundervoll, wenn sie sich einfach nur freute. Ich war ein bißchen abgelenkt. »Weiß ich nicht. Mein Kindermädchen hat mich so genannt. Sie hatte für uns alle Kosenamen. Was ist denn?«
Ich kicherte. »Sie haben eine Erinnerung geweckt. An meinen kleinen Bruder. Wir nannten ihn Pupa.«
»Pupa?«
»Ich weiß nicht, warum. Mich nannte meine Mutter Beule.«
»Beule?« Sie sah an mir herunter. »Ja, das verstehe ich.« Sie tanzte zur Seite und deutete mit dem Finger auf mich. »Beule, Beule!«
»He! Hören Sie auf.« Die Leute starrten uns an.
Sie machte eine Pirouette. »Beule. Der berühmte Detektiv Beule.« Sie lachte und lief davon.
Sie lief los, weil ich hinter ihr herrannte. Sie konnte gut laufen, denn sie hatte die Beine dafür. Es waren wunderschöne Beine. Ich versuchte nicht zu sehr, sie einzuholen, sondern lief hinter ihr her und genoß den Anblick.
Wir waren nicht weit von zu Hause entfernt. Als wir in die Macunado Street einbogen, holte ich Kandis ein. »Noch ein paar Blocks in die Richtung. Das ist mein Viertel. Die Leute kennen mich.«
Sie lachte, während sie nach Atem rang. »Ja, Sir, Mr. Beule. Ich werde Ihre Ehre schützen, Mr. Beule.« Sie lachte immer noch und machte mir das Leben schwer, als Dean die Tür öffnete.
49. Kapitel
Belinda stand im Flur. Sie sah Kandis finster an, die den Blick ebenso finster erwiderte. Nicht, daß sie sich gekannt hätten. Kandis versetzte mir noch einen letzten Schlag. »Wußten Sie, daß sein Spitzname Beule ist?«
»Dean«, knurrte ich. »Bring Erfrischungen ins Zimmer des Toten Mannes. Und Riechsalz, falls ich der Braut eins über den Schädel ziehen muß.« Ich sah mich einem unerwarteten Problem gegenüber. Ich saß zwischen zwei wunderschönen Frauen fest, die beide faszinierend waren und sich beäugten wie zwei Katzen, die sich gegenseitig die Krallen schärften. Um sie mir ins Fleisch zu schlagen.
Ich war zwar etwas außer Übung, wußte aber noch, wie diese Geschichten normalerweise abliefen. Wenn Blut floß, war es meistens meins. Sie würden sich mit größtem Vergnügen gegen mich verbünden.
Ich hörte ein leises Geräusch aus dem kleinen Zimmer und hatte die Idee meines Lebens. Ich platzte herein, bevor Deans neuester Streuner in Deckung gehen konnte. Es war ein kleiner Fellball, und der war so lieb, daß selbst ich –unter der Folter – zugegeben hätte, daß er süß war. Ich schoß wieder in den Flur zurück, wo die beiden Damen noch mordlüsterne Blicke austauschten. »Sie kennen sich sicherlich«, sagte ich zu Kandis. »Sie versteckt sich hier. Vor dem Mörder. Ehm. Der Mörder hat sie letzte Nacht geschnappt.« Das galt Belinda. »Wir haben sie gerade gerettet. Der Tote Mann will mit ihr reden, deshalb ist sie hier.«
»Dachte ich mir. Ich hab gehört, daß sie entführt worden ist.« Sie warf einen Blick auf das Kätzchen, aber in ihren Augen glühte nicht der Funken, den normalerweise kleine Katzen bei ihren Fans auslösen. Mist. War doch keine so gute Idee gewesen.
»Bist du ein Süßer«, sagte Kandis. Sie meinte den Fellball.
Großartig. Wenigstens ein Teilerfolg. »Warum halten Sie ihn nicht kurz, während ich zu meinem Partner gehe?« Sie hatte nicht reagiert, als ich seinen Namen genannt hatte. Ich reichte ihr das Kätzchen und ging zur Zimmertür des Toten Mannes. Als ich näher ging, zuckte Kandis zusammen und runzelte die Stirn wie alle, wenn Ihro Gnaden das erste Mal direkt Kontakt mit ihnen aufnimmt.
»Siehst du, was ich da draußen habe?« sagte ich, als ich drin war. »Möchtest du sie auf eine besondere Art behandeln?«
Bring sie einfach rein. Er war von irgendwas leicht amüsiert. Ich konnte mir denken, was es war. Da waren zwei atemberaubende
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