Heißes Eisen
Killer machen würde.«
»Weil er auch ein krankes Hirn hat. Er weiß bestimmt schon, daß Sie hier sind. Im Augenblick ist jemand bei ihm. Warten Sie hier draußen.« Ich deutete auf das Wohnzimmer. »Er wird Sie rufen. Ich will zu Mittag essen.« Und du bist nicht eingeladen, du blöder Hornochse.
Ich setzte mich Belinda gegenüber. »Warum verschwinden wir nicht einfach aus TunFaire? Wir könnten heiraten, auf die Karneval-Inseln fliehen und eine Wahrsagerklitsche aufmachen.«
»Ein interessanter Antrag. Was hat dich auf diese Idee gebracht?«
»Die Wache hat den Mörder entkommen lassen. Der Verrückte ist wieder unterwegs und hat noch acht bis zehn Stunden Zeit für seinen nächsten Streich.«
»Aber wenn Kandis und ich hier sind ...«
»Wird er jemand anderen töten. Er muß jemanden umbringen.«
Ob es mir nun gefiel oder nicht: Mein Haus wurde zum taktischen Hauptquartier für die Jagd auf Elfis Kormoran. Gegen Sonnenuntergang lud sich Prinz Rupert persönlich ein. Ich konnte ihn schlecht draußen vor der Tür stehenlassen, aber seinen Höflingen gegenüber blieb ich hart. Ich trat vor ihn und lächelte ihn grausam und herausfordernd an. »Eure Hoheit, ich habe leider nicht die Möglichkeiten, all diese Männer unterzubringen.« Als er nicht sofort nach dem Henker rief, ging ich noch weiter. »Zudem erregen sie Aufmerksamkeit.« Es war ziemlich spät, aber die Nachteulen waren draußen und bemerkten die Ansammlung vor meiner Hütte.
Wir schlossen einen Kompromiß. Er holte niemanden herein.
Dieser Prinz Rupert war der erste aus der Königsfamilie, den ich kennenlernte. Er beeindruckte mich nicht sonderlich, auch wenn der Tote Mann später damit herumprahlte, welch gute Absichten er im Kopf des Prinzen gefunden hätte. Ich hatte keine sonderlich gute Laune und erwiderte nur, der Weg zur Hölle sei mit guten Vorsätzen gepflastert.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als man uns benachrichtigte, daß sie Emma Setlow gefunden hätten alias Dixie Starr. Und zwar im üblichen Zustand. Die Truppen waren angekommen, als das Ritual gerade zu Ende ging. Kormoran hatte sich erneut aus dem Staub machen können, aber sie hatten seinen Helfer geschnappt. Und die Messer waren ebenfalls sichergestellt worden.
»Messer? Welche Messer?« fragte ich. »Wir haben die Messer doch schon zerbrochen.«
Die Messer, von denen die Rede war, erwiesen sich als einfache, alte Küchenmesser, die für den Job nicht besonders geeignet gewesen waren.
Vermutlich werden wir feststellen, daß die Messer den Fluch nicht übertragen haben, stellte der Tote Mann fest.
»Wirklich?« knurrte ich. »Soviel hab ich auch schon begriffen. Kormoran wäre nicht mehr auf der Jagd nach Mädchenherzen, wenn sie den Fluch getragen hätten.«
Die Messer sind zerbrochen, aber die Nächte der blutigen Messer gehen weiter.
»Wie poetisch! Was ist mit dem Kerl, der gefangengenommen worden ist?«
Der Helfer war ein geistig zurückgebliebener Rattenmann – schon wieder ein Oxymoron –, der zugegeben hatte, Dixie seit ihrer Gefangennahme bewacht zu haben. Die übrigens lange vor der Entführung Kandis' stattgefunden hatte. Das bedeutete: Kormoran bunkerte Brünette. Nachdem er Block und den Prinzen entkommen war, war er schnurstracks dorthin gerannt, wo er Dixie aufbewahrt hatte.
»Das gefällt mir nicht. Dieser Kormoran scheint verdammt clever zu sein.«
»Kormoran?« Block schnaubte verächtlich. »Der braucht sogar Hilfe, um seine Schuhe zuzuschnüren.«
Es liegt an dem Fluch, meine Herren. Diesmal – ich meine, bei seinem diesmaligen Auftauchen in der Welt – hat er ein kritisches Wachstumsstadium erreicht. Vermutlich darf man getrost davon ausgehen, daß er an einem Punkt angelangt ist, an dem er sich selbst lehrt. Und zwar nicht auf die langsame Art, wie zum Beispiel ein Hund lernt, durch zahlreiche Wiederholungen. Wir sollten uns der entsetzlichen Möglichkeit stellen, daß dieser Fluch die Fähigkeit zur Entwicklung von Intelligenz besitzt.
»Sekunde mal. Moment. Ein Fluch sorgt dafür, daß die Kuh keine Milch mehr gibt oder daß man Gürtelrose bekommt oder daß dein Kind schielt. Aber er kann nicht...«
In der Welt deiner kleinkarierten Glücksbringerhändler hast du sicher recht. Vermutlich könnte heutzutage kein Zauberer mehr einen solchen Fluch erschaffen. Aber dieser Bann stammt noch aus einer Zeit, als Giganten über die Erde wandelten.
Giganten latschten auch heute noch durch die Gegend, direkt vor unserer Tür, na
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