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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Irgendwie hatte ich das nicht bedacht.
    Die überlebenden Söhne tauchten auf, und dann Linden Holzhauer höchstpersönlich. Holzhauer war eines dieser seltenen Geschöpfe, zu dem sein Name paßte und der auch noch aussah wie ein Kutschbauer. Jedenfalls entsprach er meinen Vorurteilen. Er war ein hagerer Wicht, alt, hatte ledrige Haut, noch viel Haar auf dem Kopf, intelligent blickende Augen und viel Schwung. Seine Hände verrieten, daß er immer noch seiner Arbeit nachging. Er stand hochaufgerichtet da, als habe man ihm ein Brett an den Rücken genagelt, und schien mit seinem Platz in dieser Welt zufrieden zu sein. Er und seine Leute bildeten eine einzige, große, glückliche Familie. Er war kein reservierter Patriarch. Er, seine drei Söhne und die vier Lehrlinge vertieften sich in eine lebhafte Diskussion darüber, ob die neuen Regeln des Königs TunFaires Prellballspieler in eine Bande jammernder, weichlicher Waschlappen verwandelt hatten.
    Es mußte ein sehr interessantes Thema sein, denn die Regeln des Königs waren schon vor meiner Geburt in Kraft getreten.
    Karentas Prellballspiel ist mittlerweile so hart geworden, daß ich nicht mal meinen Feinden wünschte, es spielen zu müssen. Früher gab es meines Wissens nur eine einzige Regel: keine scharfkantigen Waffen!
    »Ich nehme an, daß Prellball hier sehr populär ist.«
    »Es wird hier sehr ernst genommen. Die besten Spieler kommen aus der Werkerreihe. Jeder Block hat eine Mannschaft. Die Kinder fangen damit an, bevor sie laufen können.«
    Das war nicht nur sehr hartherzig, sondern auch nicht besonders schlau. Aber das behielt ich für mich. Ich wollte nicht als intolerant gelten.
    »Als Jugendlicher habe ich es selbst gespielt«, erklärte Lou Latsch.
    »Warum überrascht mich das nicht?« Er mußte schon allein eine Mannschaft gewesen sein.
    Lou Latsch war sehr geschickt. Er warf eine Meinung in diesen Streit ein, der so alt war, daß er einem Ritus glich, und wurde auch einer Antwort gewürdigt, weil er offenbar in seiner Jugend ein Star gewesen war. Bevor ich wußte, was geschah, standen wir mitten unter Holzhauers Leuten. Ich hielt mich tunlichst an Lou Latschs Ratschlag. Der Tote Mann wäre sicher erstaunt gewesen, wenn er erlebt hätte, wie lange ich die Klappe halten konnte.
    Allmählich ließen die Holzhauers von dem sattsam bekannten Thema ab und erkundigten sich mit höflichem Interesse nach dem Grund für Lou Latschs Anwesenheit. Der grinste sie breit an, als spottete er darüber, daß er irgend etwas ernst nahm. »Mein Kumpel Garrett hier und ich sind auf einer Art Kreuzzug.«
    Von Kreuzzügen verstanden die Kerls was. Sie waren religiös. Sie waren wirklich das Salz der Erde und das Rückgrat der Nation. Seit Generationen hatten sie keinen eigenen Gedanken mehr gefaßt.
    Entschuldigung. Manchmal bin ich übermäßig kritisch.
    Die Neugier wuchs. Lou Latsch spielte noch eine Minute mit ihnen. »Vielleicht sollte Garrett es besser erzählen«, sagte er. »Er war näher dran. Ich helfe ihm nur.«
    Ich stellte mir Block vor. Der würde sicher explodieren, wenn er erfuhr, daß ich seine schmutzige Wäsche überall in der Stadt aufhängte. Dann grinste ich und erzählte die Geschichte von den toten Mädchen. Die Holzhauers waren angemessen entsetzt. Ich stellte mich darauf ein und bemerkte, daß der alte Mann genauer zuhörte als die anderen, die nur unterhalten werden wollten.
    »Leider sieht es so aus, als wäre die einzige Möglichkeit, das Monster zu überführen, diese Kutsche.«
    Jetzt kapierten es alle. Die ganze Bande verstummte und zog mürrische Mienen. Alle sahen den alten Mann an. Er betrachtete mich nüchtern. »Vermuten Sie, daß die Kutsche aus meinem Geschäft stammt, Mr. Garrett?«
    »Ich habe keine Ahnung, Mr. Holzhauer. Lou Latsch sagte, Sie wären der beste Kutschbauer in TunFaire. Wenn sie hier in der Stadt gebaut worden wäre, seien Sie der einzige, der die Kunstfertigkeit hätte, sie zu bauen.«
    »Das denke ich auch. Beschreiben Sie sie noch einmal.«
    Das tat ich und erwähnte jedes noch so kleine Detail.
    Die Söhne konnten ihre Gedanken weniger geschickt verbergen als er. Ich wußte, daß die Kutsche von Linden Holzhauer gebaut worden war. Die Frage war nur, würde er es auch zugeben?
    Er würde. »Wir haben die Kutsche tatsächlich gebaut, vor etwa drei Jahren, und zwar nach exakten und strengen Anweisungen, Mr. Garrett. Ich halte nichts von falscher Bescheidenheit. Es war die schönste Kutsche, die jemals in TunFaire

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