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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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vorbei. Vielleicht nutzt sich die Wiedersehensfreude dann ab.«
    »Ja. Es war ein hartes Jahr. Ich habe meine Freunde vernachlässigt.«
    »Vor allem diese Kleine, diese Maya.«
    Einen Augenblick lang vergaß ich meine Mission. »Hast du Maya gesehen? Ich dachte, sie hätte die Stadt verlassen.«
    »Wenn ich drüber nachdenke, ist es wohl schon eine Weile her. Sie ist ab und zu vorbeigekommen und hat mir geholfen. Einfach so, weil sie Pferde mochte.«
    »Wußte ich's doch, daß sie irgendeine Macke hatte.«
    Der Blick, den er mir zuwarf, verriet mir mehr, als er mit Worten hätte ausdrücken können. Anscheinend hatte Maya sich an seiner breiten Schulter ausgeheult. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Wie ich höre, steckst du bis zum Hals in Schwierigkeiten. Miss Tinnie. Und jemand namens Winger.«
    Da er es schon ansprach, konnte ich es auch zugeben. »Ja. Man kann mir wirklich nicht nachsagen, daß ich Glück bei den Frauen hätte.«
    »Komm her und setz dich. Ich hab noch ein kleines Fäßchen, an dem wir nuckeln könnten. Müßten noch ein oder zwei Schlückchen übrig sein.«
    Sollte mir recht sein. Allerdings war es warme Plörre. Lou Latsch mochte es warm. Ich trinke meins am liebsten so kalt, daß man es fast lutschen kann. Trotzdem war es Bier. Mir war danach, einen Hektoliter in mich hineinzuschütten. Ich hockte mich auf einen alten Sattel und nahm das große Zinnseidel, das Lou Latsch mir reichte, bevor er sich auf einen Sägebock hockte.
    »Das Problem ist, daß diese Mädchen alle erwachsen werden und sich langsam nicht mehr nur für ihren Spaß interessieren«, verkündete er.
    »Weiß ich.« Alt werden ist die Hölle.
    »Nimm es mir nicht übel. Da bricht der Prediger in mir durch.«
    Auch das war mir klar. Damals, als ich ihm seinen Hintern gerettet hatte, war er dabeigewesen, selbst in die Religion einzusteigen. Er hätte sicher guten Durchschnitt gebracht, aber ein ganz Großer wäre er nie geworden. TunFaire ist die Stadt der Tausend Sekten. Und es gibt immer viele enttäuschte Glaubensfanatiker, die sich nur zu gern der Tausendundersten Sekte anschlossen. Lou Latsch hatte sich umgesehen und festgestellt, daß er weder zynisch noch verschlagen genug war, um davon wirklich gut leben zu können. Er mag ja religiös sein, aber er ist ganz gewiß nicht weltfremd.
    »Der Prediger in dir hat ja recht, Lou Latsch. Vielleicht muß ich sogar mit ihm reden.«
    »Gibt es ein Problem?«
    »Ja.«
    »Hab ich mir gedacht, als ich dich gesehen habe.«
    Was für ein Genie. Bei Lou Latsch begehe ich die gleiche Sünde wie bei Morpheus. Ich gehe erst zu ihm, wenn ich Hilfe brauche.
    Ich beschloß, mich in Zukunft zu bessern.
    Klar, Garrett. Sicher. Der Schrank mit den guten Vorsätzen ist allmählich voll!
    Ich schüttelte Lou Latsch mein Herz aus und hielt nichts zurück. Meine Geschichte regte ihn sehr auf, und es tat mir richtig leid, daß ich sie nicht etwas entschärft hatte. »Wer kann denn hingehen und so was tun, Garrett? Einfach kleine Mädchen umzubringen!«
    Sie waren nicht klein gewesen, aber das tat nichts zur Sache. »Weiß ich nicht. Aber ich werd es rausfinden. Deshalb brauche ich deine Hilfe. Die Kutsche vor Morpheus' Laden war Erste Sahne und nicht gemietet. Ich bezweifle, daß es noch so eine gibt. Nur die von Kain Kontamin kann ihr annähernd das Wasser reichen. Und die hat längst nicht soviel Silberbeschläge.«
    Lou Latsch runzelte bei der Erwähnung von Morpheus Ahrm die Stirn. Er mochte Morpheus nicht besonders. Und seine finstere Miene verstärkte sich noch, als Kains Name fiel. Hätte Lou Latsch eine schwarze Liste geführt, wäre Kain Kontamins Name ganz oben aufgetaucht. Kain ist für ihn eher die Ursache für die Krankheit unserer Gesellschaft, und nicht das Ergebnis.
    »Eine Spezialanfertigung?«
    »Ich denk schon.«
    »Und ähnlich wie die von Kontamin.«
    »Ein bißchen größer und noch schicker. Silberbeschläge und viel Schnitzwerk. Sagt dir das was? Weißt du, wem sie gehört?«
    »Das kann ich nicht sagen, aber ich kann dir verraten, wer sie aller Wahrscheinlichkeit nach gebaut hat. Vorausgesetzt, sie wurde in TunFaire hergestellt.«
    Treffer! Ich hätte fast gejuchzt. Vielleicht habe ich das sogar, denn Lou Latsch sah mich merkwürdig an. Dann grinste er schüchtern. »Habe ich dir weitergeholfen?«
    »Sobald du mir den Namen des Kutschenbauers sagst.«
    »Holzhauer. Linden Holzhauer.«
    Der Name sagte mir nichts. Bei meinem Einkommen kaufe ich nicht viel

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