Heißes Eisen
glaubt, daß er mich so auf den richtigen Weg bringt.
Block schnappte sich die Lampe und bückte sich.
Ich pfiff ihn zurück. »Er hat recht. Irgendwie. Er hat uns alle nötigen Informationen gegeben. Außerdem kann er verdammt stur werden, wenn Sie ihn bedrängen. Eine Frage des Stolzes. Er würde eher in Kauf nehmen, daß Sie ihn und das Haus abfackeln, bevor er Ihnen eine direkte Antwort gibt.«
Block musterte mich kurz und kam dann zu dem Schluß, daß ich keinen Scheiß erzählte. »Er spielt das Heilige Orakel, was?« Er stellte die Lampe wieder auf ihren angestammten Platz zurück. »Wovon hat er denn geredet? Wo sollen wir ansetzen?«
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Was ich wußte, war, daß der Tote Mann einen Nebel gesehen hatte, der sich offenbar direkt vor meiner Nase befand.
Natürlich, wenn man nicht mitten drinsteckt, nicht verwirrt und gestreßt ist, noch nicht den Gestank eines Mädchens in der Nase hat, das in Todesangst krepiert ist, kann man die Sache leicht überblicken und sich sagen, daß Garrett einfach blöder ist, als die Wache es erlaubt.
28. Kapitel
Ich hatte die Lösung. Fast. Ich wollte schon triumphierend grinsen. Mein Unterbewußtsein deutete an, es könne sich doch auszahlen, bei den Guten mitzuspielen. Doch dann hämmerte jemand an meine Haustür. Diese Tür ist der Fluch meines Lebens. Ob ich sie einfach zumauern sollte? Ein Quälgeist, der nur rohen Ziegel vor der Nase hatte, würde doch sicher nicht weiter versuchen, mir auf die Nerven zu gehen. Oder?
Der Gedanke, der eben noch hatte auftauchen wollen, verschwand. Ich sah Block an. Er wirkte, als konnte er nicht mal seinen eigenen Namen buchstabieren. Von ihm hatte ich keine Hilfe zu erwarten. Ich schlenderte zur Tür und linste durchs Guckloch. Morpheus und Dean starrten mich an. Einen Augenblick war ich versucht, sie draußen stehenzulassen. Aber Morpheus würde sich durch eine Tür fressen, wenn er glaubte, daß man ihn einfach abwimmeln wollte. Außerdem hatte er es nicht verdient, naß zu werden. Und es gab keine Möglichkeit, nur ihn und nicht auch Dean reinzulassen. Also öffnete ich die Tür und ließ die Burschen herein. Sie stampften an mir vorbei und schimpften darüber, wie lange es dauerte, eine Tür aufzumachen.
Nicht zum ersten Mal kam mir der Gedanke, meine Bude mit Profit zu verkaufen. Dann könnte ich irgendwohin ziehen, wo mich keiner kannte. Ich könnte einen richtigen Job annehmen, zehn oder zwölf Stunden am Tag schuften und in der restlichen Zeit faulenzen. Der Käufer meines Hauses durfte dann genießen, was ich zurückließ. Ich könnte das Haus sogar noch attraktiver machen, indem ich für seinen Inhalt keine Extrakosten berechnete. Tschüs, Dean! Leb wohl, Toter Mann!
»Du hast mich herschleppen lassen«, knurrte Morpheus. »Also gib mir eine vernünftige Erklärung.« Keine Frage, wie es mir ging. Wozu haben wir Freunde, wenn nicht, um uns klein und ungeliebt zu fühlen? »Ich habe eine Verabredung ...!«
»Ach wirklich?« Ich versuchte, wie der Tote Mann Eindruck zu schinden. »Du erinnerst dich sicher noch an eine bestimmte Leiche in einem gewissen Kutschhaus auf einem bekannten Hügel vor nicht allzulanger Zeit? Die mit einer Reihe höchst unerfreulicher Morde zu tun hatte?«
»Du meinst, die Verschwendung außerordentlicher Liebreize?«
»Für jemanden, der sie weit weniger verdient als du und ich, ja. Diejenige, auf die wir neulich bei unserem Verdauungsspaziergang gestoßen sind.« Warum taten wir das? Ich hatte damals angefangen und wußte keinen Grund ... Außer vielleicht, daß Dean hier war und jedes Wort bezeugen konnte, was wir sagten. Aber warum sollte es mir etwas ausmachen, was Dean dachte? Der Kerl mochte Katzen. Ein Bursche, der Katzen liebte, konnte nicht koscher sein. Warum machte mir seine Meinung etwas aus?
»Was ist damit?«
»Folgendes. Der Gentleman, der in dieser Nacht die Hucke vollgekriegt hat, pflegt sein Hobby weiter, obwohl man ihm im Krematorium Feuer unterm Arsch gemacht hat.«
»Was meinst du damit?« Morpheus hielt das Spielchen nicht durch.
»Es gibt wieder einen Mord. Genau wie die anderen. Und genau im Zeitplan. Wir wissen noch nicht, wer sie war, aber das ist nur eine Frage der Zeit.« Ich deutete auf das Zimmer des Toten Mannes. »Wir haben offiziellen Besuch. Der Tote Mann hat uns verraten, daß es um einen Fluch geht. Zauberei.«
»Nein! Wirklich?«
»Diesen Ton kannst du dir schenken. Dean! Du mußt arbeiten! Wenn du
Weitere Kostenlose Bücher