Heißes Eisen
antworten.
35. Kapitel
Morpheus hatte Gesellschaft. Ich mußte warten und warten und warten. Dann noch ein bißchen warten. Während ich wartete, kam Eierkopf herein. Mürrisch gesellte er sich zu mir. »Ich habe gute Nachrichten für dich«, erklärte ich. »Ich brauche deine Muskeln.«
»Sofort?«
»Auf der Stelle. Es sei denn, deine Investitionen ...«
»Kann das nicht warten?«
»Wäre ich sonst...? Was ist los?«
»Ich hab einfach keine Lust, Garrett. Bin nicht in Stimmung.«
»Seit wann mußt du in Stimmung sein, um einen schnellen Taler zu verdienen?«
»He, Schädel einzuschlagen macht längst nicht soviel Spaß, wie es aussieht, Garrett.«
»Schon gut, ich weiß.«
»Ach ja? Du prügelst dich doch mit niemandem außer ...«
»Fühlst du dich gut genug, eine Botschaft auszurichten und dir damit ein paar Kupferstücke zu verdienen?«
»Denk schon. Ja, doch, das schaff ich, glaub ich.«
Ich schickte ihn mit einer dringenden Botschaft zu Hauptmann Block. Wenn ich schon ewig warten mußte, bis Morpheus zu Ende gespielt hatte, konnte ich wenigstens inzwischen den Geldgeber aktivieren.
Ich wartete weiter. Und weiter. Es dauerte so lange, daß ich schon wieder nüchtern wurde. Morpheus ließ sich immer noch nicht blicken. Block und Zarth tauchten auf. Beide waren klatschnaß. Es regnete schon wieder. Vielleicht sollte ich doch ins Bootsgeschäft einsteigen. Schließlich verlor ich die Geduld. Morpheus schien heute besonders ausgiebig mit seinem geheimnisvollen Gast spielen zu wollen. »Zum Teufel mit ihm. Wir schaffen es auch ohne ihn. Gehen wir.«
Block war erleichtert. Er hielt es sowieso für politisch höchst unkorrekt, sich mit einem professionellen Killer zusammenzutun.
»Ich komm mit«, erklärte Eierkopf.
»Dachte, du wärst nicht in Stimmung.«
»Vielleicht wechseln meine Stimmungen ja.«
»Draußen regnet es.«
»Es regnet schon die ganze Zeit. Laß uns gehen.«
Block redete sehr wenig, bis wir auf der Straße waren und niemand uns mehr zuhörte. »Ich hoffe, Sie haben da was richtig Gutes, Garrett. Ich brauche es.«
»Wirklich?«
»Es gibt wieder Druck. Hier unten spüren Sie es nicht. Die Oberstadt gerät in Panik. Einige Leute führen sich auf, als stünden die Venageti vor den Toren. Ich brauche schnell Ergebnisse. Ganz gleich, was für welche.«
»Ich sage Ihnen was. Wenn sich das hier als Niete erweist, dann sagen Sie denen da oben, sie sollen ihre Töchter vom Pfuhl fernhalten.«
»Verschonen Sie mich mit Ihren Vorur ...«
»Ich meine es ernst. Unter den Schickis gibt's eine neue Mode. Sie schwingen ihre gecremten Ärsche ins Tenderloin und spielen Schlampe. Das wird ihre Papis vielleicht nicht besonders freuen, aber es ist eine Tatsache. Sieht aus, als würde unser Killer sich seine Opfer unter den reichen Bürgerstöchterchen aussuchen, die in den Spelunken im Pfuhl arbeiten.«
»Das wird überhaupt keinen freuen.«
»Nicht, wenn's rauskommt. Sie erinnern sich doch, daß in keiner der Geschichten, die wir über die Opfer erfahren haben, auch nur der geringste Hinweis darauf zu finden war. Vermutlich haben wir uns an die falschen Leute gewandt. Leute, die nichts wußten und auch keine Ahnung hatten, weil die Leichen nicht in der Nähe vom Tenderloin gefunden wurden.«
»Vielleicht hatten einige einen Verdacht. Ich denke da an einige Geschichten, die sich anhörten, als wollte jemand da einen anderen gut aussehen lassen.« Block schniefte, knurrte und hustete. Offenbar brütete er eine Erkältung aus. »Wenn wir jetzt Glück haben, müssen wir uns vielleicht nicht damit auseinandersetzen.«
»Wenn wir kein Glück haben, können wir vielleicht ein Gerücht in die Welt setzen, ohne daß es aussieht, als würden wir dahinterstecken. Es wird sowieso rauskommen, wenn das Schlachten noch lange weitergeht.«
Block knurrte wieder.
Ich sah mich um. Meine Instinkte erwiesen sich als richtig. Wir wurden verfolgt. »Haben Sie zufällig ein paar Helfer mitgebracht?«
Block drehte sich um. »Ja, die gehören zu mir. Ungeschickt, was?«
»Sie haben nicht sehr viel Übung.«
»Ich dachte, es wäre vielleicht ganz nützlich, ein paar Schutzengel in der Nähe zu haben.«
»Ach was. Fühlen Sie sich im Tenderloin nicht wohl?« »Spotten Sie ruhig, solange Sie noch können, Garrett. Die Dinge werden sich ändern.«
Hörte sich gut an, aber ich hätte kein Kupferstück darauf gesetzt. Gute Absichten allein überwinden keine jahrhundertelange Trägheit.
Schließlich
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