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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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einem die Worte vom Mund ab. Manchmal liegt er etwas daneben.«
    Quetscher legte den Prügel weg, maß mich aber weiter mit finsteren Blicken. Anscheinend wußte er nicht genau, ob er seinem Boß mehr glauben sollte als seiner Einbildung. Wo ich auch hingehe, stolpere ich ständig über Spinner.
     

 
34. Kapitel
     
    Wie der Name schon vermuten ließ, bemühte sich der Kristallüster, Klasse vorzugaukeln. Mädchen aus der Oberstadt kamen dem Management da gerade recht. Also ging ich zuerst dorthin, hielt mich allerdings nur auf ein Bier dort auf. Ich erfuhr bloß, daß jemand meine Visage kannte und meinen Beruf nicht mochte.
    Im Mummenschanz hatte ich mehr Erfolg. Da kannte ich jemanden.
    Der Name des Etablissementes war bezeichnend. Die Leute setzten Masken auf, bevor sie reingingen. Genau wie die, die dort arbeiteten. Der Mummenschanz wurde von einer sehr erlesenen Kundschaft besucht.
    Der Kerl, den ich kannte, war ein Rausschmeißer, ein Mischling, drei Meter groß, mit Muskeln auf den Muskeln. Die meisten hatte er zwischen den Ohren. Ich schluckte drei Bier, bis er endlich begriff, was ich wollte. Aus ihm wäre selbst dann nichts rauszubringen gewesen, wenn er mir nicht einen Gefallen geschuldet hätte. Und was er erzählte, war kaum der Rede wert. Nur ein Oberstadtmädchen arbeitete zur Zeit im Mummenschanz, und zwar eine Blondine, die so verdreht war, daß selbst den Betreibern angst und bange wurde. Mein Freund hatte seit einer Woche keine Brünette mehr zu Gesicht bekommen. Die letzte hatte nach ihrer zweiten Nacht aufgehört. Aber er erinnerte sich noch an ihren Namen. Dixie.
    »Dixie. Schön. Das ist nützlich. Danke, Käferauge. Hier, genehmige dir ein Bier auf meine Rechnung.«
    »He, danke, Garrett. Du bist in Ordnung.« Käferauge ist einer dieser Typen, die immer überrascht sind, wenn man ihnen was Nettes tut, ganz gleich, wie schlicht es auch sein mag. Eigentlich müßte die ganze Welt nett zu ihm sein, nur um sich seine Verblüffung anzusehen.
    Ich schlenderte zur Heißen Hexe. Die Hexe war selbst nach den Maßstäben des Pfuhls merkwürdig. Ich hab den Laden nie ganz begriffen. Hier arbeiteten viele Mädchen, die meisten tanzten. Sie alle waren nur sehr spärlich bekleidet und ausgesprochen freundlich. Und sie krochen einem förmlich auf den Schoß, wenn sie glaubten, daß man ihnen einen Taler ins Höschen steckte. Sie waren zwar zu haben, aber nicht für jeden. Es gab eine Tafel, auf der Gebote notiert wurden. Die Mädchen gaben ihr Bestes, machten die Kerle immer betrunkener und geiler, und trieben die Preise bis Börsenschluß hoch. Ein geschicktes Mädchen konnte hier mit einem Freier mehr verdienen als eine, die sich die ganze Nacht den Hintern auf die übliche Weise wundarbeitete.
    Im Tenderloin findet man wirklich alles, womit man Opfern ihr Geld aus der Tasche ziehen kann.
    »Jemals so viel nackte Möpse auf einem Haufen gesehen, Garrett?«
    Ich zuckte zusammen. Man rechnet nicht damit, an einem solchen Ort Freunde zu treffen.
    Und dann auch noch welche, die gar keine sind. »Flüstertüte. Lange her seit dem letzten Mal. Nein, noch nie. Einige von denen sollten auch gar nicht hier sein.«
    Franz Flüstertüte mußten die Götter im Sinn gehabt haben, als sie jemanden schufen, der wie ein Frettchen aussah. Er war ein wandelndes Klischee. Nicht nur, daß er schleimig und hinterfotzig aussah – er war es auch. Außerdem spionierte er Leute aus und verkaufte die Informationen an jeden, der zahlte. Ich hatte mich selbst schon seiner bedient. Deshalb kennt er mich.
    Flüstertüte trägt eine Menge Schmuck und schicke Kleidung. Und eine lange, elfenbeinerne Zigarettenspitze. Mit dem Mundstück tippte er sich gegen die Zähne und deutete dann auf eine Frau. »Zum Beispiel die da?«
    »Genau. Größer heißt nicht immer besser.«
    »Sie muß echt heiß ausgesehen haben, bevor die Schwerkraft eingesetzt hat.« War typisch für Franz Flüstertüte, daß er an die Schwerkraft glaubte. »Geschäftlich unterwegs, Garrett?«
    Ich mag Typen wie Flüstertüte nicht besonders, aber ich blieb höflich. Kostete ja nicht allzuviel. Und es war hilfreich, wenn ich mal an jemanden geriet, der gemein war. Ansonsten mußte ich vielleicht meine Fragen auf der Straße stellen.
    »Wäre ich sonst hier?«
    »Das würde die Hälfte der anwesenden Männer auf meine Frage antworten.«
    Jetzt wurde mir klar, was Flüstertüte hier in der Heißen Hexe machte. Er arbeitete. Anscheinend merkte er sich Gesichter, die er

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