Heißes Eisen
Flüstertüte. Ich hab dich noch nie beschissen.«
»Weil bis jetzt nie was für dich drin war.«
»Du bist gemein. Du weißt, daß das nicht mein Stil ist.«
Er war nur nie dabei erwischt worden. Alles war sein Stil, wenn er glaubte, damit durchzukommen. »Gut, geben wir dir eine Chance. Was hast du?«
»Wenn ich es dir erzähle, habe ich nichts mehr, was ich dir verkaufen kann.«
»Ich kauf nicht die Katze im Sack, Flüstertüte. Mein Bedarf an Katzen ist reichlich gedeckt.«
Seine Visage verzerrte sich zu einer Grimasse, die weh tun mußte. Er verstand den Scherz nicht. Früher hatten skrupellose Bauern blöden Städtern Ferkel in Säcken verkauft. Nur ... wenn man die Säcke aufmachte, sprangen wenig erfreute Katzen heraus.
»Okay, Garrett. Ich verstehe dich. Es ist so: Ein Mädel, das so aussieht wie die, nach denen du suchst, hat gestern abend hier gearbeitet. Sie heißt Barbie. Heute ist sie nicht da, wie du sicher schon bemerkt hast.«
»Und?«
»Die Gebote sind in astronomische Höhen gestiegen.
Und als sie ihren Teil des Handels liefern sollte, sind zwei Typen gekommen und haben sie mitgeschleppt. Nicht nach oben, nach draußen.«
Das könnte eine Spur sein. Aber ich war nicht sonderlich aufgeregt. Ich hatte schon vorher mit Flüstertüte zu tun gehabt. Er machte immer einen Berg aus einem Maulwurfshügel und versuchte ihn dann für ein Vermögen zu verscherbeln.
»Bis jetzt beeindruckt mich das noch nicht. Es passiert nicht selten, daß der höchste Bieter seinen Preis mit nach Hause nimmt. Es ist nicht mal ungewöhnlich, daß er nicht selbst auftaucht.«
»Er war beim Bieten dabei. Schäbiger alter Knacker. Sah aus wie ein Herumtreiber, den jemand saubergemacht hatte, aber nicht zu gründlich. War auf keinen Fall ein vornehmer Heini.«
»Er war ein Nichtsnutz.« Der dritte Mann konnte also auch sprechen.
Flüstertüte grinste. »Fetteule meinte, er wäre dem Kerl schon vorher bei einigen Gelegenheiten über den Weg gelaufen. Jedenfalls kam uns das alles ziemlich merkwürdig vor, und wir sind der Sache nachgegangen. Man weiß nie, was man mal gebrauchen kann, wie du siehst. Immerhin bist du jetzt aufgekreuzt und willst wissen, was wir wissen.«
»Vielleicht. Was habt ihr rausgekriegt?«
»Du möchtest es wohl alles umsonst, was? Keine Chance, Garrett. Wir müssen auch leben. Wenn du noch nicht genug gehört hast, um zu entscheiden, ob du für den Rest löhnen willst, kriegst du gar nichts.«
Ich tat, als dächte ich drüber nach. Dann grub ich ein paar kleine Münzen aus der Tasche. »Ich bin interessiert. Aber dafür mußt du schon noch eine Menge mehr erzählen als bisher.«
Flüstertüte tauschte vielsagende Blicke mit seinen Kumpanen aus. Sie mußten seinem Urteil trauen. Was für eine miese Lage. Um nichts in der Welt hätte ich mit ihnen tauschen mögen. Ich hatte nie verstanden, wie Flüstertüte seine fünf Jahre Cantard überstanden hatte.
»Ich riskier's, Garrett. Ich erzähl dir mehr, als ich jedem anderen erzählen würde. Aber nur, weil ich dich kenne. Ich vertraue dir und deinem Ruf, daß du fair spielst.«
»Ich krieg schon graue Haare.«
»Für mich sieht's eher aus, als würden sie dir ausfallen. He! Bist du empfindlich!«
»Red endlich, Flüstertüte!«
»Schon gut. Hast es immer eilig, was? Also, die beiden Burschen haben Barbie geholt und sie in eine Kutsche mit diesem Knilch gesteckt, der geboten hatte. Nur hatte er sich irgendwie verändert. Er war unheimlich geworden. Sie wollte nicht, aber er hat sie einfach gepackt. Ich wollte ihr schon zu Hilfe kommen, aber da veränderten sich plötzlich die Augen von dem Kerl.«
»Wurden sie grün?«
»Ja. Sie glühten wie grünes Feuer.«
»Es interessiert mich, Flüstertüte. Aber wenn das alles ist...«
»Schüttler kennt einen von den Burschen, die geholfen haben, sie in die Kutsche zu zerren.«
»Aha.«
»Ich kenn ihn nicht«, widersprach Schüttler. »Aber ich hab ihn schon öfter gesehen. Er ist kein Kumpel von mir wie Flüstertüte. Er ist nur ein Bursche, den ich vom Sehen kenne.«
»Das ist der springende Punkt, Jungs. Wißt ihr, wo ich ihn finden kann?«
»Ich weiß, wo er haust.«
Ich ließ die Münzen auf den Tisch fallen. »Ich bin bald wieder da. Dann bringe ich jemanden mit, der sich mit euch unterhalten wird. Wenn ihr uns mit dem Kerl zusammenbringt, den ihr kennt, wird er euch eure Taschen mit Gold füllen.« Ich war draußen, bevor einer der Burschen die Chance hatte, etwas zu
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