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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Beobachtungen entgangen war. Kläffer Amato hatte einen Kessel aufgestellt, in dem er Spenden sammelte. Die Großzügigkeit mancher Passanten überraschte mich.
    Vielleicht war Amato ja gar nicht so blöd, wie ich dachte. Ob er davon lebte? Möglicherweise ging es ja nur darum ... Nein. Das konnte nicht sein. Dann würde er es sich bessergehen lassen.
    Er fing leise, behutsam und ganz vernünftig an zu sprechen, fast im Plauderton. Seine Unterhaltungen mit dem Toten Mann trugen offenbar Früchte. Seine leise Stimme weckte die Aufmerksamkeit der Passanten. Sie blieben stehen und reckten die Hälse, um zuzuhören. Ich stand dicht hinter ihm und konnte ihn nicht mal richtig verstehen!
    »Zeichen und Wunder!« sagte er, als er die Stimme hob. »Ja! Zeichen und Wunder! Die Stunde wird kommen. Sie steht unmittelbar bevor! Die Bösen werden in all ihrer Verruchtheit entlarvt! Man wird sie entdecken und ausrotten, und wir, die wir gelitten haben, die wir seit unserer Geburt unseren Ballast auf den Schultern tragen mußten, bis wir bucklig wurden, wir alle werden unsere Pein zurückzahlen können.«
    Ich blickte mich um. Gab es hier jemanden, der mich kannte? Was er sagte, klang verdächtig nach Anstiftung zum Aufruhr. Ein sehr unkluger Schachzug. Anstiftung zum Aufruhr war genau die Art Rede, die einen sehr schnell in ein richtiges Gefängnis bringen konnte, vor allem, wenn man so dumm war, es auf den Stufen des Gerichts loszulassen statt am Tresen seiner Stammkneipe. Draußen, bei Tageslicht betrachtet, mochte es ernsthaft wirken statt nur bissig.
    Ha! Reingefallen, Garrett!
    Alle hörten dasselbe und kamen zu denselben Schlußfolgerungen. Die Menge wurde leiser und wartete darauf, daß Kläffer Amato zur Sache kam und sich verplapperte.
    Wieso finden die Leute nur soviel Gefallen daran, zuzusehen, wie allmählich ein Desaster heraufzieht?
    Doch Kläffer Amato drehte sich um neunzig Grad. »Sie haben mir meine Häuser genommen. Sie haben mir mein Land genommen. Sie haben mir die Familientitel genommen. Jetzt wollen sie mir auch noch meinen guten Namen stehlen, damit sie mich ungestraft zum Schweigen bringen können, wenn ich sie der Ruchlosigkeit bezichtige. Um mich zum Verstummen zu bringen, haben sie mich im Al-Khar eingekerkert. Sie wollten mich einschüchtern. Aber weil sie mir alles gestohlen haben, haben sie mich auch meiner Angst beraubt. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Sie haben mir alles genommen, auch die Zeichen, die sie daran erinnern, wer ich bin. Sie haben vergessen, wen sie da diesem gräßlichen Leiden ausgeliefert haben.
    Kropotkin F. Amato wird nicht nachgeben. Kropotkin F. Amato wird so lange kämpfen, solange auch nur ein Atemzug in seinem geschundenen Körper ist.«
    Das war alles sattsam bekannt, bis auf die Anspielungen auf seinen Gefängnisaufenthalt. Seine Zuhörer wandten sich allmählich ab. Da tat er etwas, was er noch nie zuvor gemacht hatte: Er nannte Namen. Und er fing an, hin und her zu laufen, fuchtelte mit den Armen herum und schrie vor Wut. Wieder glaubte ich, er würde sich selbst sein Grab schaufeln, aber dann bemerkte ich, daß er nur Namen aus den öffentlichen Gerichtsakten nannte. Und er sagte nichts eindeutig Beleidigendes über sie, sondern er brachte ihre Namen nur mit Gaunereien in Zusammenhang. Damit wurden sie allein dadurch gebrandmarkt, daß er sie zusammen nannte. Der Mann war verdammt gerissen.
     

 
40. Kapitel
     
    »Der Kerl ist verdammt gerissen.«
    Ich sprang so hoch, daß ich mir den Schädel an tiefhängenden Wolken hätte stoßen können.
    »Ich meine, es ist sehr geschickt, die Wahrheit zu benutzen und damit Lügen zu erzählen.« Beutler war irgendwo aus dem Nichts hinter mir aufgetaucht.
    »Warum mußt du dich immer so anschleichen?« brüllte ich ihn an.
    »Weil es lustig ist zu sehen, wie du springst.« Er meinte es so. Er würde mich so lange springen lassen, bis er mich eines Tages wirklich mit einem Messer begrüßte.
    »Was willst du?« Meine Laune hatte einen empfindlichen Dämpfer bekommen.
    »Darum geht es nicht, Garrett. Hat es noch nie getan. Es geht darum, was Kain will. Das weißt du. Ich bin nur sein Laufbursche.«
    Genau. Und ein Säbelzahntiger ist ein Schmusekätzchen. »Okay, wie du willst. Was also möchte der Oberboß?« Ich versuchte, Kläffer im Auge zu behalten. Amato schäumte mittlerweile, beschimpfte und denunzierte alles und jeden und hatte mittlerweile eine der größten Menschenansammlungen seiner Karriere vor seiner Stufe

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