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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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funktioniere ich in angespannten Situationen hervorragend. Niemand konnte mir meine Gedanken ansehen, und ich führte – durch Sattler – ein Gespräch mit Kain, als hätte ich nichts Ungewöhnliches bemerkt.
    Ich gab ihnen einen gründlichen Bericht über den Serienkiller und die jungen Mädchen, die sich im Tenderloin herumtrieben. Manchmal ist es das beste, wenn man die Leute nicht vor der Wahrheit abschirmt.
    »Hast du sie in letzter Zeit gesehen?« wollten Sattler/Kain wissen.
    »Nicht seit dem Abend bei Hullar.«
    »Du hast nicht versucht, sie zu verfolgen?«
    »Warum? Nein. Dazu hatte ich keine Lust mehr, als ich erfahren habe, wer sie ist.«
    »Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst«, stellte Beutler fest.
    »Genau wie du. So was nennt man Mimikry.«
    Sattler glotzte mich an. »Du mußtest doch wissen, wer sie war, als du sie bei Morpheus gesehen hast.«
    »Da wir gerade von Morpheus sprechen ... Ich habe ihn aus dem Grund gebeten, mit euch Kontakt aufzunehmen, weil das Mädchen vielleicht etwas wußte, was helfen könnte, den Mörder aufzuhalten. Und ich konnte mir nicht vorstellen, sie persönlich aufzuspüren, könnte ...«
    »Du sagtest, der Mörder wäre tot«, unterbrach mich Sattler. Er war entschlossen, mich festzunageln.
    »Vielleicht. Wir hoffen es. Aber er war schon mal tot. Trotzdem haben die Morde nicht aufgehört.«
    »Glaubst du nicht, daß jetzt Schluß damit ist?«
    »Die rituellen Messer sind verschwunden. Ein Beamter der Wache, der sich bei der Leiche des Mörders aufgehalten und Zugang zu den Messern hatte, ist ebenfalls weg. Das muß nichts zu bedeuten haben. Aber warum sollte man was riskieren? Ich hab zwei Frauen identifiziert, auf die das Opferprofil paßt. Ich werde versuchen, sie auf Schritt und Tritt bewachen zu lassen.« Klang das sinnvoll?
    Sattler bückte sich und blieb lange in dieser Haltung, obwohl Kains Lippen sich nicht bewegten. »Ja, Sir, das sag ich ihm, Sir.« Er richtete sich wieder auf. »Kain sagt, er hat einen Job für dich, Garrett. Er will, daß du seine Tochter suchst. Bring sie nach Hause.«
    »Kann er sie trotz seiner Möglichkeiten nicht finden?«
    »Nicht, ohne daß alle von dieser Suche erfahren.«
    »Er kann nicht selbst suchen, Garrett«, erklärte Beutler. »Damit würde er zugeben, daß er seine Familie nicht mehr im Griff hat.«
    Ja. Und vielleicht würden die Leute anfangen sich zu fragen, warum sie überhaupt weggelaufen war. »Verstehe.« Ich drehte mich um, ging auf und ab und blieb schließlich stehen. »Das schaffe ich. Aber ich könnte einen kleinen Hinweis gebrauchen, mit dem ich anfangen kann. Ich weiß noch nicht einmal ihren Namen, geschweige denn irgendwas anderes über sie.«
    »Belinda«, sagte Beutler. »Aber sie dürfte ihn wohl kaum benutzen.«
    Hundert Punkte, Knallkopf. »Belinda? Du machst wohl Witze. Niemand nennt heute noch sein Kind Belinda.«
    »Sie heißt so nach Kains uralter Großmutter.« Der Kerl zuckte nicht mal mit der Wimper. »Sie hat ihn großgezogen, bis er alt genug war, auf der Straße zu überleben.«
    Beutler hatte einen geistesabwesenden Gesichtsausdruck. Hoffentlich erlitt er jetzt nicht einen sentimentalen Anfall wegen der guten alten Zeiten. Kain war etwa zehn Jahre älter als er, also konnten sie sich gut zur gleichen Zeit die Hörner abgestoßen haben. Aber Beutler und Sattler waren, wie die meisten von Kains Vertrauten, von der Straße in das Geschäft gekommen. Dabei hatten sie noch eine Auszeit für ihren fünfjährigen Bildungsurlaub genommen, auf Kosten der Krone, versteht sich, und zwar auf der Universität von Cantard.
    »Das krieg ich hin«, versicherte ich den beiden. Ich schlage dem Oberboß selten etwas ab, wenn ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe. Eine meiner Schwächen ist, daß ich sehr gern atme.
    Sattler bückte sich rasch, als wäre er bestürzt, und lauschte. »Ja, Sir. Ich werde dafür sorgen, Sir.« Dann richtete er sich auf. »Mir wurde aufgetragen, dir hundert Goldtaler Vorschuß für Kosten und Spesen zu zahlen.«
    Vielleicht lag es ja an der Jahreszeit, daß mir alle möglichen Leute Gold in den Rachen warfen. »Abgemacht, ich übernehme den Job«, sagte ich. »Ich hoffe nur, daß ich nicht die zehn Meilen zu Fuß nach Hause laufen muß.« Das war ein Wink mit einem Mammutbaum. Aber ich würde mich nicht auf das Thema versteifen. Ich wollte hier weg, so schnell wie möglich. Bevor sie sich noch was Neues ausdachten.
     

 
42. Kapitel
     
    Auf der Heimfahrt

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