Heißes Eisen
dachte ich ausgiebig nach und kam zu dem Schluß, daß es nicht sehr gesund wäre, das wunderschöne Fräulein Belinda Kontamin aufzuspüren.
Beutler und Sattler könnten mich für überflüssig halten, wenn sie Belinda erst einmal in der Hand und unter Kontrolle hatten.
Meine Entbehrlichkeit hatte vermutlich viel damit zu tun, warum sie für diese Fahndung ausgerechnet diesen Ermittler ausgesucht hatten. Es war sehr gut möglich, daß sie der Meinung waren, ich wüßte bereits zuviel. Optimist, der ich bin, rechnete ich sogar fest damit.
Also war mein einziger Pluspunkt, daß ich das Mädchen noch nicht gefunden hatte. Solange sie nicht entdeckt wurde, lief für mich alles wie geschmiert.
Je mehr ich nachdachte, desto sicherer war mir, daß ich mein Leben vereinfachen mußte. Ich hatte nicht genug Augen, wachsam in all die Richtungen zu gucken, aus denen mir Böses zustoßen könnte.
Es wurde Nacht, bevor ich nach Hause kam. Mit der Dunkelheit kam auch der Regen, was mich überraschte. Warum, weiß ich auch nicht. Eigentlich war es ja nichts Neues.
Während ich die Treppe hochstapfte, überlegte ich, wie ich es drehen konnte, Belinda Kontamin zu finden, ohne daß jemand es merkte, und zwar bevor ich meine Differenzen mit Beutler und Sattler beigelegt hatte.
»Wo haben Sie gesteckt?« begrüßte mich Dean, noch bevor er die Tür weit genug geöffnet hatte, daß ich reinkonnte.
»Bist du meine Mutter? Wenn du glaubst, es ginge dich was an, dann hör zu, während ich Ihro Gnaden Bericht erstatte.« Bei der Gelegenheit konnte ich gleich ein paar Seitenhiebe loswerden, was Haushaltsführung anging. Hauptsache, es führte dazu, daß in dem Terrarium saubergemacht wurde, das der Tote Mann sein Zimmer nannte, ohne daß ich es selbst erledigen mußte.
Dean las in mir wie in einem offenen Buch. Er war alt und langsam, aber alles andere als senil. Er knurrte und trollte sich in die Küche, blieb aber vor meiner Bürotür kurz stehen. »Fast hätte ich's vergessen. Sie haben einen Gast. Im kleinen Wohnzimmer.«
»Ach ja?« Eine neue Katze, groß genug, daß sie mir ein Bein ausreißen konnte? Oder Kläffer Amato auf einem mitternächtlichen Kreuzzug ...? Nein. Amato wäre im Zimmer des Toten Mannes und würde mit ihm Verrücktheiten austauschen. Die Missionarinnen?
Es gab nur eine Möglichkeit, es rauszufinden.
Ich öffnete die Tür.
Die Zeit verrann. »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?« fuhr sie mich an, und ich kam wieder zu mir. »Oder atmen Sie immer durch den Mund?«
»Tut mir leid. Sie hab ich nicht erwartet.«
»Dann steck deine Augen wieder in die Höhlen, Macker. Warum sind Sie so überrascht?«
»Ihr Vater hat mich gerade abkommandiert, Sie zu suchen, Belinda. Auf seine übliche zurückhaltende Art hat er mir ein Angebot gemacht, das ich nicht abschlagen konnte.«
Das stopfte ihr das Maul. Sie starrte mich an.
»Sein Fahrer hat mich eben abgesetzt.« Ich erwiderte den Blick. Mir gefiel außerordentlich, was ich sah. Sie bot einen verdammt hübschen Anblick. Anscheinend war Schwarz immer noch ihre Lieblingsfarbe. Es stand ihr gut. »Schwarz steht Ihnen wundervoll. Können nicht viele Frauen tragen.« Sie hätte in allem gut ausgesehen. Ohne alles auch. Sie hatte alles an sich, was nötig war, obwohl ich den Eindruck hatte, daß sie es zu verhüllen suchte.
Einen Augenblick hatte ich ihr den Wind aus den Segeln genommen.
Wo hatte Dean das vierbeinige Biest versteckt?
Heute abend paßte Belinda nicht in die Rolle der Opfer. Sie trug ihr Haar kurz. Es war rabenschwarz und wirkte noch beeindruckender durch die Blässe ihrer Haut und ihrem Lippenrot. Wenn diese blasse Haut ein Familienerbe war, würde sie in einigen Jahren ihrem Vater ähneln. Sie ähnelte mehr der Belinda von Morpheus' Freudenhöhle und gar nicht der aus Krischtof Hullars Tanzgrotte. Dort hatte sie vermutlich zufällig eine Perücke getragen und so den anderen Opfern perfekt geähnelt.
Sie sind schon eine höchst verwandlungsfähige Gattung, die Frauen.
Oh, natürlich, ich liebe sie, und wie! Ganz gleich, wie sie sich verkleiden.
Belinda stand auf und machte den Eindruck, als wollte sie weglaufen. »Mein Vater? Mein Vater ist...«
»Ihr Vater ist ein Zombie und hat nicht mehr die geringste Kontrolle über seine Organisation. Seine Leutnants, die mich gekidnappt und auf den Besitz geschleift haben, haben eine Riesenschau abgezogen und getan, als wäre es seine Idee. Ach, entschuldigen Sie, ich bin Garrett. Dean sagte, Sie wollten
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