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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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grimmig selbst die Antwort: »Wie wenn du auf der Toilette sitzt und an Verstopfung leidest.«
    »Sehr appetitlich«, entgegnete sie.
    Sabine wunderte sich, daß der Junge sie nicht abstieß. Zwar übertrieb er sicher, aber die brutale Selbstenthüllung hätte weit schockierender auf sie wirken müssen. Sie hatte einen Jungen vor sich, der portionsweise seine Jugend verkaufte. Bevor sie ihn verurteilte, erinnerte sie sich, daß sie selbst in Nareikes Geldfalle gestolpert war. Sie kämpfte mit sich, dann fragte sie unvermittelt: »Würdest du ihn an meiner Stelle heiraten?«
    »Wen?« fragte René.
    »Nareike.«
    »Warum nicht?«
    »Sicher ist er zu alt für mich, aber er hat seine Qualitäten.«
    »Und sicher auch seine Quantitäten«, erwiderte René und rieb seinen Daumen mit dem Zeigefinger.
    »Er ist mein Chef und verdient eine Menge. Und dann – der Teufel macht ja immer auf den größten Haufen – hat er auch noch in den USA eine Millionenerbschaft gemacht.«
    Sabine erzählte dem Jungen, daß ihr Nareike den Porsche geschenkt hätte und schilderte den Trick mit dem Blankoscheck.
    »Und welchen Betrag hast du eingesetzt?« fragte René mit fachlichem Interesse.
    »Viertausend«, antwortete sie.
    »Du Anfängerin. 40.000 hättest du dir abholen müssen«, entgegnete er. »So hoch taxiere ich seine Großzügigkeit. Und an der Erbschaft wirst du nicht beteiligt?«
    »Mit einer Million«, erwiderte Sabine. »Am Hochzeitsmorgen.«
    »Dann glückliche Heirat«, sagte er und sprang ins Wasser, um sich abzukühlen.
    Sabine sah ihm zu und dachte an Nareikes Geld. Die US-Erbschaft erschien ihr noch immer nebulos, obwohl sie wußte, daß der Mann, der sie heiraten wollte, selten und niemals in Gelddingen ein Schwätzer war. Aber eine Million Dollar wäre einfach zu phantastisch, um für Sabine begreiflich zu sein. Eine Weile hatte sie sich sogar gefragt, ob mit dem Geld etwas nicht stimmte, aber dann rasch den Gedanken verworfen, der Spitzenmanager könnte seinen Reichtum bei Müller & Sohn veruntreut und auf die Seite gebracht haben. Er wäre zu korrekt und zu klug, um faule Geschäfte zu machen, die umgehend platzen müßten.
    »Also, du würdest ihm das Ja-Wort geben?« fragte Sabine.
    »Ich würd's riskieren«, erwiderte der Junge und hielt sich an der Bootswand fest. »Erstens gibt's Schlimmere als ihn, und in zehn, fünfzehn Jahren bist du dann selbst Witwe und kannst dir einen Leasing-Boy leisten, wie mich zum Beispiel.«
    »Die Königskinder«, spottete Sabine. »Wenn ich reich genug für dich bin, wirst du zu alt für mich sein.«
    »Aber«, sagte René und strahlte das Mädchen mit der verführerischen Figur im knappen Bikini an: »Außer der Pflicht gibt es ja auch noch die Kür, und da bin ich ein reiner Amateur.« Er zog sich an der Bootswand hoch, und Sabine wußte nicht, ob es eine Drohung oder ein Versprechen war. »Spaß beiseite«, fuhr er fort, und sie rückte weg, schon weil er zu nass war. »Du gefällst mir. Ich mag dich. Ich bin richtig in dich verliebt, Sabine. Ich sage das sonst nie. Das gehört nicht zu meinen Dienstleistungen. Wenn ich so reich wäre wie meine …« René spottete auf seine Kosten, »meine Abnehmerinnen, dann würde ich hier alles liegen und stehen lassen, einschließlich Motorboot und Wasserskischule und mit dir auf und davon gehen.«
    »Und dann?«
    »… würden wir uns lieben, bis wir einander satt hätten.«
    »Tolles Kompliment«, versetzte sie. »Und wieviel Zeit würdest du uns geben?«
    »Das hängt doch von dir ab.« Entweder war René ein guter Schauspieler, oder er meinte es tatsächlich ernst: »Schau«, sagte er und wies auf seinen Arm, auf dem sich die Haut aufwarf. »Wenn ich dich ansehe, bekomme ich schon eine Gänsehaut.«
    »Das ist doch der Wind.«
    »Das bist du. Nur du.« Er starrte in die Wellen, ohne einen körperlichen Annäherungsversuch. »Den Wind bin ich doch gewöhnt.« Und dann lachte er: »Du hast übrigens auch eine Gänsehaut.«
    Kurze Zeit später legte sich die Inverna, der Lago wurde glatt, und Sabine startete ihren ersten Versuch auf Wasserskiern. Sie kam halb aus dem See, dann verlor sie die Balance, stürzte, ruinierte sich die Frisur, lachte und probierte es noch einmal. Kurz nach 18 Uhr stand Sabine nach dem fünften Fehlstart zum ersten Mal. Es machte ihr Spaß, und sie war weit sportlicher, als René erwartet hatte.
    Sie lachte, stürzte und wagte es von neuem.
    Zur gleichen Zeit verließ Nareike das ›La Palma‹ und

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