Heißes Geld
zum Weißen Haus viel zu knapp für einen Sonntagsplausch war. »Noch etwas«, kam Rings selbst wieder zur Sache: »Dieser Minusio-Mensch hat uns um Schutz vor einem Mann gebeten, gegen den er einmal als Kronzeuge aufgetreten war. Wir haben ihn natürlich beruhigt, aber das – wie ich dir vertraulich sagen möchte – war vielleicht doch etwas zu voreilig. Irgendwie sind wir in der Klemme: Unser Mann in Bonn, den du ja kennst – und der für den Bittsteller zuständig ist, ist momentan verreist und auch für uns nicht erreichbar. Sein Stellvertreter wiederum kennt ihn nicht, da er, wie du aus eigener Erfahrung weißt, in der Sicherheitsstufe ziemlich oben rangiert. Der Fragesteller darf es natürlich nicht erfahren: Aber ich fürchte ernsthaft, daß ich vor Dienstag nicht viel für ihn tun kann.«
»Soll ich auf ihn aufpassen?« fragte Henry.
»Übernimm dich nicht«, entgegnete der CIA-General. »Und nun: Good luck«, setzte er hinzu und legte auf, bevor sich der Anwalt bei ihm bedanken konnte.
Feller bestellte sich einen Campari, ging auf den Balkon und fläzte sich in einen Liegestuhl: Es war ihm klar, daß der ›Generator‹ ihm seinen V-Mann mindestens zwei Tage lang zum Abschuss freigegeben hatte – ihn und Linsenbusch.
Saumweber war kein feiner Mann, aber die Methode, mit der die Central Intelligence Agency ihn nunmehr loszuwerden versuchte, war auch nicht gerade nobel, doch Mitleid, wem Mitleid gebührt. Der Geschäftemacher wähnte sich gegenüber Linsenbusch abgeschirmt und bewacht und wäre nicht sicherer als das angepflockte Schaf in einer Raubtierfalle. Solcherlei Methoden waren im Untergrund durchaus üblich, und da Saumweber ja vom Fach war, würde er sich schon darauf einrichten.
Kurz vor 14 Uhr traf Babs ein, und es war ihr nicht anzusehen, daß sie heute schon von München nach Frankfurt und von der Mainstadt aus nach einer harten Konfrontation mit einer Verbitterten nach Mailand geflogen und dort in den Zubringer nach Ascona umgestiegen war.
»Was siehst du mich so an?« fragte sie.
»Du siehst prächtig aus«, antwortete Henry.
»Danke«, erwiderte sie. »Du kannst dich übrigens auch sehen lassen«, setzte sie lachend hinzu, »du Sommerfrischler.«
Barbara wusch sich die Hände, dann gingen sie zusammen in den Speisesaal. Die riesige Glastüre war zurückgeschoben; sie konnten den Lunch unter Dach und trotzdem open-air nehmen. Kurz nach ihnen kamen Nareike und seine Begleiterin. »Dreh dich nicht um«, sagte Henry. »Der dritte Tisch links von uns, das ist ihr fester Platz.«
Barbara ging mit dem Gesicht nahe an ihn heran, es sah für die Umsitzenden aus, als raunte sie Feller eine Liebkosung zu. »Die Blondine heißt Sabine Littmann, ist 29, Direktionsassistentin in Essen …«
»Das polizeiliche Kennzeichen des Porsche-Cabriolets«, unterbrach sie Henry. »E-SL 29.«
»Erraten. Den Sportwagen hat sie erst seit Montag, ein Geschenk ihres Chefs. Ihr Chef ist Spitzenmanager in einem mittleren Industriebetrieb in Essen und …«
Barbara brach ab, weil der Ober mit der Speisekarte herangekommen war.
Sie wählten beide das Tagesmenü und warteten, bis sich der Kellner wieder entfernt hatte: »Und dieser Chef heißt Linsenbusch …« sagte er dann.
»Oder Nareike«, bestätigte Barbara. »Der Essen-Komplex muß morgen erst noch genau überprüft werden, aber es dürfte bereits ziemlich feststehen …«
»Herr Nareike, bitte«, scharwenzelte der Chef de Salle heran.
Linsenbusch entschuldigte sich höflich, erhob sich, und ging zur Telefonkabine.
»Saumweber«, sagte Henry zu Barbara.
»Oder die Gattin«, erwiderte die Assessorin. »Die Legitime. Ich hab' ihr die Nummer vom ›La Palma‹ zugespielt.«
Einen Moment lang betrachteten sie beide die hübsche Blondine, dann betrat René Puccini den Speisesaal, um sie zum Wassersport abzuholen – für Abwechslung war jedenfalls an diesem Tag reichlich gesorgt.
Auf der Flucht vor Barbaras Tiefschlägen war Hannelore Linsenbusch aus Frankfurts Rhein-Main-Flughafen wie aus einem einstürzenden Gebäude gestürmt. Erst als sie während der Taxifahrt zum ›Intercontinental‹ keine Verfolger sah, begriff sie allmählich, daß sie nicht von fallenden Mauern erschlagen worden war. Der Wagen hielt vor dem Hotel. Ein Livrierter nahm ihr das Gepäck ab, wie ferngelenkt folgte sie ihm zum Empfang.
»Alles in Ordnung, Frau Linsenbusch«, sagte der Hotelbedienstete, als sie ihren Namen genannt hatte. »Wir haben Apartment 808 für Sie
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