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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Palma‹. Beim Aussteigen sah er an der Front der Bel-Etage entlang. In Sabines Zimmer brannte Licht, und das konnte nur bedeuten, daß sie trotz dieser verwünschten Mondnacht den Jungen abgehängt hatte und zu ihm zurückgekommen war, um an seiner Seite auf die Sonnenseite der Welt zu fliegen: Linsenbusch, der Frauenkenner, der Mann, der wußte, wie man 29 Jahre Altersunterschied egalisiert.
    Er ging nach oben, betrat Sabines Apartment. Sie war im Bad, bereits ausgezogen. Sie untersuchte kritisch ihren Körper nach Sonnenschäden und begann, sich Creme einzumassieren. Sie hatte Nareike nicht kommen hören, der stehen geblieben war und auf ihre langen Beine starrte, die, durch Stöckelschuhe verlängert, endlos nach oben wuchsen wie sein Begehren.
    Sabine sah sein hungriges, zerknittertes Gesicht im Spiegel und drehte sich langsam um. »Du stinkst nach Schnaps«, stellte sie fest.
    »›Rémy‹«, entgegnete Nareike. »Der beste und teuerste.« Seine Zunge fuhr über die trockenen Lippen. »Wie ich höre, hast du heute Abend ganz schön mit diesem René herumgeschmust.«
    »Warum nicht?« Sie äffte seine Stimme nach: »Eine Frau wie ich braucht doch Resonanz, braucht Bewunderung, muß sich ihrer Wirkung sicher sein.« Ihre Lippen warfen sich auf. Sie schüttelte ihre lange Mähne von einer Schulter zur anderen. »Außerdem: Ich bin ja nicht verheiratet.«
    »Noch nicht«, erwiderte er.
    »Niemals«, sagte sie. »Zumindest nie mit dir.«
    Er sah, daß sie ihn verächtlich musterte und spürte ihre Abneigung. »Was ist los mit dir?« fragte er. »Ist dir die Sonne nicht bekommen?«
    »Ich soll dich grüßen«, schlug sie zu. »Von deiner Frau.«
    »Was soll der Quatsch? Du weißt doch, daß ich Junggeselle bin.«
    »Du bist kein Junggeselle, und du heißt auch nicht Nareike«, sagte Sabine. »Und so frage ich mich natürlich, was sonst noch alles mit dir faul ist.«
    Er konnte sich nicht erklären, wie Hannelore seinen Aufenthaltsort erfahren hatte. Er fragte sich zwecklos, ohne sich die Bedrohung anmerken zu lassen. Nareike setzte sich, zündete sich eine Zigarette an. Seine Hand zitterte, aber der Schreck hatte ihn ziemlich ausgenüchtert.
    »Bitte, Sabine«, entgegnete er, »der Reihe nach. Was war nun eigentlich los?«
    Sie wiederholte das Gespräch, das sie mit Hannelore Linsenbusch geführt hatte, und Nareike schüttelte den Kopf: »Daß sie soweit geht, hätte ich wirklich nicht gedacht«, behauptete er. »Meine Schwester. Sie hat uns schon mal belästigt, nach dem Sommerfest. Kannst du dich noch erinnern? Na ja, ich habe nie über sie gesprochen – das war wohl ein Fehler. Sie ist meine einzige noch lebende Verwandte, aber keine Zierde meiner Familie, und darüber spricht man eben nicht so gerne – Hannelore war schon dreimal in der Klapsmühle. Sie leidet an Verfolgungswahn und an krankhafter Ich-Bezogenheit, und …«
    »… und darunter, daß sie Horst verloren hat«, stieß Sabine in sein Lügengewebe, »deinen und ihren Sohn, ganz am Schluß in Berlin noch …«
    »Nun hör schon auf! Entweder du glaubst mir oder dieser – dieser Schizophrenen.« Er unterbrach sich: »Woher weiß sie überhaupt, daß wir im ›La Palma‹ wohnen?«
    »Ich habe sie nicht gefragt«, antwortete Sabine. »Ich bin überhaupt kaum zum Sprechen gekommen.« Über ihr Gesicht floss breit die Schadenfreude. »Sie ist auf dem Weg nach Kettwig, und ich wette, daß sie dort einen schönen Skandal …«
    »Und das freut dich?« fragte Nareike und trat an sie heran. Sein Blick tastete sich langsam von unten nach oben.
    »Rühr mich nicht an!« fuhr sie ihn an. Sabine spürte seine Augen wieder auf der Haut wie Fliegen, Stechfliegen, und wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Sie betrachtete ihn; die Gier hatte sein Gesicht verformt, es zur verzerrten Visage gemacht. Nareike warf Beherrschung, Berechnung und Unterwerfung ab wie eine Raupenhaut.
    »Wag nicht, mich anzufassen!« fauchte ihn Sabine noch einmal an; sie legte ihr ganzes Gewicht auf den linken Fuß, um das rechte Knie frei zu haben für die Abwehr.
    »Die Heilige und ihr Narr«, höhnte er mit trockenem Mund. Nie je zuvor hätte der Blondfetischist einen Schnaps nötiger gebraucht als jetzt, und nie auch eine Frau: »Sabine«, stöhnte er. »Die Sexbombe ohne Zünder. Die Jungfrau ohne Unterleib.« Seine Stimme zischte wie ein Feuerlöscher: »Käuflich, aber nicht zu haben. Geil«, sagte er, während seine Arme vorschossen, »und jetzt auch

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