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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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verbeugte sich knapp und stumm vor dem Bankkunden, der sich eine Zigarette anzündete und dann die bereits ausgeschriebene Quittung mit DREIHUNDERTDREIUNDDREISSIG unterzeichnete.
    Dann sah Nareike nur noch Hände, die Geld zählten, Schein für Schein und Bündel auf Bündel stapelten, banderoliert zu je 10.000 Dollar. Saubere Scheine, denen niemand die Herkunft ansah. Der Kunde zählte mit: Grundstücke, Häuser, Schmuck, Wertpapiere. Als er eine dreiviertel Million zusammenhatte, gab er es auf und begnügte sich mit der Feststellung, daß er künftig mehr Geld hätte als Wünsche.
    Linsenbusch schob die Bündel in den Schlund seiner modischen Bordtasche. Ein Bündel fiel zu Boden; die beiden Bankleute bückten sich gleichzeitig, um es aufzuheben und dem Kunden zu überreichen. Einen Moment lang spielte der Gewinner mit dem absurden Gedanken, ihnen dafür die lumpigen 10.000 Dollar als Trinkgeld zu überlassen.
    Er verabschiedete sich mit Händedruck von Direktor Stirnli und warf sich die Nappaleder-Tasche über die Schulter. Nareike sah alt aus und verbraucht, aber er lächelte, und sein Gesicht wirkte wie eine gesprungene Milchglasscheibe. Er sah sich um: Kein Saumweber. Keine Hannelore. Kein bekanntes Gesicht. Er holte zügig aus. Der Amerikaner konnte kaum mehr verbergen, daß er hinter ihm her war; aber der Verfolgte sah nach vorne und nicht zurück, obwohl er seine Tasche so festhielt, wie der Bannerträger die ›Blutfahne‹ beim Marsch auf die Feldherrnhalle 1923.
    Linsenbusch mußte schleunigst über die nahe italienische Grenze, um nicht in die Fahndung nach dem vermissten Saumweber zu geraten. Natürlich wäre es viel vernünftiger, das vorsorglich bestellte Lufttaxi zu nehmen, aber Sabine würde darauf bestehen, mit dem Porsche zum Mailänder Flughafen zu fahren. Außerdem müßte er den Wagen abstellen und verschwinden lassen – Trennung auf italienisch.
    Die Frühstücksterrasse war voll besetzt mit ›La Palma‹-Gästen. Nareike nickte freundlich und verschwand im Hotel.
    Er übersah, was Henry W. Feller sofort stutzig machte: Vor dem ›La Palma‹, direkt in der Anfahrt, stand ein weißer Porsche, und der Streit, den der uniformierte Türsteher mit dem Wasserskilehrer führte, ging offensichtlich um den Wagen, auch wenn Henry nichts von dem heftigen Wortwechsel in italienisch verstand. Der Junge setzte sich an das Steuer des offenen Cabriolets, sah nach oben zum Fenster des Apartments, das Linsenbuschs Blondine bewohnte.
    Der Wagen im Halteverbot? Das Fenster? Die Blicke nach oben? Das gespannte Gesicht Renés? Der Anwalt stellte sich daneben, zündete sich eine Zigarette an und ging in kurzer Distanz auf und ab, als wollte er sich die Beine vertreten. Er ließ René nicht aus den Augen. Er konnte hier bleiben und abwarten, denn Barbara hatte, wie verabredet, die Bel-Etage mit den beiden Apartments unter Kontrolle.
    Linsenbusch war die Treppe hochgestürmt. Er riß die Tür auf, betrachtete einen Moment bewundernd Sabine, sie trug ein beiges, dezentes Reisekostüm, das keinen ihrer körperlichen Vorzüge ausließ, dazu hochhackige Schuhe von Jourdan.
    »Wie weit bist du?« fragte er.
    »Fertig.«
    »Ich auch«, erwiderte er. Es war keine Zeit für Prahlerei, aber seine Begleiterin sollte sehen, wie großzügig die Wiedergutmachung für sein schlechtes Benehmen ausfallen würde. »Sieh dir das an«, sagte er, öffnete die Zahlenkombination und präsentierte die Geldbündel: »Eine Million zweihundertsechzehntausenddreihundertzweiundsechzig Dollar. Ein gutes Viertel davon ist allein für dich, die anderen drei Viertel sind für uns beide. Du«, setzte er stolz hinzu, »hast dir keinen armen Mann ausgesucht.«
    »Ich habe dich nicht ausgesucht«, erwiderte die Blondine kalt und lächelte frostig; sie deutete auf das Gepäck: »Willst du das selbst zum Auto tragen?« fragte sie.
    »Ich rufe den Hausdiener«, sagte er und ging an die Tür, um das Zimmermädchen zu suchen.
    Auf diesen Moment hatte Sabine gewartet. Sie nahm das Bordcase vom Tisch, trat ans Fenster, wartete, bis René zu ihr hochsah. Sie nickte ihm zu, warf das Gepäckstück im weiten Bogen nach unten und sah, daß der Junge es auffing.
    Fast gleichzeitig stand Nareike in der Tür: »Bist du wahnsinnig!« fuhr er Sabine an und war mit einem Satz bei ihr.
    Sie schrie gellend um Hilfe, als er auf sie einschlug; sie knallte mit dem Kopf hart gegen die Wand und rutschte nach unten; aber Sekunden später stürmten Barbara, das Zimmermädchen

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