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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Bett, beugte sich über ihn, kokett, verwirrend, aggressiv: »Henry W. Feller«, sagte sie, »ich geb' dir fünf Minuten Zeit, deine Worte in die Tat umzusetzen, ob sie nun eine Drohung waren oder ein Versprechen.«
    Er zog sie an sich, und Barbara fror nicht mehr – sie verloren sich einander in der Umarmung einer Nacht, die bewies, daß den Menschen seit Adam und Eva nicht viel Neues eingefallen war.
    Es war alles verlaufen, wie Linsenbusch es geplant hatte. Niemand wußte, daß er in der Villa ›Favorita‹ gewesen war. Niemand hatte ihn auf der Fahrt zum Tatort beobachtet oder gesehen, wie er auf dem kleinen, in einen Felsen gesprengten Privatparkplatz den Motor des Fiat abgestellt und das Leben des paralysierten Saumweber beendet hatte: Ein verzerrtes Gesicht, ein langes Röcheln; der Doppelagent würde nie mehr kassieren.
    Ohne Licht hatte der Mörder dann den Wagen auf die Seeseite gefahren, den Gang herausgenommen, die Handbremse gelöst und das Standlicht eingeschaltet. Er war ausgestiegen, hatte sich noch einmal überzeugt, daß sich weder von Porto Ronco her noch von Brissago ein Fahrzeug näherte, und dann den Fiat ruckartig angeschoben. Stoßstange und Kühler durchbrachen die schwächlichen Lattenroste; der Wagen fiel kopfüber die Betonböschung hinunter, knallte, sich überschlagend, in das Wasser. Linsenbusch wartete, bis sich die Wellenringe geglättet hatten; dann entfernte er sich rasch, als könnte er noch in den Sog des untergehenden Gefährts gezogen werden.
    Sein Erpresser war erledigt. In mindestens 80 Meter Tiefe leistete er künftig den Fischen Gesellschaft. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen würde sich sein unersättlicher Mund mit Schlamm füllen. Wenn man den Toten überhaupt bergen könnte, fragte sich, wie viel von ihm noch übrig geblieben wäre. Ein tödlicher Verkehrsunfall mehr, noch dazu an einer längst bekannten Gefahrenstelle. Und Saumweber war nicht der Typ, dem viele Tränen nachgeweint würden. Freilich müßte Linsenbusch jetzt schleunigst verschwinden, um noch unter den Schutzmaßnahmen hindurchzutauchen, die der Waffenhändler für sich aufgebaut hatte. Selbst wenn sie früher als erwartet ausgelöst werden sollten, reichten sie nur zu einer vagen Beschuldigung gegen ihn, ohne jeden Beweis, und die Schweiz würde sich sicher nicht dafür interessieren, ob er tatsächlich Nareike hieße oder Linsenbusch.
    Der Mörder mußte über sechs Kilometer zu Fuß nach Ascona zurücklaufen. Niemand durfte ihn in der Nähe der angeblichen Unglücksstelle sehen. Er trieb sich an, lief mit stechenden Lungen, mit keuchendem Atem. Er hatte die Straße in beiden Richtungen im Blick, und sowie sich ein Wagen näherte, noch Zeit, hinter vorspringenden Felsen, parkenden Fahrzeugen, in Garageneinfahrten oder unter überhängendem Gebüsch Deckung zu suchen.
    Nach eineinviertel Stunden erreichte er Ascona, ausgetrocknet und verschwitzt, aber die Durststrecke lag hinter ihm, und auf der Suche nach Sabine konnte er sich jetzt vollaufen lassen. Er begann in der ›Lello-Bar‹ und nutzte die Gelegenheit, bei ihrem Besitzer, der den Privatflugplatz betreute und die Charterflüge managte, sicherheitshalber ein Lufttaxi nach Mailand zu ordern; es stünde ab 9 Uhr bereit. Die Geldübernahme bei ›Hämmerli & Mezenthin‹ würde nur ein paar Minuten dauern. Und dann nichts wie weg – in die ganz große Freiheit, in das Leben zu zweit, auf Dollars gebettet.
    Linsenbusch ließ sich von einem Taxi zur ›Taverna‹ bringen, wo ihm einer seiner Bekannten der vergangenen Nacht augenzwinkernd verriet, daß seine hübsche Blondine mit René und den Golfern den ganzen Abend in der ›Isole-Bar‹ gefeiert und – seinem Lächeln nach – ihn bereits gehörnt hätte. Er gönnte Sabine die Stunden mit diesem Schnösel von Papagallo; sie hätten nicht einmal halb so lange gewährt wie der morgige Flug nach Rio.
    Linsenbusch merkte, daß er zuviel trank, aber sein Kopf war noch klar, nur die Beine wollten mitunter nicht so wie er. Eigentlich war nun alles überstanden. Der Weg zur Bank wäre nur noch eine Formsache, und seine Tantalusqualen bei Sabine müßten enden, wenn er erst einmal den Boden der Neuen Welt unter den Füßen hätte. Er war mit sich zufrieden, klopfte sich selbst auf die Schulter: Linsenbusch, ganz der Alte, der Mann ohne Schrecksekunde, der blitzartig seine Pläne ändert, wena etwas schiefläuft, ein Meister der Improvisation, der kalte Hund wie eh und je.
    Er fuhr ins ›La

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