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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Komplizin – es gibt keine Möglichkeit, legal an das Geld heranzukommen.«
    »Das fürchte ich seit langem«, erwiderte die junge Juristin.
    »Wenn ich die Dollars habe, mußt du sie sofort in Sicherheit bringen. Du nimmst den Leihwagen, fährst nach Lugano und versuchst, den TEE um zehn Uhr 04 zu erreichen. Wenn das nicht mehr zu schaffen ist, dann geht in Bellinzona kurz nach elf Uhr ein D-Zug nach Zürich.«
    »Warum Zürich, Henry?«
    »Die Hauptstadt des Finanzplatzes Schweiz. Nirgendwo läßt sich eine Dollarmillion sicherer und unauffälliger platzieren. Locarno ist mir zu klein für diese Transaktion.«
    »Gut, dann werde ich also morgen zur Hehlerin«, versetzte Barbara.
    »Nur vorübergehend«, beruhigte sie der Amerikaner. »Du gehst ins Hotel ›Storchen‹ und wartest dort auf mich …«
    »Mit dieser Unsumme?« fragte sie.
    Henry lächelte, weil sie ohne weiteres annahm, daß es ihm gelingen würde, Linsenbusch die Beute zu entreißen: »Ach ja«, erklärte er, »das Geld. Du mußt sehen, daß du noch vor 16 Uhr 30 die Privatbank ›Hoyer & Schürmann‹ gleich neben dem Hotel erreichst. Du weist dich als Anwältin aus, erklärst, daß du im Auftrag der Firma ›Brown, Spencer & Roskoe‹, New-York, handelst und über Nacht ein Bank-Safe mieten möchtest. Die Leute werden vielleicht einige Schwierigkeiten machen, wenn du ihnen keine weiteren Erklärungen gibst. Aber du kannst ihnen sagen, daß es sich bei der Verwahrung um eine höhere Summe in Devisen handelt, die ich nach meinem Eintreffen dann offiziell bei der Bank einzahlen werde. Das sollte ausreichen – du siehst ja nicht gerade wie ein Gangsterliebchen aus.«
    »Und du bleibst in Locarno?«
    »Ich halte hier die Stellung«, entgegnete Henry. »Vorläufig. Einmal möchte ich einen geordneten Rückzug antreten, und dann hat der Fall Linsenbusch nicht nur eine finanzielle Seite. Ich will das Geld und ich will den Mann. Ich möchte keine halbe Gerechtigkeit, sondern die ganze.« Seine Stimme hörte sich an, als würde er den Verfolgten mit eigenen Händen erwürgen; aber Barbara war sicher, daß ihm eine intelligentere und unblutigere Methode einfallen würde. »Weißt du, Babs, ein Jurist sollte über diesen Dingen stehen. Aber dieser Fall ist mir einfach über den Kopf gewachsen.«
    »Nicht über den Kopf«, entgegnete sie, »über das Herz. Du stehst immer noch auf dem Armenfriedhof in Brooklyn. Du siehst den zusammengeschossenen Captain Littlesmith in Detroit, und du nimmst immer wieder Abschied von Nathan Greenstone – ohne jemals von ihnen loszukommen.«
    Feller stand mit einer ruckartigen Bewegung auf, küsste Barbara flüchtig auf die Wange. »Gute Nacht, Babs«, verabschiedete er sie. »Wir haben einen harten Tag vor uns.«
    Er ging ins Bad, duschte, kam zurück, versuchte einzuschlafen. Aber er merkte bald, daß er keine Ruhe finden würde in dieser Nacht. Er haderte mit den Grillen und ihrem Gezirpe, aber es waren nicht die Grillen, die ihn wach hielten, sondern die Gedanken und der Mond, die lauschige Nacht und die Nähe einer jungen Frau hinter einer offenen Tür. Er stemmte sich gegen die Versuchung. Er beschwor Jessicas Bild, aber die Frau, die er verloren hatte, ließ ihn erstmals im Stich.
    Und nicht Jessica stand in der Tür, sondern Babs, in einem kurzen, durchsichtigen Nighty – mit Stupsnase und Pagenkopf, vom Mondschein ausgeleuchtet und verschattet.
    »Du kannst auch nicht einschlafen?« fragte sie.
    Henry nickte.
    »Was ist mit Saumweber?« fragte sie direkt.
    »Ich nehme nicht an, daß er noch lebt«, antwortete Henry.
    »Du meinst, Linsenbusch hat ihn ermordet?«
    »Ich kann's nicht beweisen. Noch nicht. Aber ich bin sicher, daß es so ist.«
    Barbara setzte sich auf den Bettrand.
    »Ich friere«, sagte sie.
    Henry legte den Arm um ihre Schulter. Er kostete ihre Frische, ihre Wärme, ihre Jugend und verlangte von sich selbst, daß er sich nicht daran vergreifen würde, fürchtend, er könnte wortbrüchig werden.
    »Ich mag dich«, sagte Barbara leise.
    »Ich dich auch«, erwiderte er, obwohl er wußte, daß sich nur ein Esel in einer Hochsommernacht aufs Glatteis begibt.
    Babs lachte.
    »Warum lachst du?« fragte er.
    »Dingsbach«, entgegnete sie. »Kannst du dich noch an dein dortiges Statement erinnern?«
    »Welches?«
    »Wenn hier schon einer verführen würde, hast du in Dingsbach bemerkt, dann wärst du das.«
    »Du hast ein gutes Gedächtnis«, wich er ihr aus.
    Barbara machte sich frei, stand an seinem

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