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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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aus.«
    »Außerdem heißt er nicht Nareike, sondern Linsenbusch«, fuhr der Amerikaner fort.
    Als Sabine den Namen hörte, den die Anruferin gestern am Telefon genannt hatte, begriff sie, daß sie dem Anwalt nicht zufällig begegnet war – ausgerechnet, nachdem sie Nareike das Geld abgenommen hatte.
    »Zur Sache. Was sich in dieser Tasche befindet«, sagte er und deutete auf das Bordcase, »gehört der ›Greenstone-Foundation‹ in New York, deren Treuhänder ich bin.« Feller überreichte seine Geschäftskarte und präsentierte den Reisepass. »Dieses Geld wurde von Nareike, als er noch Linsenbusch hieß, während des Krieges in Paris durch Mord, Raub, Erpressung und Menschenhandel errafft. Blutgeld, Fräulein Littmann, bezahlt mit Menschenleben, unter anderem von meinen Mandanten. Können Sie mir folgen?«
    Sabine nickte; sie konnte sich zwar den Ablauf der Pariser Verbrechen nicht vorstellen, aber sie hatte – zunächst unbestimmt – immer den Verdacht gehabt, daß mit Nareikes Dollarschatz etwas faul wäre. »Mir hat er erklärt«, entgegnete sie, »er habe eine US-Erbschaft gemacht.«
    »In gewisser Hinsicht stimmt das sogar«, versetzte Henry sarkastisch. »Nur gehört sie ihm nicht. Ich bin in Eile«, setzte er hinzu. »Ich bitte Sie, sich ganz schnell zu entscheiden. Selbst wenn Sie einem Dieb die Beute abnehmen, bliebe das Diebstahl und wäre strafbar, es sei denn, sie gäben es dem rechtmäßigen Eigentümer zurück. In diesem Fall der ›Greenstone Foundation‹. Wir«, behauptete Feller, »haben für die Wiederbeschaffung des Geldes eine Belohnung ausgesetzt …«
    »Wieviel?« fragte René voreilig.
    »Sie haben die Wahl«, erwiderte der Amerikaner. »Zwischen etwa 20 Monaten Gefängnis und zehntausend Dollar. Im Fall Nummer eins müßte ich Sie zu meinem Bedauern beide der Polizei übergeben. Wählen Sie die andere Lösung, dann scheiden wir in einer halben Minute mit einem Händedruck, und Sie haben so viel Geld, daß Sie Ihre Wasserskischule schließen und mit dieser blonden Signorina nach Italien reisen können. Mit dem Porsche«, setzte er hinzu. »Florenz, Rom, Neapel, Amalfi, Capri«, lockte er; er griff nach der Tasche, ließ die unversperrten Schlösser aufspringen. »Oder Schwedische Gardinen.« Feller nahm 10.000 Dollar aus der Banderole, schob sie Sabine zu: »Glückliche Reise. Und besten Dank im Namen der rechtmäßigen Eigentümer.«
    »Sie könnten ein Gauner sein«, entgegnete Sabine und lächelte. »Aber ich nehme es nicht an. Ich glaube, Sie sind etwas wie ein Moralist des Verbrechens. Ich bin nicht sehr erpicht auf das Geld. Ich wollte Nareike treffen.«
    »Ich weiß«, entgegnete der Anwalt und gab ihr die Hand. Dann bat er René, ihn in das ›La Palma‹ zurückzufahren. Es dauerte nur eine Minute. »Am besten verschwinden Sie sofort über die italienische Grenze«, riet er beim Aussteigen, »und zwar, bevor Ihnen die Polizei noch Fragen stellen kann.«
    Mit der geschulterten Tasche betrat Henry die Halle. Er sah links Barbara sitzen, und nur ein paar Meter daneben Linsenbusch, der auf den Boden starrte und vor sich hinbrütete, vom Verlust Sabines und des Geldes fast so paralysiert wie Saumweber in der vergangenen Nacht von der Droge.
    Er hob den Blick.
    Er sah den Amerikaner mit seinem Bordcase. Er sprang hoch, trat mit verblüfftem Gesicht näher.
    »Entschuldigung, Mister, Mister?«
    »Feller.«
    »Mister Feller.« Ungläubig starrte er das Bordcase an. »Sie haben meine Tasche sichergestellt?«
    »Das habe ich.«
    »Das finde ich ja großartig, das ist ja ganz – ganz fantastisch finde ich das …« Er wollte danach greifen. »Kann ich mich erkenntlich zeigen?« fragte er dann.
    »Erkenntlich für was?«
    »Daß sie mir – mein Geld –«
    »Ihr Geld?« erwiderte Henry schroff.
    Linsenbusch starrte in Augen, die glänzten wie Eis im Föhn, Augen, die ihn über Tausende von Meilen gesucht und gefunden hatten, Augen, die kein Pardon geben würden.
    »Ihr Geld, Linsenbusch?« wiederholte Feller und merkte, daß er den Verhaßten bis an das Ende des Rings getrieben hatte und schlug, um ihn ganz hinauszuwerfen, mit beiden Fäusten zu: »Wo ist Saumweber? Ich habe Sie gesehen, als Sie heute Nacht mit ihm die Villa ›Favorita‹ verließen. In seinem Fiat. Er saß neben Ihnen. Wie haben Sie ihn umgebracht?« Er sprach leise, aber unüberhörbar: »Sie haben die Verantwortung für Ihre Pariser Schweinereien, die Sie vom Schreibtisch aus inszenierten, anderen

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