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Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke

Titel: Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schicksal. Manches entwickelt sich so, daß man’s nur
glaubt, wenn es einem selbst widerfährt. Also: Altstetten kam heute erst um 11
Uhr ins Geschäft. Die Zeitung liest er immer mittags — wenn überhaupt. Ich
hatte sie schon gelesen — gleich um 8 Uhr. Kunden kommen um diese Zeit noch
nicht. Dann, so gegen neun, dachte ich, mich trifft der Schlag.“
    In
lächelnder Verwunderung begann sie, den Kopf zu schütteln, als wollte sie damit
nie mehr aufhören.
    „Weiter!“
drängte er.
    „Nimm doch
erstmal die Sektflasche aus dem Eisschrank. Sonst wird sie zu eisig.“
    Um nicht
zum dritten Mal in die Küche zu laufen, brachte er die Flasche gleich mit.
    Ungeöffnet
wurde sie in den Sektkühler gestellt.
    „Also, was
war um neun?“
    „Ein junger
Kerl kam, ein gewisser Theo Gräbig. Er wollte was verkaufen. Deshalb mußte er
sich ausweisen. Du ahnst nicht, was er gebracht hat.“
    „Nun?“
    „Die
Ziegenhaut-Bibel.“
    Die
Dokumentenkoffer verschwanden aus Herms Gehirn.
    Vor seinem
inneren Auge rauschten alte Bibeln vorbei.
    „Nein!“
murmelte er.
    „Doch.
Dieser Bursche brachte die echte, die richtige, die einzige Ziegenhaut-Bibel.
Ich vermute, er hat sie irgendwo gestohlen. Oder gefunden. Jedenfalls hatte er
keine Ahnung, wie wertvoll die Schwarte ist. Und er wußte auch nichts von dem
Roderich-Dokument. Das, Siggi, war nämlich noch drin. Jawohl! Der Schatzplan
befand sich zwischen Einbanddecke und Vorsatzpapier. Sehr geschickt war das
zusammengeklebt. Nur wer Bescheid weiß, konnte es merken. Daß dieser Baumgart
das Dokument gefunden hat — nun ja, der war Fachmann. Jedenfalls, Siggi, habe
ich dem Burschen die Bibel abgekauft. Am liebsten hätte ich sie aus eigener
Tasche bezahlt und für mich behalten. Aber Gräbig sagte, er hätte noch andere
Sachen und würde wiederkommen. Dann trifft er natürlich mit Altstetten
zusammen, und ich würde auffliegen. Also mußte ich Altstetten — als er dann kam
- die Bibel vorlegen. Er war begeistert. Sie liegt jetzt im Schaufenster. Aber,
Siggi, das Roderich-Dokument ist nicht mehr drin. Das habe ich vorsichtig
entnommen — und dann das erste Blatt wieder an der Einbanddecke befestigt. Wir,
Siggi, besitzen jetzt das Dokument. Ist dir klar, was das bedeutet?“
    Er
schluckte.
    „Nur wir...
können feststellen, wo der Schatz liegt.“
    „Genau,
Siggi. Wir sind die einzigen. Wir können ihn heben. Fünf Millionen ist er wert
— nach heutiger Währung. Glaubst du jetzt, daß die Glücksgöttin was Besonderes
mit uns vorhat?“
    Er stand
auf, trat zu seiner Frau und küßte sie.
    Dann
öffnete er die Sektflasche und füllte die Gläser.
    Nachdem sie
angestoßen und getrunken hatten, wollte Claudia das Dokument holen.
    Aber er
hielt sie zurück.
    „Du bist
also sicher, Claudia, daß es sich bei diesem Gräbig um einen unbedarften Typ
handelt?“
    „Ein
richtiger Blödmann ist das. Wenn der zur Zeitung greift, liest er nur die
Witze.“
    „Aber was
ist mit Altstetten?“
    „Der wußte
nicht, worum es sich handelt. Bibliophilie (Bücherliebhaberei) ist nicht
sein Gebiet. Natürlich kann er beurteilen, daß die Bibel sehr wertvoll ist.
Aber mehr wußte er nicht darüber.“
    „Sobald er
die Zeitung liest, ist er im Bilde.“
    „Na und?
Als ich mittags Schluß machte, hat er die Zeitung noch nicht in der Hand
gehabt. Wenn ihm inzwischen ein Licht aufgegangen ist, braucht das uns nicht zu
stören. Natürlich wird er nach dem Dokument suchen. Aber das könnte sonstwer
rausgenommen haben. Wer will sagen, welchen Weg die Bibel gegangen ist, seit
sie diesem Baumgart gestohlen wurde.“
    Er nickte
und trank schon das zweite Glas Sekt.
    Zwei
Schnäpse hatte er vorhin im Bahnhof gekippt.
    Jetzt stieg
ihm der Alkohol in den mißhandelten Schädel.
    „Claudia!
Liebling! Zeig es mir!“
    Sie lief
ins Schlafzimmer.
    Als sie
zurückkam, trug sie ein Silbertablett.
    Darauf lag
das Roderich-Dokument.
    „Wie es
sich gehört, Siggi! Schließlich ist dieser alte Wisch fünf Millionen wert. Ich
meine, wir sollten uns alle wichtigen Einzelheiten einprägen — und den Fetzen
vernichten. Dann kann uns niemand was wollen. Hm?“
    „Zeig
erstmal her!“

    Er nahm das
Tablett, betrachtete das Dokument.
    Das Papier
war brüchig, rissig, alt. Wie altes Bibeldruckpapier, hadernhaltig, aber
holzschliff-frei. Viel verstand er davon nicht. Es war einmal gefaltet,
jedenfalls verlief in der Mitte ein senkrechter Knick. Claudia hatte es
aufgefaltet und den geschriebenen Text des Chronisten

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