Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
Mark gekostet. Zwar ein
billiger Ankauf, dank meiner tüchtigen Verkäuferin. Aber trotzdem rausgeworfen,
nicht wahr? Oder glauben Sie, daß mir Graf Schnuck das Geld erstattet?“
„Weshalb
sollte er?“ Glockners Ton war kühl. „Er wurde bestohlen. Daß er sein Eigentum
wiederbekommt, ist selbstverständlich. Ihr Ankauf geschah auf eigenes Risiko.
Ist das übrigens so üblich — in Ihrer Branche?“
„Nun, wir
stellen die Personalien des Verkäufers fest. Anders können wir uns nicht
absichern.“
Er brachte
die Bibel.
Aus den
Augenwinkeln beobachtete Tim den Kommissar und seine Freunde.
Die
Ehrfurcht hielt sich in Grenzen.
Auch Tim
empfand nur angemessene Bewunderung für die schöne Ausstattung des alten
Buches. Der Einband wirkte abgegriffen.
Ziegenhaut
— soviel stand fest — war keine Ideallösung.
Glockner
schlug die Bibel auf.
Das erste
Blatt — das sogenannte Vorsatzpapier — war dick, pergamentartig, gelblich und
an zwei Stellen etwas eingerissen.
Die Ränder
klebten an der Einbanddecke. Darunter befand sich ein Hohlraum.
Glockner
befühlte ihn.
„Nichts“,
murmelte er. „Nur Luft.“
„Ach!“
meinte Altstetten.
Gier
glitzerte in seinen Fischaugen. Vielleicht überlegte er bereits, ob ihm nicht
ein Anteil der Belohnung zustünde.
Tim zückte
sein Taschenmesser, öffnete die kleine Klinge und gab es dem Kommissar.
Behutsam
löste Glockner das Vorsatzpapier.
„So eine
Enttäuschung“, flüsterte Gaby.
„Vielleicht
ist es hinten drin“, meinte Klößchen, „oder zwischen den Seiten.“
Glockner
schüttelte den Kopf. „Hier, wie angegeben, befand sich das Dokument. Man sieht
ja den Hohlraum, das Versteck.“
Dennoch
nahm er Klößchens Anregung auf und untersuchte die Bibel von vorn bis hinten.
Vergeblich.
„Also hat
jemand das Roderich-Dokument entnommen“, stellte er fest. „Jetzt wird der Fall
heiß.“
12. Wo sind die Fotos?
Sie holten
ihre Drahtesel bei Ute Preissler ab. Glockner fuhr weiter ins Präsidium.
Er hatte
die Bibel bei sich. Experten sollten sie untersuchen, bevor sie Graf Schnuck
zurückgegeben wurde.
Ute wollte
wissen, wie es ausgegangen war, und die TKKG-Freunde berichteten ihr.
Dann wurde
es Zeit für Tim und Klößchen, zum Internat zurückzuheizen. Auch am vorletzten
Tag konnten sie sich Ärger einhandeln, der weitreichende Folgen hatte.
„Aber wir
haben noch nicht festgelegt, wie wir jetzt weitermachen“, sagte Tim. „Können
wir im Fahren besprechen, wenn ihr uns begleitet.“
Er meinte
Gaby und Karl.
„Nur bis
zur Cornelius-Straße“, sagte Gaby. „Dann mache ich die Biege heimwärts. Muß
noch mit Oskar in den Hundesalon.“
Während sie
dann radelten, sagte Tim: „Wer sich das Roderich-Dokument gekrallt hat, können
wir im Moment nicht feststellen, nicht mal vermuten. Schnuck? Bestimmt nicht.
Die Knolle? Wohl kaum. Gräbig? Dann hätte er nicht anschließend die Bibel
verkauft — für 500 Mark. Altstetten? Dem wäre es zuzutrauen. Aber ich sortiere
ihn aus. Auch seinesgleichen würde sichergehen und in Erwartung des Schatzes
die verräterische Bibel bestimmt nicht ins Schaufenster legen, wo sie —
sichtbar für jeden — lag.“
„Außerdem“,
meldete sich Gaby, „hatte ich wirklich den Eindruck, er hat von Tüten und
Blasen nichts gewußt, nämlich noch nicht mal die heutige Zeitung gelesen. Er
war echt überrascht.“
„Ich
tippe“, rief Karl, „auf Baumgarts Einbrecher, den Unbekannten also. Aber ein
Geistesgigant ist das offenbar nicht. Hat er doch die Bibel, was wir als wahr
unterstellen dürfen, auf die Müllkippe geworfen. Könnte auch sein, irgendwo
dort lag und liegt noch das Roderich-Dokument. Weil der geistige Leerbrenner
nicht gecheckt hat, was der Zettel bedeutet. Und die Verklebung von
Einbanddecke und Vorsatzpapier geschah dann nicht absichtlich, sondern
zufällig. Weil der Klebstoff noch frisch war — und sich Seiten nun mal verkleben,
wenn man ein Buch schließt.“
„Genau das
ist die Lage“, pflichtete Tim bei. „Daraus ergibt sich: Das Original ist
verschwunden, aber es gibt ja noch die beiden Fotos davon. Die Fotos, die
Baumgart angefertigt und irgendwo versteckt hat. Wenn wir die finden, ist alles
gelaufen, und wir können das Schätzchen heben.“
„Dein
Schätzchen“, feixte Klößchen, „kannst du auch so heben — ohne Fotos und
Sucherei.“
„Wen meinst
du mit Schätzchen?“ rief Gaby. „Solche Verniedlichungen schätze ich nicht.“
„Entschuldigung!
Dann habe ich
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