Heisses Gold im Silbersee - Duell im Morgengrauen - Schüsse aus der Rosenhecke
eine
Tränengas-Pistole hervor.
Er hielt
und richtete sie auf Pangl.
„So,
Freundchen! Jetzt werden wir den Ordnungshütern einen Besuch machen. Dann wird
sich’s erweisen, ob du der Täter bist oder nicht. Vor dem Mob (Pöbel,
aufgewiegelte Volksmenge) habe ich dich gern gerettet. Aber ich will mir
nicht vorwerfen müssen, daß ich möglicherweise einem Kriminellen zur Flucht
verhelfe.“
Pangl
winselte, leistete aber keinen Widerstand und wurde von Ebbül in die
Polizeistation geführt.
Der einzige
Polizist dort riß erstaunt die Augen auf.
Ebbül
steckte die Pistole weg. Was er zu berichten hatte, nahm wenig Zeit in
Anspruch.
Der
Uniformierte nickte.
„Es war
richtig, daß Sie so gehandelt haben. Meine Kollegen sind schon draußen am
Tatort. Die Kripo wird auch noch hinzugezogen. Zum Glück ist der alte
Plönsieke, wie ich telefonisch erfuhr, nicht lebensgefährlich verletzt. Hat
wohl nur eine Gehirnerschütterung. Er konnte bereits feststellen, was ihm
geraubt wurde. Inzwischen ist er im Krankenhaus.“
Ebbül
machte ein interessiertes Gesicht.
„Ich bin
selbst Kunstsammler. Was hat denn der Täter erbeutet?“
Der Gendarm
wußte es nicht auswendig, hatte aber die Bezeichnung auf einem Zettel notiert.
„Einen
silbernen Akeleibecher“, las er vor.
„Ich weiß
ja überhaupt nicht, was das ist“, jaulte Pangl. „Keine Ahnung! Keinen blassen
Dunst! Wie können Sie da glauben, daß ich der Raubtäter bin?“
Ebbül
zuckte die Achseln.
„Auch ohne
Kunstkennerschaft“, sagte er, „sieht man einem Akeleibecher an, daß er wertvoll
ist. Diese Becher sind Silberpokale und immer kunstvoll gearbeitet in der Form
der Akelei-Blüte. Meistens hat man sie vergoldet. Im 16. Jahrhundert wurden
diese Becher in Nürnberg hergestellt. Sie waren als Meisterstück
vorgeschrieben, wenn sich jemand um die Aufnahme in die Goldschmiedezunft
bewarb. In Ihrem Interesse, Pangl, will ich nicht hoffen, daß diese Kostbarkeit
jetzt irgendwo im Wald liegt — weggeworfen von Ihnen bei der Flucht. Wie Sie ja
als Möglichkeit selbst angedeutet haben.“
„Neiiiiin...“,
heulte Pangl. Aber alle Beteuerungen halfen ihm nicht.
Er wurde
inhaftiert.
Und Ebbül
fuhr weiter: zurück zur Stadt.
9. Der wahre Räuber
Gaby holte
so tief Luft, als wollte sie ihren blauen Jogger-Pulli um zwei Nummern
vergrößern.
Karl und
Klößchen grinsten von Ohr zu Ohr. Tims Miene schwankte zwischen Triumph und
Empörung.
In
Viererreihe marschierten sie durch die Kolonnaden - bis zu der Säule, wo ihre
Stahlrosse warteten.
Jetzt waren
sie weit genug entfernt von Duttweiler und Co, wie das Geschäft sich nannte.
„Also“,
sagte Gaby, „ich dachte, mir stellt es den Schopf senkrecht. Dabei bin ich
überhaupt nicht scharf auf einen Irokesen. Dieser Oberhalunke! Als
Pfauenstein-Ritzl hat er sich bei der alten Amalie eingeschlichen. Wären wir
nicht gewesen, hätte sie ihre Schätze verschleudert an einen Typ, den es gar
nicht gibt. Für mich ist die Schose consommé-klar (Consommé = klare
Kraftbrühe, also durchsichtig) : Wer so seinen Namen fälscht, der fälscht
auch Möbel.“
Die Jungs
nickten.
„Der hat ja
ein riesiges Möbellager“, meinte Klößchen. „Aber ich halte es für
ausgeschlossen, daß seine Vorfahren vorgesorgt haben. Die Duttweilers von anno
1500 konnten nicht wissen, daß ihr später Nachfahre mit Altmöbeln handeln wird.
Also muß er jetzt alles selbst zusammenklauben. Er räubert — hähähä — die
Jahrhunderte leer.“
„Genau das
macht er eben nicht“, sagte Tim. „Sonst wäre sein Zeug echt. Ich stehe voll
hinter Pfotes Meinung. Er läßt fälschen und verkauft das für echt.“
„Und nun?“
fragte Karl.
„Im
Hintergrund des Geschäfts“, sagte Tim, „ziemlich links sind etliche
Standflächen leer. Ist euch aufgefallen, ja? Dort wird er auffüllen. Klar. Also
rollt der gefälschte Nachschub bald an. Wann?“
„Natürlich
nachts“, antwortete Gaby. „Denn getischlert werden die Fälschungen bestimmt
nicht im Duttweilerschen Keller. Wäre viel zu riskant.“
„So sehe
ich das auch“, nickte Tim. „Daraus ergibt sich: Wenn wir den Lieferanten
erspähen, können wir die Spur zur Werkstatt verfolgen. Dann haben wir sie, die
Holzwurm-Mafia: die Altholz-Diebesbande und ihren Abnehmer. Ein heißes Ziel,
wie?“
„Aber wir
müßten nachts hier sein“, wandte Klößchen ein.
„Na und?“
„Ich sage
nur: Lorenzen-Birnbaum.“
„Verdammt!“
fluchte Tim. „Hast Recht.“
Ein
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