Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
Mädchen zu schreien und zu strampeln. Ein paar andere Dirnen kamen herbeigelaufen. Aber machtlos und mit herabhängenden Armen sahen sie zu, wie dem Mädchen ein paar Mal ins Gesicht geschlagen wurde. Brutal schleifte man die junge Dirne über die Straße, stieß sie ins Auto und fuhr mit kreischenden Reifen davon.
»Wieder eene wech!«, flüsterte eine Dirne. »Und von unseren Luden ist keener uffn Plan. Die Scheißkerle kommen nur zum Kassieren.«
»Halt die Schnauze«, sagte Ted zu dem heulenden Mädchen. »Ich bin kein Untier. An einer Schelle ist noch keene verreckt. Und du hast sie gebraucht. Wird sich zeigen, ob du noch mehr nötig hast. Wie heißt'n überhaupt?«
»Iris«, schluchzte sie.
»Und wie alt?«
»An Weihnachten werd ich achtzehn.«
»Löhnste an Ronny?«
Das Mädchen nickte schweigend und senkte den Kopf. Iris hatte wohl begriffen, dass es wenig sinnvoll war, hier aufzubegehren.
»Wie lange gehste auf Rammeln?«, fragte Ted.
»Seit Juli«, sagte sie.
»Einen Bockschein kannste nicht haben, oder?«
»Doch«, widersprach sie ein wenig trotzig. »Ronny hat ihn mir beschafft. Er kennt die Leute von der Sitte.«
»Ein getürkter Bockschein also!«
»Ja«, sagte sie.
»Okay, Iris. Ab heute gehörst du zu meiner Crew. Ist das klar? Du brauchst nicht mehr auf die Straße. Ich bringe dich in einem Puff unter. Da kriegste keinen kalten Hintern, kapiert?«
Sie nickte, denn was hätte sie anders tun sollen.
»Wirst sehen, es gefällt dir«, fuhr Ted in Tröstermanier fort. »Wenn du dich gut führst, bist du bald fein raus. Nachher zeigst du mir, was du drauf hast, okay? «
Wieder ein kleinlautes Nicken und ein zaghafter Blick nach oben.
»Bist eigentlich eine süße Maus«, sagte Ted und streichelte ihre Wange. »Nicht so 'n altes, abgerappeltes Dörrfleisch. Wirst sehen, du magst mich noch.«
Sie hatten das Puppenstübchen erreicht und stellten die Wagen im Hofraum ab. Scheinbar traute man Iris noch nicht. In ihren roten Leggins und auf hohen Stöckeln stakelte sie, flankiert von zwei bulligen Kerlen, auf das Lokal zu.
»Hier wirst du künftig arbeiten«, sagte Ted, als man vor der Tür angekommen war. »Und noch was: Wenn du versuchst wegzumachen, dann mach ich dich weg. Aber für immer. Hast du das begriffen?«
»Ich bin nicht blöd«, antwortete Iris, wobei sich leiser Trotz in ihr regte.
»Wen habt ihr denn da?«, fragte Elvira.
»Sie heißt Iris. Wir haben sie im Industriegebiet aufgegabelt. Nimm sie mal unter deine Fittiche. Sie soll sich bisschen frisch machen. Dann schickst du sie rüber auf Nummer zwölf. Die brauchst erst mal das Zureiten, damit se 'ne Ahnung kriegt von Tuten und Blasen, klar?«
Elvira sagte nichts. Sie zog die gemalten Brauen hoch, legte ihren Arm wie schützend um das Mädchen und rief dann nach Molly. Maulend kam die Dirne heran.
»War kurz vorm Stich«, sagte sie. »Und jetzt hinter deine Scheißtheke!«
»Es ist nur für einen Moment. So lange wird dein Freier noch warten können, ohne dat ihm wat in die Hose geht!« entgegnete Elvira mürrisch. Sie war nicht sehr zufrieden, denn Ted kontrollierte bis ins Detail. Das sorgte unter den Dirnen für ausgesprochen schlechte Stimmung. Besonders von Liza und Jenny, die seinerzeit mit Elvira aus München gekommen waren, erntete Elvira massive Vorwürfe.
»Komm, Kleene, gehen wir nach hinten«, sagte Elvira mütterlich und riskierte im Hinausgehen einen vernichtenden Blick auf den grinsenden Ted, der sich mit der flachen Hand übers geölte, schwarze Haar strich.
Im Hinterzimmer angekommen, warf sich Iris auf die Couch und heulte zum Steinerbarmen. Elvira ließ das Mädchen eine Weile gewähren. Ihr Gesicht drückte Groll und Unmut aus, denn sie war mit Teds Manier, immer neue Mädchen heranzuschaffen, überhaupt nicht einverstanden.
»Nun mach mal halblang«, sagte sie nach einiger Zeit. »So wild ist es nun auch wieder nicht. Hier bei mir haste es gut, Kleene. Du kannst mir vertrauen.«
»Wenn Ronny mich erwischt, wenn er wieder aus dem Krankenhaus ist, haut er mich kreuzlahm«, schluchzte Iris.
»Ted wird schon dafür sorgen, dass nischt passiert«, versuchte Elvira zu trösten. Es war weniger als ein schwacher Trost, denn Elvira wusste genau, dass es eine Garantie nicht gab. »Hier, trink das aus. Ein Spezialgetränk. Und nimm die beiden Pillen dazu.«
»Was ist das? Rauschgift?«
»So schlimm nun auch wieder nicht. Du kriegst ein Leck-mich-am-Arsch-Gefühl davon. Das brauchst du jetzt. Am besten
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