Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)

verzweifelt. »Du bist ihnen ja zu alt und zu fett. Aber warte ab. Wenn sie in ihrem Übermut den Jux mit dir treiben wollen, dann kommen sie auf so perverse Ideen, wie du sie dir gar nicht ausmalen kannst. Man müsste ihnen die Schwänze wegschneiden!«
    »Moment mal!«, rief Elvira. »Da draußen ist doch Zoff!«
    Die Dirne lief ins Lokal. Liza folgte ihr. Gelächter schallte ihnen entgegen. Die Zuhälter, in ihrem Zorn und Übermut, hatten sich einen Besucher des Lokals aufgegabelt und ihm die Kleider ausgezogen. Der etwa Fünfzigjährige stand im Licht der Scheinwerfer, die Ted auf ihn hatte richten lassen. Der Mann trug nur noch seine Unterhose.
    »Iris!«, schrie Ted, juchzend vor Vergnügen, »hol 'nen Schwamm und wasch dem Alten sein' Pimmel!«
    Elvira stand wie erstarrt. So etwas hatte sich bisher noch nicht ereignet. Ein paar der Männer waren dabei, die Brieftasche des Gastes zu plündern.
    Da ging Elvira dazwischen.
    »Raus hier!«
    Elvira hatte mit der Faust auf die Stereoanlage geklopft, so dass augenblicklich Stille herrschte. Mit der freien Hand hielt sie einen Revolver, dessen Mündung auf Ted gerichtet war.
    »Bist du blöde, oder was ...?«, stotterte der Geölte irritiert.
    »Nimm deine geile Bande und zisch ab, sonst brenn ich dir eines über. Und noch einmal sag ich das nicht. Und die Knarre liegt hier immer am Tresen. Wenn du reinkommst macht es blaff, denn ich habe nischt zu verlieren. Und nun raus. Aber dalli! Und die Flöppen von meinem Gast bleiben hier aufm Tisch.«
    Das fast unglaubliche Wunder geschah. Ted zog sich mit seinen Leuten widerspruchslos zurück. Elvira hingegen wusste, dass sie nicht endgültig gesiegt hatte, denn der Lude würde sich rächen. Und die Möglichkeiten waren sehr vielfältig. Daher stand ihr ein Leben in Angst bevor.
     
    *
     
    Es sprach sich sehr schnell herum, was Elvira mit Ted getan hatte. Immerhin wagte sich weder der Zuhälter selbst noch einer seiner Leute ins »Puppenstübchen«.
    Dafür kam Ronny. Er war eben aus dem Krankenhaus entlassen und kam allein, wie es schien. Elvira ließ ihn ein. Der Mann, wie immer im weißen Anzug, ging auf die Theke zu, nahm sich einen Hocker und setzte sich. Man sah ihm an, dass er noch Schwierigkeiten hatte, sich zu bewegen. Eine ganze Weile schwieg er. Elvira warf ihm hin und wieder einen Blick aus halb zusammengekniffenen Augen hin.
    »Raus mit der Sprache«, sagte sie schließlich. »Wat willste?«
    »Du hast dich von Ted verabschiedet?«
    »Ich habe mich von allen Luden verabschiedet«, antwortete sie. »Wenn du klug genug bist, siehst du ein, dass du damit auch gemeint bist. Es geht auch ohne.«
    »Das denkst du?«, fragte er und beugte sich vor. »Du bist ohne Schutz!«
    »Und das denkst nur du«, sagte sie und holte ihren kleinen Revolver. »Der ist geladen, und ich denke, es brennt dir das Fell noch genug, dass du die Erinnerung nicht verloren hast.«
    »Mach kein Quatsch, Elvira«, sagte Ronny. »Unseren kleinen Krach habe ich längst vergessen.«
    »Aber ich nicht«, hielt sie dagegen und beugte sich nach vor. Sie sah ihm intensiv ins Gesicht und fühlte eine ungeheuere Sicherheit in sich aufsteigen. »Hier landet keiner mehr«, sagte sie.
    »Was du machst, ist glatter Selbstmord«, erklärte der Zuhälter. »Es wird eine andere Gang kommen und dir den Laden ausräumen. Neulich erst wurde in Dresden ein Puff überfallen. Gesamtschore fünfundzwanzig Mille. Du, die sind rein in den Laden. Leute an die Wand. Und dann haben sie abgesahnt. Die Nutten, die Freier und den Tresor der Puffmutter. In ein paar Minuten war es vorbei.«
    »Ich hab keinen Tresor«, sagte Elvira.
    »Und wo hast du die Flöppen?«
    »Das erzähle ich dir in zehn Jahren, du Stinker!«, sagte sie grinsend. »Jetzt kriegst du von Elvira noch 'nen Drink, und dann machst du dich vom Acker. Ist das klar?«
    »Sehr klar«, antwortete er trokken und richtete sich auf. Dann sah er sich um. »Hast 'ne Menge neuer Bienen da«, stellte er dann fest.
    »Man tut, was man kann.«
    »Sind ein paar aus meinem Revier!«, sagte er.
    »Ich frag die Mädels nicht, woher sie kommen. Ich geb ihnen Arbeit. Dat ist alles.«
    »Ist es nicht«, widersprach Ronny. »Die Schwarze dort hinten hat Ted aus der Gleiwitzer Straße abgeschleppt. Gekidnappt, wenn du willst.«
    »Dat interessiert mich nicht«, erklärte Elvira.
    »Es könnte dir Schwierigkeiten machen.«
    »Könnte«, meinte sie. »muss aber nicht.«
    »Du fühlst dich unheimlich groß, wie? Hast eine