Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
»Losmachen«, wie sie die Flucht nannten, nur in den seltensten Fällen gut.
Die zweite Möglichkeit, die Jenny erwog, war, Charlie anzurufen und ihn um Hilfe zu bitten. Das würde sie zwar einiges kosten. Aber sie gab lieber Charlie ihr Geld, denn er hatte ihr immer das Gefühl vermittelt, sie wenigstens ein bisschen gern zu haben. Bei Ted war es anders. Er war Geschäftsmann. Liebe interessierte ihn nicht. Sex konnte er soviel haben, wie er wollte.
Auch Liza spielte mit ähnlichen Gedanken. Sie dachte an ihren gewesenen Zuhälter und daran, ob sie ihn zu ihrem persönlichen Schutz auf den Plan rufen sollte. Von Rückkehr wollte Liza weniger etwas wissen, denn die Geschäfte im Osten liefen besser als in München. Dort hatte sich das Sexgeschäft mancherorts in einer Sackgasse verlaufen. Die Freier waren übersättigt und trafen fast pingelig ihre Auswahl. Und dann wollten sie meist perverse Besonderheiten, die es im häuslichen Bereich nicht gab.
Liza aber war im Gegensatz zu Jenny klug genug, zu erkennen, dass sie mit der Verwirklichung ihrer Pläne neue Kontroversen hervorrufen würde. Die Platzhirsche im Osten waren um vieles brutaler als ihre westlichen Kumpane. Im Westen hatte die zuständige Behörde die Lage weitgehend im Griff; hier war es anders. Hier hatte man gegen ein neues Metier zu kämpfen: Gegen das Geschäft mit dem Sex, das hier vierzig Jahre lang totgeschwiegen worden war.
Dann kam Ted eines Tages auf Liza zu. Er legte seinen Arm um sie.
»Du hast zwar ein Gesicht wie ein Frosch«, sagte er. »Aber wenn ich dich so beobachte, möchte ich meinen, dass du ein unverschämt geiles Luder bist.«
»Kann schon sein«, sagte Liza und schob seinen Arm von ihrer Schulter. »Du kriegst dein Schutzgeld. Was willst du noch?«
»Mit dir bumsen«, sagte der Lude. »Ich möchte dich ausprobieren.«
»An meinen Bauchladen kommst du nicht ran. Nicht so 'ne Sau, wie du eine bist.«
Da klatschte es. Wie schon so oft, hatte Ted zugeschlagen. Er hielt sich bei den Dirnen für unwiderstehlich. Liza hatte ihn beleidigt, ihn in seiner Ehre gekränkt.
»Rühr mich nie wieder an, du Scheißer!«, zischte Liza in Teds Gesicht. »Sonst hetz ich dir 'ne Ludenhorde auf den Hals, die dir die Eier schleift. Ich schwör's dir.«
»Du kleine, dreckige Bundinutte!«, keuchte der Zuhälter in ihr Gesicht. »Du kannst was erleben!« Und er winkte zweien seiner Leute, denn er ging nie allein irgendwo hin. »Schnappt sie euch und bringt sie auf Nummer zwölf. Dann besorgt es ihr. Du, Ulli, dann der Schorsch, der Bertie und all die anderen ...«
»Das steht die nicht durch«, sagte der Blonde.
»Dann lasst sie in Ruhe, wenn sie kalt ist!« schrie Ted in besinnungsloser Wut. »Mit mir macht die das nicht ...«
»Okay!«, gab Liza nach. »Du kannst, wenn du willst.«
»Du mich auch«, grinste Ted. »Wenn du nicht mehr gerade laufen kannst, dann komm ich. Schnappt sie euch und stopft ihr das Maul. Und nicht nur das.«
»Das kannste doch nicht machen«, sagte Elvira und legte ihren Arm auf seine Schulter. »Ich hab immer viel von dir gehalten. Aber wenn du das machst, dann biste 'ne Obersau, 'ne dreckige. Lass sie in Ruhe. Pfeif deine Jungens zurück. Ich kann ungemütlich und link werden. Mit ungemütlich wirste vielleicht fertig. Mit link nicht.«
Ted kniff die Augen schlitzschmal zusammen.
»Okay«, sagte er und gab den Männern einen Wink. Sie ließen Liza los, die sofort nach hinten flüchtete. »Du bist gefährlich, Elvira. Und wenn man das ist, lebt man gefährlich. Kannst du das kapieren?«
»Du bist auch gefährlich«, sagte die Dirne, drehte sich um und verließ den Barraum durch die Hintertür.
Liza saß mit stierendem Gesicht da, als Elvira eintrat.
»Mir reicht es«, sagte die schwarzhaarige Dirne mit den hervorquellenden Augen. »Ich tu was, ich schwör's dir.«
»Wir können uns nischt leisten!«
»Ich schon«, sagte Liza. »Oder meinst du, ich warte, bis der den Befehl gibt, dass mich seine Kerle kaputtschrubben, wie? Hast du schon mal so etwas erlebt? Nein? Aber ich! Dan aus Gauting und seine Gang haben mich mal ans Isarufer gefahren und mich fertiggemacht. Ich war halb tot. Und die Bullen, die mich aufgegabelt hatten, haben geschäkert und mich auf den Arm genommen. Und dabei war eine Horde über mich gegangen.«
»Du hast ja recht. Aber wir können hier nicht einfach abzischen. Mein Geld steckt in diesem Laden.«
»Was juckt mich dein Geld, wenn es um meinen Körper geht!«, schrie Liza
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