Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
die Dirne. »Er hat gesagt, dass er mich liebt. Und dann hab ich erfahren, dass er auch noch in Dresden ein paar Weiber laufen hat.«
»Ach, Liebelein«, seufzte Elvira. »So ist nun mal das Leben. Ein guter Lui gehört dir nie allein. Aber wenn er da ist, wenn du ihn brauchst, dann ist er gut genug.«
»Aber ich kann es nicht haben, wenn er mit anderen Weibern auch noch rumbumst!«, heulte Kessy auf. »Das ist doch keine Liebe mehr, oder nicht?«
»Was ist schon Liebe«, seufzte Elvira tiefsinnig. »Geh rein zu dem Alten, gib ihm 'nen Kuss und die Sache ist geritzt. Und dann, wenn er will, gehste mit ihm auf die Matte. Im Bett ist vieles wieder gut geworden, glaub mir.«
»Es ist Scheiße, wenn man eine Nutte ist«, beklagte sich Kessy. »Da bist du gar nischt mehr. Entweder sagen sie Sau zu dir oder sie lügen dich an. Aber zwischen die Beine und aufs Geld gehen, sind sie alle scharf.«
»Das ist nun mal so im Leben!«, verfügte Elvira und gab ihrer Stimme nun einen strengen Beiklang, obwohl ihr das Mädchen wirklich leidtat. Vielleicht war Kessy, die eigentlich Heike Bersold hieß, gar nicht für die Prostitution geschaffen. Viele Mädchen im Osten waren das wohl nicht. Aber es lockte das schnelle Geld. Und die vielen Träume blieben unerfüllt.
Kessy erhob sich seufzend und ging mit Elvira in die Bar. Sie trat auf Ted zu und gab ihm einen Kuss.
»Hallo, Schatz«, sagte sie wie leichthin.
Da nahm Ted mit seiner Rechten das Kinn des Mädchens.
»Mach das nie wieder, hörst du?«, zischte er, während sich die Hand wie ein Schraubstock zusammenpresste und Kessy vor Schmerz das Gesicht verzog. »Sonst nehm ich einen Tauchsieder und steck ihn dir rein. Dann ist ein für alle Male Ende, Schätzchen! Dann biste invalide!«
Detlef Rössler, der sich Ted nannte, war so brutal wie viele Zuhälter in diesen Gebieten. Viele hatten sich gewisse Zonen wie Platzhirsche erkämpft. Einige waren verschwunden, ein paar gestorben und viele hatten aufgegeben. Aber Ted war noch da, und wenn er sich selbst glauben wollte, würde er in einigen Jahren der Größte sein.»Guck mal den alten Bock da hinten«, sagte Ted zu Kessy. »Den machste jetzt an. Du verlangst hundertfünfzig.«
»Aber wir haben nie mehr als hundert ...«
»Hundertfünfzig!«, sagte Ted. »Und ich geh mit und pass auf, Schätzchen. Und danach, du weißt schon ...«
Seine Stimme war unhörbar leise geworden. Dann ging Kessy zu dem Mann, der sie schon die ganze Zeit über beobachtet und sich dabei die Lippen geleckt hatte. Nach einer Flasche Sekt zu neunzig Mark hatte ihn Kessy soweit, dass er mit ihr auf Nummer zwölf ging. Dort durfte er sie nehmen und bezahlte den geforderten Liebeslohn. Davon nahm ihr Ted noch unter der Tür hundert Mark ab und schob sie in die Tasche seiner fransigen Westernjacke.
»Du bist Spitze«, sagte er. »Wenn du so weiterrammelst, fliegen wir mal in die Karibik, Schätzchen.«
Kessy ging hinaus, und ihre Augen waren ganz nass. Aber so war halt ihr Leben.
Von da an war Ted Stammgast im »Puppenstübchen«. Meist aber kam er nicht allein, sondern war in Begleitung von »Mitarbeitern«, wie er zu sagen pflegte. Wenige Tage später war jedes Mädchen in Elviras Etablissement von einem Zuhälter kontrolliert.
Lediglich die alte Angie, die auch hin und wieder noch ihre Kunden hatte, widersetzte sich.
»Als ich noch unterm Erich auf Rammeln gegangen bin«, sagte sie, »hat es das nich gegeben. Und nun bezahl ich auch nichts für so was.«
Vier Tage später lag Angie blutend im Himmelspförtchen. Sie war mit einem Freier auf Nummer zwölf gegangen und auf dem Rückweg verprügelt worden. Man hatte ihr mit einem Zuckerhut Wunden im Gesicht beigebracht, die nur schwer heilen wollten. Und dann zahlte Angie auch ihren Obulus.
Der nächste Erste war wieder gekommen. Und eines Abends stand Ronny in seinem schneeweißen Anzug im Lokal. An einem der Tische saßen Ted und seine Kumpane. Ronny bemerkte die Männer nicht sofort. Er steuerte auf die Theke zu.
»Hallo, Mutti«, sagte er zu Elvira. »Nun löhn mal wieder!«
»Mach die Augen zu. Dann siehste, was du kriegst«, zischte ihm Elvira zu.
»Du hast das kleine Feuerwerk schon vergessen? Siehst zwar aus wie ein Elefant, hast aber das Hirn von einem Spatzen, Mutti!« Und blitzschnell schnappte seine Hand vor und ergriff Elvira an ihrer Zuchtperlenkette. Daran angelte sich der Mann die Dirne heran. »Du alte Sau willst mich bescheißen, wie?«, keuchte Ronny. »Haste einen guten
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