Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)
Koffer an die Stelle, an der ihrer stand und nahm Elviras Köfferchen an sich.
»Du könntest mich noch zum Bahnhof fahren«, sagte sie. »Ich geh erst mal zu meiner Schwester nach Recklinghausen. Dann seh ich weiter.«
»Aber gern fahr ich dich zum Bahnhof. Herzerl«, sagte er lächelnd wie immer und nahm seinen Whisky. Es war ein fast schmerzloser Abschied.
»Ein bisschen wat hab ich schon«, sagte Elvira.
»Ja, ein bisserl bleibt dir«, entgegnete der Zuhälter grinsend.
Als Elvira in der Wohnung ihrer Schwester voller Stolz das Köfferchen öffnete und das Geld durchzählen wollte, lagen auf jedem Bündel exakt zwei Hunderter. Der Rest war sorgfältig zugeschnittenes Zeitungspapier.
Elvira plumpste auf das Sofa zurück und schloss die Augen. Dann begann sie zu heulen.
»Haste wat, Wierchen?«, fragte Elviras Schwester, eine ältere, grauhaarige Frau, die niemals etwas von Elviras Dirnenleben erfahren hatte.
»Nee«, schluchzte Elvira. »Haste 'nen Schnaps für mich?«
»Aber natürlich, Wierchen«, sagte die mütterliche Frau.
»Ich hab ja noch die sechzig Mille«, sagte Elvira zu sich selbst. »Und das Häuschen in Spanien. Da mach ich es mir schön. Und nach Leipzig fahr ich in den nächsten hundert Jahren nicht wieder hin.«
Ganz leicht war es für Elvira nicht, diesen Verlust zu verschmerzen. Doch war sie klug genug, zu erkennen, dass es nicht Jonny gewesen sein konnte, der sie verschaukelt hatte. Sie erinnerte sich daran, dass Bobby einen kleinen Koffer bei sich gehabt hatte. Folglich hatte Bobby die Koffer vertauscht. Elvira wusste, dass sie gegen den Zuhälter nichts unternehmen konnte, denn im Grunde hatte er sich das Geld geholt, um das ihn Elvira betrogen hatte.
Ein paar Tage später machte sich Elvira auf den Weg in ein Reisebüro. Dort bestellte sie sich einen Flug nach Südspanien. »Hier in Deutschland war es Herbst und damit empfindlich kühl geworden.
»Wenn alles so schön ist, wie ich es mir denke, lass ich dich nachkommen, Elschen«, versprach Elvira ihrer Schwester, die sie zum Düsseldorfer Flughafen begleitet hatte. »Dann kannst du einmal so richtig schön Ferien machen.«
»Darauf freue ich mich. Aber pass nur auf dich auf, dass du dort nicht krank wirst, Wierchen.«
Elvira lachte. »Ein Pferd, wie ich das bin, haut so leicht nichts um« gab sie zur Antwort. Dann wurde der Flug ausgerufen, und Elvira musste durch die passkontrolle.
Es war Elviras erster Flug, und sie genoss ihn mit sichtlichem Vergnügen. Sie trank Sekt und ließ sich das Bordmenue schmecken. Als sie später aus der Maschine stieg, umfing sie eine Luft, die sich wie Seide anfühlte. Ein Taxi brachte sie, vorbei an blühenden Orleanderalleen und palmengesäumten Avenidas zu »ihrem« Häuschen. Es war bei Weitem nicht so groß, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es gab darin einen großen Salon mit einem offenen Kamin und eine kleine Küche im Erdgeschoss. Im ersten Stock lagen zwei Schlafzimmer.
»Da ist vieles zu renovieren«, murmelte Elvira. »Aber es ist mein, und es wird mein bleiben.«
Am Abend bummelte sie über die Ladenstraßen, hielt hier und dort in einem lauschigen Lokal Einkehr und fühlte sich eigentlich zum ersten Male in ihrem Leben so richtig glücklich und zufrieden.
Am dritten Tag nach ihrer Ankunft lernte sie Karl Meier kennen. Und Meier kam recht schnell zur Sache, weil es an Elviras Gebaren unschwer zu erkennen war, welchem Gewerbe sie nachging.
»Eigentlich wollte ich ja nicht mehr, Kallemann«, sagte sie zu ihrer neuen Bekanntschaft. »Aber ein bisschen Geld kann man immer brauchen. Und wenn ich so nachdenke, bin ich fürs Rentenalter eigentlich noch zu jung. Komm um sieben in mein Häuschen an der Calle Palmera. Und vergiss nicht die hundertfünfzig Märker.«
So begann Elvira Paulke von vorn. Dabei fühlte sie sich reich und glücklich. Und manchmal war sogar etwas fürs Herz dabei, wovon Elvira eine kleine Zeit zehren konnte, bis ihr das Schicksal wieder jemanden zuspielte, von dem sie den Eindruck hatte, dass er es sehr gut mit ihr meinte …
E N D E
ROTE LATERNE wird fortgesetzt mit
Band 7
von Lisa Thomsen
Lavendel-Glorias Letzter Wille
Die Frankfurter Edeldirne ist heroinsüchtig und landet nach einer Überdosis in der Drogenklinik. Sie bittet Karin Clemens, die im Eros-Center als Kippen-Karin arbeitet, um Hilfe. Karin soll Gloria mit einem Maskerade-Trick aus der Drogenklinik holen. Vorher vertraut Lavendel-Gloria ihrer Befreierin eine Züricher Adresse
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