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Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)

Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition)

Titel: Heißes Pflaster Sachsen ROTE LATERNE Band 6 (Liebesroman Rote Laterne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Larsen
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hatte schon vor der Wende bestanden. Nun aber war es von einer Westberlinerin übernommen und vollständig renoviert worden. Der Wiener Stil gefiel Elvira ungemein. Es war alles so elegant und doch sehr behaglich.
    Elvira hatte ihre feste Ecke, die man nötigenfalls auch freimachte, wenn sie zur Tür hereingewalzt kam.
    »Hallo, Hallöchen!«, rief sie, als sie das »Wendler« betrat. Frau Wendler, eine schlanke, elegante Mitfünfzigerin, trat sogleich auf Elvira zu.
    »Guten Tag, gnädige Frau«, wurde Elvira begrüßt. »Ich dachte schon, Sie kämen nicht mehr.«
    »Ich wurde aufgehalten«, sagte Elvira. Hier war sie stets bemüht, ihren rheinischen Dialekt zu Unterdrücken. Es gelang ihr eigentlich gut. Nur wenn sie ein wenig erregt war, fiel sie wieder in ihn zurück.
    »Nein, nein, ich komme doch jeden Mittwoch, Frau Wendler. Es ist ja so schön hier bei Ihnen!«
    »Frau Barenberg hat schon nach Ihnen gefragt«, sagte Frau Wendler.
    »Ach, das ist ja reizend!« rief Elvira. Dann winkte sie der fülligen Frau mit dem Blümchenhut zu, die bereits am sogenannten Stammtisch saß.
    Wenn man Elvira später beobachtete, unterschied sie sich wirklich nicht von den bürgerlichen Damen, die den Tisch bevölkerten. Ein Gesprächsthema gab es immer. Vorzugsweise wurde über ein fehlendes Mitglied des Kaffeekränzchens hergezogen. Es wurde, wie in vielen Kaffeehäusern, geklatscht und man tauschte Neuigkeiten aus, deren Wahrheitsgehalt äußerst zweifelhaft blieb.
    Aber dies alles machte Elvira ungeheueren Spass. Sie schlüpfte damit in eine andere Rolle, war eine andere Frau und konnte für ein paar Stunden vergessen, dass es das »Puppenstübchen« und ein Bordell gab, mit dem sie sich ihr Brot verdiente.
    Für die Damen war Elvira eine Geschäftsfrau ohne nähere Definition. Es galt als elegant, wenn man über Geld und Geschäfte nicht sprach. Man gehörte eben nicht zum Heer der Arbeitslosen und musste sich um seine Existenz nicht sorgen. Man bezeichnete sich selbst als die »neue deutsche Klasse«, wobei das alte Muster noch ein wenig durchschimmerte. Die Vergangenheit wurde totgeschwiegen. Es existierte das Jetzt und Heute, so, als habe es ein Früher überhaupt nicht gegeben.
    Man trank Kaffee und Likör. Später ließ Elvira gewöhnlich Champagner kommen. Dazu gab es feinste Pralinen. So schlemmte sich Elvira durch die Stunden und bedauerte jedes Ruckerchen, das der Zeiger ihrer kleinen, teuren Uhr machte.
    Gegen halb sieben verabschiedete sich Elvira. Es war jedes Mal ein wortreicher Abschied, bei dem nochmals reichlich geehrt und geheuchelt wurde.
    Es dunkelte, als Elvira auf die Straße trat. Das »Wendler« lag in einer Fußgängerzone, in der um diese Zeit nicht mehr viel Betrieb herrschte. Elvira warf einen Blick auf die Uhr und eilte los. Sie kam genau bis zur nächsten Ecke.
    Da fühlte sie, wie ihr unter die Arme gegriffen wurde, und es durchzuckte sie ein eiskalter Schreck.
    »Heh, wat soll das?« fragte sie. Neben ihr standen zwei Männer in eleganten Anzügen. Sie hatten Elvira wie fürsorglich unter die Oberarme gegriffen.
    »Eine höfliche Einladung von unserem Chef!«, sagte einer der beiden. »Kommen Sie mit und machen Sie kein Theater. Mein Kumpel hat 'ne Knarre und einen nervösen Zeigefinger.«
    »Ihr seid wohl wat verrückt geworden?«, fauchte sie.
    »Kein Tänzchen, Elvira«, sagte der andere. Da entsann sie sich, sein Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Er gehörte zu irgendeiner der vielen Zuhälterbanden. »Ich blas dich aus, und wir sind weg, ehe du Pieps sagen kannst. Also los, gehen wir. Unser Wagen steht dort vorn. Wenn du die Klappe hältst, passiert deiner Perücke gar nischte.«
    Was blieb ihr anderes übrig, als den Männern zu folgen. Sie hätte auch gar nicht weglaufen können, denn man hielt sie in einem eisernen Griff, der schmerzte.
    Am Ende der Fußgängerzone stand eine teure Limousine. Die Männer stießen sie hinein, zwängten sich neben sie und einer, der wartend am Steuer saß, warf nun seine angerauchte Zigarette aus dem Fenster.
    »Pit, wir können«, sagte einer von Elviras Bewachern.
    »Hoffentlich habt ihr die Richtige? Im »Wendler« hocken lauter so alte Wachteln.«
    »Dir geb ich gleich was in die Fresse«, blökte Elvira.
    »Unverkennbar die Richtige«, meinte der Fahrer grinsend und fuhr an. Elvira kannte sich in der Gegend nicht mehr aus. Schließlich hielt der Wagen vor dem »Mirage«. Der Fahrer sprang heraus und öffnete ein Tor neben dem Lokal. Dann rollte

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