Heißes Versprechen
auf das Haus zugekommen sein und wollte sicherlich gut getarnt erscheinen. Der Spazierstock passte zum Rest seiner Kleidung. Dennoch fand ich es ungewöhnlich.«
Madeline wechselte einen Blick mit Artemas, ehe sie sich wieder Pitney zuwandte. »Können Sie uns sonst noch irgendetwas über ihn erzählen, Sir?«
»Ich fürchte nein. Seine Stimme habe ich nicht erkannt, und ich habe ein gutes Ohr für Stimmen. Wie gesagt, er war ein Fremder.«
Artemas trat etwas näher an das Bett heran. »Er hat mit Ihnen gesprochen. Was hat er denn gesagt, guter Mann?«
Pitney riss angesichts des scharfen Tonfalls der Fragen entsetzt die Augen auf. Madeline warf Artemas einen warnenden Blick zu, schüttelte sehr sachte den Kopf und wandte sich dann mit einem besänftigenden Lächeln wieder Pitney zu.
»Herr Hunt ist sehr darauf bedacht, diesen bestimmten Fremden zu identifizieren, Sir. Nicht auszumalen, was er uns angetan hätte, wäre es ihm gelungen, uns mittels des Weihrauchs bewusstlos zu machen. Auch der kleinste Hinweis könnte uns helfen, ihn zu finden.«
Pitney nickte ernst. »Nun, an seine wörtliche Formulierung kann ich mich nicht erinnern. Es hatte etwas damit zu tun, dass ich ihn zu meinen Geheimnissen geführt hätte. Er verlangte den Schlüssel zu meinem Schreibtisch oder irgend so etwas Verrücktes. Natürlich war mir sofort klar, worauf er es abgesehen hatte.«
»Und auf was?«, fragte Artemas.
»Auf meine Aufzeichnungen natürlich.« Pitney blinzelte misstrauisch in Richtung Tür, als ob er sich vergewissern wollte, dass im Flur niemand lauschte. »Seit Jahren schon arbeite ich daran. Jetzt stehe ich kurz vor der Entschlüsselung der Geheimnisse, und sie wissen es.«
»Geheimnisse?« Artemas warf Madeline einen Blick zu. »Sprechen Sie möglicherweise vom Buch der Geheimnisse? Der Band soll angeblich im letzten Jahr aus den Tempelgärten entwendet worden sein.«
»Nein, nicht doch.« Pitneys Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Das Buch der Geheimnisse ist nichts weiter als eine Sammlung uralter Rezepte für alchemistische Elixiere und Toniken. Vollkommener Unsinn. Meine Nachforschungen jedoch treffen mitten ins Herz des Vanza. Ich suche nach den großen wissenschaftlichen Geheimnissen, die man damals entdeckt hat und die über Jahrhunderte hinweg verschüttet waren.«
Artemas gelang es, ein Stöhnen zu unterdrücken. Den Mann auszufragen war hoffnungslos.
Pitney sah Madeline an. »Ein Jammer mit Ihrer Ehe, meine Liebe. Ich muss gestehen, sehr erleichtert gewesen zu sein, als ich hörte, Deveridge sei in den Flammen umgekommen. Eine ausgezeichnete Lösung eines höchst unglückseligen Problems.«
Artemas runzelte die Stirn. »Kannten Sie Renwick Deveridge?«
»Dem Mann bin ich nie begegnet, doch kurz vor seinem Tod sind mir gewisse Gerüchte zu Ohren gekommen.« Pitney nickte zweimal mit dem Kopf. »Ich hege kaum Zweifel daran, dass es sich bei dem Mann um einen Fremden gehandelt hat. In der Tarnung haben sie sich als sehr geschickt erwiesen.«
Artemas bezwang seine Ungeduld. »Welche Gerüchte sind Ihnen zu Ohren gekommen, Sir?«
Pitney blickte Madeline an. »Kurz bevor Ihr Vater verstarb, hat er einige seiner engsten Bekannten davor gewarnt, falls Deveridge vorbeikommen und Fragen über alte Vanza-Texte stellen sollte, wir uns vom Charme seines Schwiegersohns nicht einnehmen lassen sollten. Mir war sofort klar, dass Reed aufgegangen war, dass er seine Tochter einen Fremden hatte heiraten lassen.«
Artemas zögerte zunächst, doch dann wagte er den Vorstoß. »Linslade ist der Auffassung, Deveridges Geist habe ihm kürzlich einen Besuch abgestattet.«
Pitney schnaubte verächtlich. »Linslade redet doch ständig mit Gespenstern. Der Mann ist verrückt, wie alle Welt weiß.«
Artemas fragte sich, ob man Verrücktheit leichter erkannte, wenn man selbst ein Kandidat für die Irrenanstalt war.
»Halten Sie es für möglich, dass Deveridge die Flammen überlebt hat und nun ... äh ... in den Diensten der Fremden zurückgekommen ist, um nach den alten Geheimnissen des Vanza zu suchen?«
Pitney schnaubte. »Möchte ich bezweifeln. Madeline hier ist ganz die Tochter ihres Vaters. Die Dame ist kein Dummkopf.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Pitney warf Madeline ein wohlwollendes Lächeln zu. »Drücken wir es mal so aus, ich bin mir ganz sicher, sie hat die Geistesgegenwart besessen und sichergestellt, dass Deveridge mausetot war, bevor das Haus von den Flammen zerstört wurde. Ist dem nicht
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