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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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»Vorhin habe ich Weihrauch gerochen. Meiner Ansicht nach handelt es sich dabei um Kräuter, die zunächst Halluzinationen verursachen und dann einschläfern. Jemand versucht ganz bewusst, die Luft in dieser Kammer zu vergiften.«
    Er atmete tief ein und schüttelte verneinend den Kopf. »Ich kann nichts Ungewöhnliches riechen.«
    »Ich versichere Ihnen, ich verfüge über einen ausgezeichneten Geruchssinn, Sir, und ich rieche die einschläfernden Kräuter. Meine Tante hat seinerzeit mit ihnen experimentiert. Wir müssen schnellstens hier heraus.«
    Er blickte ihr direkt in die Augen. »Ich will Ihnen nicht widersprechen.«
    »Sie müssen den zweiten Ausgang finden, den Sie vorhin erwähnt haben.«
    Er blickte zur Decke. »Er wird genau hier sein, im Herzen des Labyrinths.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    »Der Ruß an den Fliesen ist hier am schwärzesten, und es führt keine Rußspur in die andere Richtung. Außerdem ist es durchaus nahe liegend, dass Pitney seinen Fluchtweg in der Nähe seines Arbeitszimmers einrichten würde.«
    Er zog ein Messer aus einer Scheide, die er unter seinem Mantel trug, und trat an die nächstliegende Wand. Die Messerspitze ließ er in einen winzigen Spalt zwischen zwei Fliesen gleiten. Doch lediglich die Spitze verschwand darin. Er ging zur nächsten Fuge und versuchte es erneut. Doch nirgendwo gelang es ihm, die Messerspitze tiefer hineingleiten zu lassen. Madeline beobachtete ihn ungeduldig, während er jede Fuge peinlich gründlich abtastete. Als er mit den Wän-den fertig war, kniete er sich hin und begann die Fugen des Bodens zu untersuchen. Der Kräutergeruch wurde immer stärker.
    »Ich hätte das Messer mitbringen sollen, das mir mein Vater gegeben hat.« Madeline betrachtete etwas unsicher Pitneys Verband. »Zu zweit hätten wir dies viel schneller erledigen können. Beim nächsten Mal werde ich es nicht
    vergessen.«
    »Es schmerzt mich, Ihnen dies sagen zu müssen, Madeline, aber die Tatsache, dass Sie sich im Umgang mit Messern und Pistolen auskennen, könnte sich für manch einen zukünftigen Ehemann als noch abstoßender erweisen als Ihre Sturheit.«
    »Falls ich mich jemals wieder nach einem Ehemann umschauen werde, werde ich wohl nach jemandem suchen, der diesen Dingen etwas offener gegenübersteht.«
    »Das werden Sie wohl müssen, nicht wahr? Doch wenn er tatsächlich so weltoffen ist, so fürchte ich, fällt er in die Kategorie der Exzentriker. Ihre Meinung über Exzentriker wiederum haben Sie bereits sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.« Artemas atmete tief durch und runzelte die Stirn. »Sie haben Recht, was den Weihrauch betrifft. Jetzt rieche ich es auch.«
    »Binden Sie sich Ihr breites Krawattentuch vor das Gesicht«, drängte sie ihn. »Das wird die Dämpfe ein wenig abschwächen.«
    Während sie sprach, wickelte sie sich ihren leichten Wollschal so um den Kopf, dass er sowohl Mund als auch Nase bedeckte. Die beißenden Kräuter konnte sie zwar immer noch riechen, doch war der Geruch nicht mehr ganz so überwältigend.
    Artemas fertigte sich ebenfalls eine Maske an und machte sich weiter an die Arbeit. Er hob den Teppich an und fuhr fort, mit der Spitze seines Messers die schmalen Risse abzu-tasten. Allmählich begann sich Madeline zu fragen, ob seine Theorie eines zweiten Ausgangs vielleicht ein Irrtum sein mochte. Sie enthielt sich jedoch einer Bemerkung, da sie selbst auch keinen besseren Vorschlag hatte.
    Als sie eines der Wandmuster betrachtete, schien es ihr, als ob es sich ganz leicht bewegen würde. Sie blinzelte und versuchte ihren Blick zu klären. Wieder bewegte sich das Muster.
    »Artemas, die halluzinierende Wirkung der Kräuter hat bereits eingesetzt. Wir haben nur noch sehr wenig Zeit.«
    Kurz unter dem Rand des Teppichs erkundete Artemas zwei weitere Fliesen.
    Das Messer sank bis zum Schaft hinein.
    »Ich glaube, wir haben unseren Ausgang gefunden.« Artemas steckte das Messer zurück in die Scheide.
    Er befühlte den Riss, fand Halt für seine Finger und löste einen der Steine. Madeline hörte das Quietschen der Scharniere. Ein Teil des Bodens öffnete sich und legte einen dunklen Gang frei. Modrige Luft drang durch die Öffnung und blies einige der Papiere vom Schreibtisch. Artemas blickte sie an. »Sind Sie bereit?«
    »Ja, aber was wird aus Herrn Pitney? Wir können ihn doch nicht hier zurücklassen.«
    »Ich trage Pitney.« Er richtete sich auf und übergab ihr die Laterne. »Sie müssen uns den Weg leuchten.«
    Sie nahm die Laterne

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