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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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und betrat den düsteren Durchgang unter dem Boden des Labyrinths. Artemas hob Pitney von dem blutbefleckten Teppich und legte ihn sich über die Schulter. Dann folgte er Madeline in den dunklen Steintunnel. Er hielt noch kurz inne, um den Boden wieder über sich zu schließen.

13. Kapitel
    »Die Wunde ist sauber.« Bernice legte letzte Hand an den frischen Verband, den sie um Pitneys schmale Schulter gebunden hatte. »Ich habe keinerlei Anzeichen für eine Infektion erkennen können, Sir. Sie haben großes Glück gehabt.«
    »Ich schulde Ihnen tiefsten Dank, gnädige Frau.« Eatons schmales Gesicht verzerrte sich schmerzhaft, doch warf er ihr einen Blick erschöpfter Dankbarkeit zu, bevor er sich wieder in die Kissen zurücksinken ließ. »In meiner Schublade hatte ich ein paar Heilkräuter aufbewahrt, die ich vor meiner Bewusstlosigkeit noch habe auftragen können.«
    »Zum Glück standen Ihnen diese zur Verfügung«, meinte Madeline vom Fußende des Bettes aus.
    »Mein Arbeitszimmer ist voll solcher Vorräte für den Ernstfall«, erwiderte Pitney. »Zusatzmunition für meine Pistole, Essen, Wasser und Ähnliches. Mir war stets bewusst, dass ich mich eines Tages in mein Labyrinth würde flüchten müssen. Früher oder später mussten die Fremden einfach einen Vorstoß wagen.«
    Der alte Mann mochte zwar wunderlich sein, dachte Artemas, doch hatte sich Pitney als ausreichend mutig und einfallsreich erwiesen, um demjenigen, der ihn angeschossen und in das Labyrinth gescheucht hatte, zu entfliehen.
    Er musterte Madeline. Die Vorstellung von Mut und Einfallsreichtum ließ ihn unwillkürlich auch an sie denken. Ihr schienen die Strapazen des Labyrinths und des Tunnels, durch den sie entkommen waren, nicht sonderlich zugesetzt zu haben. Bewunderung und Stolz überwältigten ihn.
    Nach ihrem Ausflug hatte sie ein Bad genommen und sich ein hellgraues Kleid aus zarter Wolle übergezogen. Ihr Haar war nun wieder sauber in der Mitte gescheitelt und zu beiden Seiten des Kopfes in eleganten Wellen zusammengefasst. Kleine Löckchen baumelten vor ihren Ohren. Wenn sie nicht eine solch sorgenvolle Miene gemacht hätte, hätte man meinen können, sie habe nichts Vergnüglicheres getan, als am Nachmittag einen alten Bekannten aufzusuchen.
    Dass sie den Ereignissen des Tages derart abgeklärt begegnen konnte, sagte wiederum sehr viel darüber aus, was sie im letzten Jahr durchgemacht hatte.
    Der versteckte Ausgang unter dem Fußboden hatte sie durch einen alten, modrigen Steintunnel geführt. In einer verlassenen Lagerhalle waren sie ans Tageslicht gekommen. Verdreckt und mit Pitney belastet hatten sie einige Schwierigkeiten gehabt, sich eine Kutsche zu mieten. Schließlich jedoch waren sie nach Hause zurückgekehrt. Während ihrer hastigen und unvollständigen Erklärungen hatte sich Bernice Pitneys angenommen. Dank ihrer Pflege war er schließlich wieder erwacht und hatte seine Umgebung wahrgenommen. Er hatte sie sofort erkannt.
    »Können Sie uns erzählen, was vorgefallen ist?«, erkundigte sich Artemas.
    »Ich fürchte, ich bin nicht mehr ganz so beweglich, wie ich es früher einmal gewesen bin«, erwiderte Pitney. »Der Fremde hat mich überrascht. So etwas wäre mir früher nicht passiert.«
    Madeline seufzte leise, was ihr Artemas wiederum nicht verübeln wollte. Pitney zu befragen würde schwierig werden. Der Mann schien offenbar alles auf jene eingebildeten Wesen abwälzen zu wollen, die er selbst erfunden hatte.
    Madeline blickte Pitney an. »Wissen Sie denn, um wen es sich bei dem ... äh ... Fremden, der Sie angeschossen hat, gehandelt hat, Sir?«
    »Nein. Er trug eine breite Krawatte in der Form einer Maske vor dem Gesicht, und er hatte den Hut bis tief in die Stirn gezogen.«
    »Können Sie uns irgendetwas über ihn sagen?«, drängte Madeline weiter. »Damit wir nach ihm Ausschau halten können?«
    Pitney runzelte die Stirn. »Von seinen Bewegungen her ein Mann in den besten Jahren. Keinerlei Schwierigkeiten mit Rheuma oder steifen Gelenken, so viel kann ich Ihnen versichern. Er trug einen Spazierstock mit einem goldenen Handgriff mit sich.«
    Artemas beobachtete, wie Madelines Hände sich um die Bettpfosten klammerten.
    »Einen Spazierstock?«, wiederholte sie behutsam.
    »Richtig. Ich erinnere mich, denn ich fand es recht seltsam. Es gehört nicht zu den Dingen, die ein im Vanza ausgebildeter Mann in einer solchen Situation mit sich herumtragen würde.« Pitney hielt inne. »Andererseits muss er von der Straße aus

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