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Heißes Versprechen

Titel: Heißes Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ich ein Vanza bin.«
    Es folgte ein kurzes, angespanntes Schweigen. Dann wandte er sich zu Bernice um. Es überraschte ihn, dass sie ihn nachdenklich betrachtete und dabei mit einem Finger auf die Stuhllehne trommelte.
    Er malmte mit den Zähnen.
    »Meiner Ansicht nach haben Sie die Situation noch nicht vollständig erfasst, Sir«, sagte Bernice schließlich.
    »Tatsächlich? Und was, verdammt, erfasse ich nicht, gnädige Frau?«
    »Es sind nicht die Gentlemen des Vanza, die Madeline Sorgen machen.«
    »Sie irren sich, sie nimmt jede Gelegenheit wahr, um mich auf die Fehler derer aufmerksam zu machen, die mit dieser Philosophie etwas zu tun haben. In ihren Augen sind die Männer der Vanza-Gemeinschaft allenfalls als schrullige Verrückte zu betrachten - wie beispielsweise Linslade und Pitney -, und schlimmstenfalls sind es gefährliche Schurken.«
    »Hören Sie mir zu, Sir. Madeline gibt sich selbst die Schuld, dass sie sich von Renwick Deveridge derart hat blenden lassen. Sie glaubt, wenn sie seinem verführerischen Wesen nicht nachgegeben und ihn geheiratet hätte, wäre ihr Vater heute noch am Leben.«
    Artemas erstarrte.
    »Es sind nicht die Gentlemen des Vanza, denen sie nicht vertrauen kann.« Bernice holte Luft. »Es sind ihre eigene Urteilskraft und ihre weiblichen Instinkte.«

14. Kapitel
    Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten trat Oswynn unsicheren Fußes aus der rauchigen Spielhölle. Er versuchte, die auf der Straße wartende Kutsche zu fixieren. Aus irgendeinem Grund war das Fahrzeug kaum zu erkennen, obwohl er das Scharren der Hufe und das Knirschen der Halfter wahrnahm. Er konzentrierte sich, doch der Umriss der Kutsche war für ihn fast unsichtbar. Er hatte gut getrunken an diesem Abend, doch nicht mehr als üblich. Auf jeden Fall kannte er dieses Problem mit den Augen sonst nicht einmal dann, wenn er sturzbetrunken war. Vielleicht war es der leichte Nebel, der die Sicht behinderte.
    Er schüttelte kurz den Kopf und klopfte seinem neuen Bekannten auf die Schulter. Der hellblonde Mann gab an, Poet zu sein. Zumindest besaß er die geschmeidige Eleganz und ein schönes Gesicht, die man mit dieser Tätigkeit assoziierte.
    Der Poet war auch sehr modebewusst. Seine Krawatte hatte er zu einem sehr komplizierten Knoten gebunden. Sein dunkler Mantel war elegant geschnitten. Sein Spazierstock war ebenfalls sehr ausgefallen. Der goldene Knauf hatte die Form eines bedrohlich wirkenden Vogels.
    Der Poet, der eine etwas lebensmüde Langeweile und amüsierte Herablassung den anderen gegenüber gezeigt hatte, verschwendete keine Zeit mit Leuten, die ihn langweilten. Die Tatsache, dass der blonde Mann Interesse an ihm gezeigt hatte, so glaubte Oswynn, musste bedeuten, dass der Poet ihn für einen der wenigen erachtete, als einen Mann nämlich, der lediglich an den ausgefallensten Vergnügungen Gefallen fand.
    »Vom Wein und vom Kartenspiel habe ich für heute Abend genug«, verkündete Oswynn. »Ich werde mich wohl zu einem bestimmten Etablissement in der Rose Lane begeben. Möchten Sie mich begleiten?« Er zwinkerte heftig. »Man munkelt, die alte Puffmutter dort würde heute Abend neu eingetroffene Ware vom Land versteigern.«
    Der Poet warf ihm einen flüchtigen, über alle Maßen indignierten Blick zu. »Blasse, milchgesichtige Gänse, nehme ich an.«
    Oswynn zuckte mit den Schultern. »Ein Gänserich wird wohl auch mit dabei sein«, bemerkte er und kicherte über sein gelungenes Wortspiel. »Frau Bird ist stolz darauf, selbst sehr unterschiedlichen Geschmäckern etwas bieten zu können.«
    Der Poet hielt auf dem Trottoir inne und hob leicht genervt eine Augenbraue. »Es überrascht mich, dass ein Mann mit Ihrer Erfahrung sich von einem derartigen Angebot so leicht befriedigen lässt. Welchen Gewinn zieht man denn daraus, mit einer dummen Bauerntochter ins Bett zu steigen, die mit Laudanum fast vollkommen bewusstlos gemacht worden ist?«
    »Nun ...«
    »Und was die Jungs angeht, so habe ich davon Kenntnis, dass Frau Bird sie sich aus den Elendsvierteln holt, wo sie darin ausgebildet wurden, Ihnen die Taschen auszurauben, während Sie sich von ihren Turnübungen erholen.«
    Die herablassende Art seines neuen Gefährten war zwar lästig, doch erkannte Oswynn, dass der Poet ein Gentleman mit einem offenbar sehr empfindsamen Gemüt war. Wie allgemein bekannt, waren solche Menschen an den merkwürdigsten Ausschweifungen interessiert. Vermutlich hatte es etwas mit dem Beruf des Schriftstellers zu tun. Die Eskapaden

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