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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Glück heute zum zweiten Mal
verlassen sollte und jemand im Sommerhaus war, dann wollte sie mit ihren
Scheinwerfern nicht schon im voraus eine Warnung abgeben.
    Sie fuhr also zu demselben Ort, an dem sie
auch das letzte Mal geparkt hatte, obwohl sie von dort aus fast zwei Kilometer
durch den Wald laufen mußte. Aber das war kein Problem für sie. Sie hatte sich
niemals vor der Dunkelheit oder vor den Tieren des Waldes gefürchtet. Dennoch
suchte sie sich zur Sicherheit einen Stock, falls sie auf eine Schlange stoßen
sollte, bevor diese scheue Kreatur sich vor ihr versteckt hatte.
    In der Nacht war es laut im Wald und voller
Betriebsamkeit. Waschbären kletterten auf den Bäumen, Eulen riefen, Frösche
quakten, Insekten schwirrten herum, Nachtvögel schlugen und Zikaden zirpten wie
verrückt. Der Wind trug zu der Kakophonie noch seinen Teil bei, die Kiefern
wiegten sich sacht in der Brise. Faith ließ sich Zeit und achtete darauf, daß
sie den Weg nicht verlor. Als sie einen kleinen Bach an genau der gewohnten
Stelle kreuzte, mußte sie über die Genauigkeit ihres Ortssinns lächeln. Sie
ließ das Licht der Taschenlampe über das Wasser gleiten, um sicherzugehen, daß
dort nicht gerade jetzt eine Wasserschlange ihr Bad nahm. Dann hüpfte sie auf
einen flachen Stein mitten im Bach und von dort aus an das andere Ufer. Von
hier aus waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zum Sommerhaus.
    Fünf Minuten später hielt sie am Rande der
Lichtung inne und überblickte erst einmal das Terrain, bevor sie den Schutz der
Bäume verließ. Das Haus war dunkel und ruhig. Sie horchte, hörte aber nur die
ganz normalen nächtlichen Geräusche. Das Wasser schwappte gegen den Bootssteg,
die glatte Oberfläche des Sees kräuselte sich hier und da, wobei das
Spiegelbild des fast vollen Mondes sich verzerrte. Nachtaktive Fische schlugen
ihre eigenen Kreise und trugen durch gelegentliches Springen zu den nächtlichen
Geräuschen bei.
    Auf leisen Sohlen lief Faith den Hang zum Haus hinunter. Was
sollte sie tun, wenn das Bootshaus abgeschlossen war? Das wäre wahrscheinlich
der Fall, obwohl sie das Sommerhaus selbst neulich unverschlossen gefunden
hatte. Aber damals war auch Gray dagewesen. Er hatte das Haus geöffnet und
vermutlich dort nach dem Rechten gesehen.
    Wenn sie eine richtige Abenteuerin wäre, dann würde sie sich von
geschlossenen Türen nicht abhalten lassen und unter dem Eingang zum Bootshaus
hindurchtauchen.
    Aber sie war keine solche Abenteuerin.
    Nächtliches Unterwasserschwimmen war nicht ihre Sache. Allein bei
dem Gedanken, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und unter die dunkle Oberfläche
des Sees zu tauchen, bekam sie eine Gänsehaut. Wenn das Bootshaus wirklich all
die Jahre über ungenutzt gewesen war, dann wurde es jetzt vermutlich von
Mäusen, Schlangen, Eichhörnchen und vielleicht dem einen oder anderen
Waschbären bewohnt, die sich alle über einen plötzlichen Besucher erschrecken
würden. Sie würde den Bewohnern dort lieber ausreichend Warnung zukommen lassen,
indem sie an der Tür rüttelte oder vielleicht ein Fenster einschlug, wenn es
denn dort ein Fenster geben sollte. Ihr war bisher allerdings keines
aufgefallen.
    Das Bootshaus hob sich hell vor dem glitzernden schwarzen Wasser
ab, die weißen Wände sahen im Mondlicht gespenstisch aus. Als Faith den Kiesweg
hinauflief, ließ sie ihre Taschenlampe über die breiten Türen gleiten.
Enttäuscht seufzte sie auf. Ein dickes, glitzerndes Stahlvorhängeschloß
sicherte die Tür. Ein ganz normales Schloß hätte sie vielleicht aufbekommen,
aber vor diesem hier mußte sie passen. Ihr einziger Ausweg wäre ein Fenster.
    An der Stegseite jedoch war keines, nur eine
glatte Wand. Sie lief auf die andere Seite und starrte mit gemischten Gefühlen
zu dem Fenster hinauf, das wie ein schwarzes Auge in einem blassen Gesicht
wirkte. Immerhin gab es ein Fenster, bei dem sie die Scheibe hätte zerschlagen
können. Aber andererseits endete der feste Boden gerade so, daß sie nicht
direkt darunter stehen konnte. Das Fenster lag außerdem so hoch, daß sie sich nur
mit Mühe hätte hinaufhangeln können. Mit etwas gutem Willen war es zwar nicht
unmöglich, aber doch recht schwierig.
    Eine sehr warme, sehr feste Hand schloß sich
um ihren Oberarm und wirbelte sie herum. Sie prallte gegen einen muskulösen,
festen Körper. »Ich habe dir doch gesagt, was ich tun werde, wenn ich dich hier
noch einmal antreffe«, sagte Gray leise.

16
    Er trug sie auf die Veranda, wo

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