Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
begreifen, warum Faith ihre
Nase lieber in ein Buch steckte, als sich zu amüsieren.
    Diese kostbaren Momente allein, wenn Faith in
Frieden lesen konnte, waren der Höhepunkt des Tages – ausgenommen die Tage, an
denen sie Gray gesehen hatte. Manchmal glaubte sie, ohne Bücher wahnsinnig zu
werden und ohne Unterlaß schreien zu müssen. Aber ganz gleich, was Papa auch
tat, ganz gleich, wer über ihre Familie schlecht sprach, ganz gleich, was Russ
und Nicky trieben und wie sehr Scottie auch kränkelte, wenn sie ein Buch vor
sich hatte, dann konnte sie sich darin verlieren. Und heute hatte sie reichlich
Zeit zum Lesen und konnte sich in die Geschichte der Rebecca vertiefen.
Sie legte sich auf ihre Pritsche, zog die Kerze unter ihrem Bett hervor,
zündete sie an, stellte sie neben sich und lehnte ihren Rücken gegen die Wand.
Das Kerzenlicht, so schwach es auch sein mochte, machte das grelle Licht der
Glühbirne wett. Sie erlaubte es ihr zu lesen, ohne die Augen allzusehr
anzustrengen. Eines Tages würde sie sich eine Lampe kaufen. Sie stellte sich
eine richtige Leselampe vor, die ein weiches, helles Licht verbreitete.
Zusätzlich würde sie noch eines dieser Lesekissen besitzen und es sich in den
Rücken klemmen.
    Eines Tages.
    Es war schon fast Mitternacht, als sie den
Kampf mit ihren schweren Augenlidern aufgab. Sie haßte es, wenn sie aufhören
mußte, da sie keine Minute dieser wertvollen Zeit verschwenden wollte. Aber
sie war so müde, daß sie sich gar keinen Reim mehr aus den Worten machen
konnte. Die Worte aber zu verschwenden war noch viel schlimmer als die Zeit zu
vertrödeln. Seufzend stand sie auf, legte das Buch in sein Versteck zurück und
löschte das Licht. Dann kroch sie zwischen die Laken, wobei die Pritsche unter
ihrem Gewicht ächzte, und blies die Kerze aus.
    Paradoxerweise konnte sie in der plötzlichen Dunkelheit nicht
einschlafen. Sie wälzte sich auf der schmalen Pritsche, halb dösend, halb
wachträumend hin und her und durchlebte noch einmal die geheimnisvolle
Liebesgeschichte des eben gelesenen Buches. Sie hörte Russ und Nicky kurz vor
ein Uhr vorfahren. Rücksichtslos laut torkelten sie ins Haus und lachten
schallend über irgend etwas, das ihre Saufkumpane sich an diesem Abend
geleistet hatten. Beide waren noch minderjährig. Aber etwas so Unwichtiges wie
das Gesetz hatte einen echten Devlin noch nie an irgend etwas gehindert. Die
Jungen konnten sich zwar nicht in Kneipen sehen lassen, aber es gab noch
genügend andere Quellen, um sich Alkohol zu beschaffen. Manchmal
stahlen sie ein paar Flaschen, manchmal überredeten sie andere Leute, Alkohol
für sie zu kaufen. Das wiederum bedeutete, daß sie das Geld
dafür gestohlen hatten. Keiner der beiden hatte eine Arbeit, weder Teilzeit
noch sonst irgend einen Job, weil niemand sie anstellen wollte. Es war
schließlich stadtbekannt, daß die Devlinjungs einen bis auf das Hemd auszogen.
    »Der alte
Poss«, kicherte Nicky. »Braaach!«
    Diese Bemerkung reichte, um bei Russ einen
Schluckauf zu provozieren. Von den wenigen Satzbrocken, die Faith mitbekam,
schien es so, als ob 'der alte Poss', wer immer das auch sein mochte, sich bei
einem lauten Knall erschreckt hatte. Die Jungen schienen das zum Schreien
komisch zu finden, würden sich aber vermutlich schon am nächsten Morgen nicht
mehr daran erinnern können.
    Sie weckten Scottie, der aber nur grunzte, nicht weinte. Also
blieb sie in ihrem Bett. Sie wäre nur äußerst ungern im Nachthemd in das
Zimmer ihrer Brüder gegangen. Dennoch hätte sie es getan, wenn Scottie
ängstlich geworden und in Tränen ausgebrochen wäre. Aber Nicky sagte: »Sei
ruhig und schlaf wieder.« Daraufhin verstummte Scottie. Innerhalb weniger Minuten
schliefen sie alle, und das Schnarchen hob und senkte sich in der Dunkelheit.
    Eine halbe Stunde später kam Jodie nach
Hause. Sie war leise, jedenfalls versuchte sie leise zu sein. Sie ging auf
Zehenspitzen durch das Zimmer und trug ihre Schuhe in der Hand. Der Gestank von
Bier und Sex hing an ihr, eine ekelerregende gelb-rot-braune Mischung. Sie
machte sich nicht die Mühe sich auszuziehen, sondern ließ sich zufrieden
seufzend auf ihre Pritsche fallen.
    »Bist du noch wach, Faithie?« fragte sie kurz darauf mit lallender
Stimme.
    »Ja.«
    »Das
dachte ich mir. Du hättest mit mir mitkommen sollen.
    Wir hatten jede Menge Spaß, echt.« Der letzte Satz hatte einen
tiefen erotischen Unterton. »Du weißt gar nicht, was du verpaßt, Faithie.«
    »Dann
verpasse ich doch gar

Weitere Kostenlose Bücher