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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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so wehtat. Schon seit Jahren war sie Amos gegenüber vollkommen
abgestumpft, hatte noch nicht einmal mehr Angst. Zu lieben gab es da schon
lange nichts mehr, denn der Mann hatte sich mit unzähligen Flaschen Whiskey
selbst zerstört. Wenn er jemals anders gewesen war, dann war es damit bei ihrer
Geburt jedenfalls schon vorbei gewesen. Aber irgendwie glaubte sie, daß er
sich nicht viel verändert hatte. Er war einfach die Art Mensch, die immer andere
für die eigene Misere verantwortlich machte, anstatt selber etwas dagegen zu
unternehmen.
    Wenn er manchmal nüchtern war, konnte Faith erahnen, was Renee
seinerzeit an ihm anziehend gefunden hatte. Amos war etwas größer als der
Durchschnitt und besaß einen drahtigen Körper, der niemals Fett angesetzt
hatte. Sein Haar war noch immer dunkel, wenngleich es auch ein wenig schütter
geworden war. Man konnte ihn noch immer als gutaussehenden Mann bezeichnen –
sofern er nüchtern war. Betrunken wie jetzt jedoch, unrasiert, mit
unordentlich und fettig herabhängendem Haar, rotgeschwollenen, alkoholisierten
Augen und aufgedunsenem Gesicht gab es überhaupt gar nichts, was man hätte
attraktiv finden können. Seine Kleidung war voller Flecken und dreckig, und er
stank gen Himmel. Seinem säuerlichen Atem nach zu urteilen hatte er sich an
diesem Tag bereits mehr als einmal übergeben. Die Flecken auf der Vorderseite
seiner Hose zeugten davon, daß er beim Wasserlassen nicht sehr umsichtig
gewesen war.
    Er trank schweigend die Flasche aus und rülpste laut. »Muß
pinkeln«, verkündete er, stand taumelnd auf und ging auf die Eingangstür zu.
    Faith hörte, wie der Urin auf die Türschwelle spritzte und eine
Pfütze bildete, durch die jeder, der heute Nacht irgendwann zu Hause auftauchte,
hindurchgehen mußte. Sie würde gleich als erstes morgen früh den Fußboden
wischen.
    Amos torkelte wieder ins Haus. Er hatte seinen Hosenschlitz nicht
geschlossen, aber wenigstens war sein Geschlecht nicht zu sehen.
    »Ich gehe ins Bett«, verkündete er und verzog sich. Faith sah ihn
stolpern und sich am Türknauf wieder aufrichten. Er zog sich nicht aus, sondern
fiel so, wie er war, auf das Bett. Wenn Renee nach Hause kam und Amos in seinen
dreckigen Klamotten quer über dem Bett liegen sah, würde sie einen Riesenaufstand
machen und alle im Hause wecken.
    Innerhalb weniger Minuten hallte Amos' lautes Schnarchen durch die
beengte Baracke.
    Faith stand eilig auf und ging zu dem kleinen Anbau am hinteren
Ende des Hauses, den sie sich mit Jodie teilte. Nur Amos und Renee hatten ein
richtiges Bett, alle anderen besaßen lediglich Pritschen. Sie machte das Licht
an, eine einzige nackte Glühbirne, und streifte sich schnell ihr Nachthemd
über. Dann zog sie ihr Buch unter der Matratze hervor. Jetzt, wo Scottie
schlief und Amos schnarchte, hatte sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein paar
friedliche Stunden für sich, bevor die anderen wieder eintrudelten. Amos kehrte
immer als erster zurück, verließ allerdings auch am Morgen als erster das Haus.
    Sie hatte gelernt, jede Gelegenheit zur
Entspannung zu nutzen und den Augenblick zu genießen. Sie hatte viel zu wenige
solcher Augenblicke in ihrem Leben, als daß sie sie einfach verstreichen
lassen könnte. Sie liebte Bücher und las alles, was ihr in die Hände fiel. Es hatte
etwas Wunderbares, wie man die Wörter
aneinanderreihen und dadurch eine ganz neue Welt erschaffen konnte. Beim Lesen
konnte sie diese vollgestopfte Baracke hier vollkommen vergessen. Sie durfte
aufregende Welten voll Schönheit und Liebe betreten. Wenn sie las, dann glaubte
sie jemand anderes zu sein, jemand, der Respekt verdiente. Und nicht eine von
diesen heruntergekommenen Devlins.
    Sie hatte jedoch auch gelernt, nicht in
Gegenwart von Papa oder den Jungen zu lesen. Wenn es glimpflich abging, dann machten
sie sich lediglich lustig über sie. Wenn sie aber übler Laune waren, dann
konnte es passieren, daß sie ihr das Buch entrissen und es ins Feuer oder in
die Toilette warfen. Wenn sie dann hektisch versuchte, das Buch zu retten,
wollten sie sich nicht mehr einkriegen vor Lachen, ganz so, als ob es das Komischste
sei, was sie jemals gesehen hätten. Renee warf ihr manchmal vor, daß sie ihre
Zeit mit Lesen verschwendete, anstatt sich um andere Dinge zu kümmern, aber
immerhin nahm sie ihr die Bücher nicht weg. Jodie machte sich zwar manchmal
über sie lustig, aber im Grunde genommen war es ihr vollkommen gleichgültig,
was ihre Schwester tat. Sie konnte schlicht nicht

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