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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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von den meisten Motels gewohnt war. Ein kleines Sofa mit Tisch stand neben
der Tür, dahinter ein großes Doppelbett. Auf dem langgezogenen Schreibtisch stand
auf der einen Seite der Fernseher, auf der an das Badezimmer angrenzenden
Seite war Platz zum Schreiben. Der Schrank war ausreichend, und der
Ankleidebereich groß genug, daß zwei Leute bequem zurechtkamen, ohne einander
ständig anzurempeln. Sie öffnete die Badezimmertür und erwartete eine normale
Wanne. Statt dessen jedoch befand sich dort eine große Dusche mit Schiebetüren.
Da sie ohnehin nie badete, war sie über den vielen Platz erfreut. Alles in
allem präsentierte sich das kleine Motel überdurchschnittlich.
    Sie packte ihre Toilettenartikel und die
Wäsche zum einmaligen Wechseln aus. Dann sann sie über ihr weiteres Vorgehen
nach. Ihr Anliegen sollte ihr eigentlich keine besonderen Schwierigkeiten
bereiten, solange sie niemand als eine Devlin erkannte. Doch kleine Städte
hatten oft ein gutes Gedächtnis. Und Prescotts Herz und Seele schlugen für die
Rouillards.
    Am einfachsten und unverfänglichsten wäre es
sicherlich, in der Stadtbücherei die alten Zeitungen durchzugehen. Die
Rouillards waren ständig in der Zeitung gewesen. Wenn also Guy Rouillard nach
Hause zurückgekehrt war und seine gewohnten Geschäfte wiederaufgenommen hatte,
würde sie schon bald auf seinen Namen stoßen.
    Sie blickte auf die Uhr. Sie hatte nur etwa eine Stunde Zeit. Wie
sie die kleine Bücherei in Erinnerung hatte, schloß sie im Sommer abends um sechs Uhr. Und in einem Ort von der Größe
Prescotts würde sich so etwas nicht schnell ändern. Ihr Hunger konnte warten,
die Bücherei dagegen nicht.
    Es war schon eigenartig, wie selektiv die
Erinnerung arbeitete. Als sie noch hier wohnte, hatte sie das Motel nie bewußt
gesehen, aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bücherei aufgesucht.
Dennoch konnte sie sich an das Motel erinnern, wogegen ihr der Weg zur Bücherei
nicht mehr geläufig war. Sie zog das schmale Telefonbuch aus der Schublade,
suchte die Anschrift der Bücherei heraus und erinnerte sich erst dann, wo diese
sich befand. Sie griff nach ihren Schlüsseln, ging zum Auto und fuhr wieder
nach Prescott hinein. Früher hatte die Bücherei hinter dem Postamt gelegen.
Dort jedoch stand sie jetzt nicht mehr.
    Sie sah sich um und seufzte. Ein großes
Schild neben der Post wies die Richtung zur neuen Bücherei von Prescott. Der Architekt
hatte sich von der glatten, modernen Bauweise abgewandt und statt dessen ein
zweistöckiges Klinkergebäude mit vier weißen Säulen gebaut, dessen breite
Fenster von Jalousien verhängt waren. Parkplätze waren mehr als reichlich
vorhanden, denn lediglich drei Autos standen davor. Faith erhöhte diese Zahl
auf vier und eilte auf die Doppeltüren zu. Das Schild auf der linken Tür
bestätigte ihre Annahme, daß die Bücherei von neun Uhr morgens bis sechs Uhr
abends geöffnet war.
    Die Bibliothekarin war klein, plump und gesprächsfreudig. Faith
konnte sich überhaupt nicht an sie erinnern. Sie ging auf den Tresen zu und
fragte nach dem Zeitungsarchiv.
    »Gleich hier drüben«, antwortete die Frau und
kam hinter dem Tisch hervor. »Jetzt ist natürlich alles auf Microfiche. Suchen
Sie nach einem bestimmten Datum? Ich zeige Ihnen, wie die Microfiches geordnet
sind und wie man den Leseapparat bedient.«
    »Das ist nett, vielen Dank«, erwiderte Faith.
»Ich möchte so ungefähr vor zehn Jahren anfangen, vielleicht auch noch etwas
weiter zurück.«
    »Kein Problem. Vor zwei Jahren noch wäre es schwierig gewesen.
Aber als wir in dieses Gebäude hier umzogen, wollte Mr. Rouillard alles auf
Microfiches haben. Das System war ja auch wirklich etwas veraltet. Jetzt ist
alles viel einfacher zu handhaben.«
    »Mr. Rouillard?« fragte Faith und versuchte ihre Stimme so
beiläufig wie möglich klingen zu lassen, obwohl ihr das Herz fast stehenblieb.
Guy war also tatsächlich zurückgekommen.
    »Gray Rouillard«, sagte die Bibliothekarin. »Der Familie gehört ja
praktisch die ganze Stadt – die ganze Gemeinde, wenn man so will. Aber er ist
wirklich ganz reizend.« Sie hielt kurz inne. »Sind Sie denn hier aus der
Gegend?«
    »Das ist schon eine ganze Weile her«, erwiderte Faith. »Meine
Familie zog von hier fort, als ich noch ein Kind war. Ich wollte einmal nach den
Todesanzeigen einiger Verwandter schauen. Wir haben über die Jahre den Kontakt
zu ihnen verloren. Ich arbeite gerade an einem Stammbaum und würde gern
wissen, was aus

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